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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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»Wieso ihm eine aufs Maul schlagen, wenn er nicht kapiert, warum er eine draufkriegt?«
    »Wofür kriegt er denn eine aufs Maul?«, fragt Dali zurück.
    »Weil er ein Frauenfeind ist«, sagen Nora und Maika mehr oder minder wörtlich und gleichzeitig. Bei Maika ist ein Wichser mehr dabei, und Nora sagt, ein verdammter … Frauenfeind.
    »Und genau dafür schlag ich ihn zu Brei«, bestätigt Dali.

    Keath hat seinen Schock noch nicht überwunden, er beteiligt sich nicht am Schlägerei-Planungs-Gespräch.
    Aber Mehmet will’s genau wissen: »Und wie willst du das machen, dass er rafft, dass er Schläge für Frauenfeindlichkeit kriegt?«
    »Mann, Leute, ich schreib’s ihm aufs T-Shirt! Lasst mich ihm einfach in Ruhe eine Lektion erteilen!«
    »Was soll dieser Arsch schon groß über Nora erzählen?« Maika hat schon vergessen, dass sie Schuhmacher die Drogenrazzia im Club angelastet hat.
    »Wenn jetzt irgendwer noch einmal all meine Verfehlungen auflistet, geh ich«, protestiert Nora.
    »Siehst du«, sagt Dali zu Maika, »da hast du das geballte schlechte Gewissen. Glaub mir, der Wichser weiß, wie man es anstellt, dass andere von der Schule fliegen. Ich verwickle ihn in einen Streit und mach ihn fertig. Überlasst ihn mir.«
    »Und wem soll ich die versaute Bar überlassen?« Leif nähert sich seinen abgelenkten Jobbern von hinten und stellt ihnen eine Reihe offener Fragen. »Warum schließt ihr nie die Tür ab? Seid ihr überhaupt schon fertig? Worüber quatscht ihr dauernd während eurer Arbeitszeit?«
    »Ich muss noch die Bar und den Weiberlokus machen. Alles andere ist fertig«, sagt Maika schnell.
    Leif ist schon auf dem Weg zum Büro. »Dann hol danach die Bescheinigung ab.«
    »Zisch du ab zu deinen Mikroben«, bietet Dali Maika an, »ich mach die Bar.«
    »Und ich geh mit diraufs Herrenklo«, sagt Nora leise zu Keath.
    »Moment!« Leif kommt wieder zurück. »Bevor ihr euch in alle Winde zerstreut, will ich noch eins klarstellen. Auf’m Kiez und
vorm Club spiel ich nicht den Aufpasser. Noch ein Übergriff und der Underage-Club ist Vergangenheit.« Er sieht aus, als meinte er es ernst. »Ich mach vor den drei Idioten nicht den Macker, das muss euch klar sein. Wem es zu riskant ist, hier zu arbeiten, der muss es bleiben lassen.«
    Seine Jobber nicken.
    »Maximale Vorsicht ist das Gebot der Stunde«, fährt Leif fort.
    Mehmets Aggressionspegel schlägt in den roten Bereich aus. Zwischen »einen auf Macker machen« und ganz banal seine Arbeit Tun ist ein feiner Unterschied. Um nach außen Stabilität zu signalisieren, würde es schon helfen, wenn Leif öfter einfach nur da wäre!
    Doch jetzt gerade ist er da, und zwar in voller Fahrt: »Sollten noch einmal die Bullen im Club auftauchen und ich nicht auf der Stelle darüber informiert werden, muss ich dringend über einen Stamm von Mitarbeitern nachdenken, die Relevantes von Unwichtigem unterscheiden können.«
    Bullen?
    Nora erwischt sich beim Grübeln, bis ihr einfällt, dass er von ihrer Kontrolle am Mittwoch spricht. Das war vorgestern!
    »Kontrollier mal dein Handy vom Mittwoch«, sagt Mehmet sauer. »Ich hab zigmal versucht, dich zu erreichen.«
    »Versucht? Aha, aber deinen Onkel hast du erreicht«, sagt Leif wütend.
    »Wir hatten Bullen im Club und ’n echtes Volljährigkeitsproblem, was sollte ich denn sonst machen?« Jetzt ist Mehmet richtig angepisst. »Ist doch gut gegangen.«
    »Hätte aber auch schiefgehen können«, kritisiert Leif.
    Bevor sich Maika noch mehr über ihn ärgern kann, haut sie kopfschüttelnd mit dem Putzeimer ab zum Mädchenklo.

    Nebenan hält Keath Nora im Arm. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Du hast mir auch nicht alles gesagt.«
    »Aber dein Arm sieht aus, als ob er dich …«
    »Hat er nicht.«
    »Wie kannst du denken, dass ich abhaue und dich hängen lasse?«
    »Wie? Hä? Entschuldige mal, das ist ja gerade der Punkt, dass ich das gar nicht denken kann! Es steht ganz oben auf meiner Liste der Dinge, die niemals passieren werden! Auf meiner Liste der unvorstellbaren Ereignisse! Und trotzdem war es so! Es ist passiert! Frag doch Dali!«
    »Aber du musst doch wissen, dass ich dich nie im Stich lasse.«
    »Du bist wortlos abgehauen …« Nora breitet die Arme aus und schüttelt den Kopf. Sie ist kurz davor, vor Wut zu platzen, aber dann beschließt sie, ihren Ärger herunterzuschlucken und Keath eine faire Chance zu geben. Sie holt einmal tief Luft. »Also erzähl mal, was war los mit deinem Cousin?«
    Keath

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