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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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nicht.«
    »Du musst dir ’n andern Doofen suchen, der aus deinem Gewinsel Musik macht.«
    »Leg in Zukunft auf Teepartys auf, Arschloch-DJ-Çay.«
    »Oha, das klingt ehrlicher als …«, mit Fistelstimme, »… du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht verlieren.«
    »Stimmt. Das war falsch. Ich kenn dich gar nicht.« Noch hundert Meter und sie sind am Heiligengeistfeld. Nora bleibt stehen.

    »Kein Bock auf’n Spaziergang? Komm, weiter, du bist so … unentspannt. Fickt er nicht gut?« Mehmet dreht sich um und starrt Nora ins Gesicht.
    »Wer?« Sie starrt zurück.
    »Mein alter Freund Keath.«
    »Krass. Mehmet, der alte Freund von Keath, will wissen, wie gut besagter alter Freund seine Freundin fickt«, sagt Nora wie zu sich selbst. »Muss man ein Kerl sein, um solche Interessen zu entwickeln, oder bloß ’n Idiot?«
    Blickemessen. Verächtliches Hin- und Herstarren.
    Nora geht und streicht den Auftritt von Pickwood im Club um 21 Uhr von der Liste ihrer Wunschkonzerte. Hoffentlich wird die Gitarrenband aus Greifswald bald noch mal auftreten. Jetzt kann nur die größtmögliche Entfernung zwischen ihr und Mehmet verhindern, dass sie den Point of no Return überschreiten.
    »Keine Antwort ist auch ’ne Antwort!« Der blöde Spruch und Mehmets Gelächter schallen hinter ihr her.
    Ein Abgrund tut sich auf, wo früher mal der Mehmet, den sie kennt, gestanden haben könnte. Trotzdem fühlt sich Nora, als hätte sie eine Schlammschlacht hinter sich, irgendwie erleichtert, und sie murmelt: »Fick dich ins Knie.«
    »Ich hör dich«, höhnt er hinter ihr.
    Da wird sie wieder wütend: »Wie lange willst du den Affentanz noch abziehen?«
    »Du verwechselst mich mit deinem anderen besten Freund, dem Profi-Affentänzer.«
    Das verschlägt Nora die Sprache.
    Blind vor Wut stürmt sie an den vollen Biergärten vorbei die Reeperbahn runter und kontrolliert mehrmals, ob er ihr folgt.
Ihre Lust, auf Mehmets verletztem Ego rumzutrampeln, ist übermächtig.
     
    Zu Hause dreht Nora die Dusche zwanzig Minuten lang voll auf, bevor sie sich etwas abgekühlter an den Küchentisch setzt und Erdbeerquark mampft.
    »Maikas Mutter ist im Krankenhaus«, sagt Yolanda.
    Nora lässt den Löffel sinken. »Von wem hast du das?«
    »Von der Malik vom Fan-Club. Hat Maika nichts gesagt?«
    »Sie ist, was ihre Privatsachen anlangt, nicht so geschwätzig wie die Malik.«
    »Du auch nicht.«
    Ein Hauch von einem Luftzug zieht an Nora vorbei, sämtliche Fenster sind offen, die Rollos halb zu. Das Sommerabendlicht ist nicht so schön wie das in der Ostseedatscha in Stegna mit ihren Holzläden, aber auch schön.
    »Auch die Einzelheiten über dein bewegtes Leben sind zurzeit topsecret.«, hakt Yolanda nach.
    »Wieso ist sie im Krankenhaus?«
    »Anscheinend gestürzt. Aber das Geschwätz von der Malik interessiert dich garantiert nicht.«
    »Stimmt.« Der Quark ist lecker.
    Yolanda legt ihre nackten Füße auf den Stuhl.
    »Hübsches Kleid«, sagt Nora.
    »Ja«, freut sich ihre Mutter, »vom Kleidertausch. So gut wie neu. Wieso ziehst du dich bei dem Wetter nicht luftiger an?«
    »Will keinen Sonnenbrand.« Und die blauen Flecken an Armen und Oberschenkel von Schuhmacher will sie erst recht nicht herzeigen.
    »Was macht Maika eigentlich außer dem Putzjob im Club?«

    »Mittlere Reife.«
    Missbilligend schüttelt Yolanda den Kopf. »Die Malik redet nur dummes Zeug.«
    »Das Beste ist wirklich, wenn niemand weiß, wer man ist und was man tut.«
    Der Quark ist alle. Nora schleckt die Schale aus.
    »Du bist meine kleine Tochter. So viel ist sicher.«
    »O nein. Klein ist auf mich bezogen ein gewaltiger Irrtum.«
    Yolanda schiebt Noras Zeigefinger vor ihrer Nase weg.
    »Vor dem Gesetz habe ich als Sechzehnjährige Rechte, mit denen sich meine Erziehungsberechtigten, also du und Tata, demnächst auseinandersetzen müssen.« Nora versucht ihre Mutter zu übertönen.
    Yolanda singt leise: »Return to sender, address unknown. No such number, no such zone …«
    »Elvis ist tot. Und ich werde neue Wege beschreiten.«
    »Hoho.« Yolanda verdreht die Augen.
    »Bisschen mehr Respekt, Matka. Ich mach keinen Ärger in der Schule, verdiene mein eigenes Geld und bring keine Schande über euch.«
    »Das stimmt. Was war vorhin los? Ich seh dir doch an, dass da was war.«
    »Ich war kurz davor, Mehmet nicht mehr zu kennen. Und jetzt ruf ich Maika an. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    »Komm zurück, du Miststück!«
    »Ich hab nicht immer Zeit, mich um dich zu

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