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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Habseligkeiten durch. Ich stellte schnell fest, worauf der Merkurier ausgewesen war – auf meinen Photoschlüssel zum Pressezimmer. Hastig schlüpfte ich in meinen Coverall und folgte ihm.
    Auf den Korridoren war niemand zu sehen. Die Tür des Pressezimmers stand offen, und der Nachtwächter darin schlief. Die Halle war dunkel und, vom Merkurier und mir abgesehen, leer. Ich spähte durch die verwischenden, leicht verschwommen wirkenden durchsichtigen Scheiben und versuchte, ihn auszumachen. Ah ja, er schritt eilig durch den kallistoer Teil zum oberonischen dahinter.
    Ich folgte ihm, obgleich ich für ein solches Abenteuer völlig unvorbereitet war. Die kallistoer Abteilung, das wußte ich, konnte mir nicht schaden. Der Luftdruck war ein bißchen niedriger, und die Luft selbst roch penetrant nach seltenen Gasen, aber ansonsten unterschied sie sich nicht sehr von der Erde. Doch die oberonische – hier handelte es sich um den rheanischen Teil – war anders. Sie war kalt, verdammt kalt. Also war ich gezwungen, dem Merkurier aus sicherer Entfernung zuzusehen. Es schien etwas – was, konnte ich nicht sehen – mit dem Mechanoübersetzer zu machen. Und dann kam er zurück. Ich drückte mich in eine Ecke und wartete, bis er vorüber war, dann folgte ich ihm durch das Pressezimmer, vorbei an dem bewußtlosen oder vielmehr schlafenden Nachtwächter, und legte mich wieder ins Bett. Ich schlief sofort ein, und als ich aufwachte, war mein Lichtschlüssel an seinem Platz.
    Das war der Morgen des Tages, als das Oberonische Reich endgültig scheiterte …
     
    Barbara King sah, wie es geschah. »Ich kam aus meinem Zimmer«, erzählte sie mir, als wir am Abend gemeinsam feierten, »und hatte ein wenig Zeit übrig, außerdem ahnte ich, was geschehen würde. Ich spazierte die Promenade entlang. Glücklicherweise schaute die Erdabteilung genau in die Richtung. Es war ein riesiger blauer Blitz. Er überlagerte die Sterne und blendete mich.«
    »Und er tötete den oberonischen Diktator«, fiel ich ein. »Aber ich bin mir über einige der Details nicht klar.«
    Ich wandte mich an den stählernen Merkurier, dessen Geist spürbare Güte ausstrahlte. »Ich weiß natürlich, daß Sie alles, was in den Köpfen der Oberonier herumspukte, auffangen konnten. Deshalb erfuhren Sie auch von der Richtstrahlverbindung mit dem Diktator auf dem neuen allotropischen Quecksilberschiff. Und als Sie dieses superheterodyne Gerät an ihrem Geheimsender anbrachten, verursachte es eine Vibration im Empfänger auf dem Schiff. Ich glaube Ihnen, daß eine Vibration dieser speziellen Art genügt, ein solches Schiff zu zerstören, weil sie die komplexe Anordnung der Quecksilberatome zur Auflösung bringt. Aber was ich gern wissen möchte, ist, wieso Sie ausgerechnet dieses Gerät bei sich hatten.«
    Die Gedanken des Merkuriers wurden plötzlich sehr ernst. »Wir stehen tief in der Schuld meines Vorgängers, des Delegierten, der sich für uns alle opferte. Sie müssen wissen, daß Gedankenübertragung normalerweise nur über kurze Entfernungen möglich ist. Doch durch konzentrierteste Anstrengung kann der Gedanke so sehr verstärkt werden, daß er jeden Empfänger erreicht, auf den der Sender abgestimmt ist, wo immer er sich auch bis zu Entfernungen von Hunderten von Millionen Kilometer befinden mag. Doch zehrt eine solche Anstrengung sehr stark am Verstand des Senders.
    Mein Vorgänger, der mir ein sehr naher Freund gewesen ist, setzte seine ganze Geisteskraft ein, um mich auf dem Merkur über alles zu informieren. Dann, als er die ersten Anzeichen des Verfalls spürte, tötete er sich. Und auch das erfüllte den beabsichtigten Zweck. Als Nachfolger für einen Verstorbenen erweckte mein Kommen keinen Verdacht. Auch durfte mein Diplomatengepäck nicht durchsucht werden. Ich war also in der Lage, das Gerät ohne Schwierigkeiten hierherzubringen.«
    Barbara nickte. »Ich war ziemlich sicher, daß Ihr Freund etwas unternehmen würde.«
    Ich lehnte mich zurück und zündete mir voll Behagen eine Zigarette an. Diese kleineren Mächte mit ihren ungeheuren Geisteskräften gaben wirklich gute Verbündete ab.
     

 
    Anfang 1942 erhielt ich ein Telegramm meiner früheren Vorgesetzten von Popular Publications. Sie boten mir an, mich wieder einzustellen, zwar nicht auf einem so verantwortungsvollen Posten, wie ich ihn zuvor gehabt hatte, als Redakteur, wo ich für mein Magazin annehmen oder ablehnen konnte, was ich für richtig hielt, sondern als Assistent Alden H. Nortons,

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