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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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schildert ihr die ganze Geschichte.
    »Wie viel war in der Plastiktüte?«
    »Über 10 000 Euro.«
    Nora stößt einen leisen Pfiff aus, der erst endet, als ihre Lippen auf seinen landen.
     
    Mehmet muss dringend pinkeln gehen, würde aber lieber platzen, als Keath und Nora womöglich beim Knutschen zu stören. Als er es nicht mehr aushält, geht er raus und pisst hinter den Club. Die Hofkatze linst um die Ecke und haut sofort wieder ab. O Mann, seit Tagen hat Mehmet nicht mehr an die Alte und ihre Jungen gedacht. Hoffentlich haben die andern sie gefüttert.

     
    Maika holt sich die Bescheinigung im Büro ab. Leif hat ihr neben Presse- und Organisationsarbeit auch noch die Abrechnung der Tageskasse bescheinigt. Insgesamt ein vertrauenswürdiger Bürojob, den sie zur vollsten Zufriedenheit der Geschäftsführung selbstständig ausführt. Damit will sich Maika an der Schule anmelden.
    »Ich muss dringend noch mal weg«, sagt sie zu Dali. »Vorm Einlass bin ich wieder da. Nur für den Fall X, sollte irgendwas dazwischenkommen, könntest du mich dann an der Bar vertreten?«
    Ja, das macht er, und Maika geht und sucht Mao.
     
    »Maika!«, brüllt Mehmet.
    »Die ist noch mal los«, sagt Dali.
    »Ich mach das jetzt auch so«, knirscht Mehmet zwischen den Zähnen hervor. »Kommen, gehen, nicht kommen, einfach wie’s mir passt.«
    »Reg dich nicht auf, sie ist gleich wieder da.«
    »Wetten, dass nicht?«
    Im Leben würde Dali darauf keinen Cent setzen.
     
    Das Schweizer Trio, DJ-Treble-Prospect, ballert ultraschnelle Klangimpulse wie sirrende Akupunkturnadeln auf Club und Publikum ab, liest Nora über den Liveact des Abends und fragt sich, ob sie sich beballern lassen will. »Kennst du die Musik von den Schweizern?«
    Keath schüttelt den Kopf.
    Nora sieht sich nach Mehmet um, vielleicht kann er ihr was zu den Musikern sagen?
    Bevor sie ihn sieht, hört sie ihn zetern.

    »Was soll das? Wenn wir alle abhauen würden, wann es uns in den Kram passt, wären wir unsere Jobs los. Und sie macht immer, was sie will, ohne Rücksicht auf Verluste!«
    »Maika?«, fragt Nora.
    »Wer sonst«, brüllt Mehmet.
    »Reg dich doch nicht so auf«, sagt Nora, um ihn zu beruhigen.
    Sie erreicht jedoch das glatte Gegenteil. »Wer hat denn vor zehn Minuten den gleichen Text gebrüllt? Hä?«
    »Mit dem einen Unterschied, dass ich es ihr direkt gesagt habe, während du hinter ihrem Rücken stänkerst, ohne einen blassen Schimmer zu haben, was für Probleme sie hat!« Mehr sagt Nora nicht. Wenn Maika selbst nicht über ihre Mutter spricht, tut sie’s auch nicht.
    »Und überhaupt, wer füttert die verdammten Katzen?«
    »Du nicht«, sagt Nora wütend. »Du weißt ja nicht mal, wo das Katzenfutter ist.«
    »Ich auch nicht«, sagt Dali.
    »Im Putzmittelschrank.« Die lange Rede, die Nora Mehmet gern halten würde, schluckt sie hinunter und verschluckt sich prompt daran. Schluss, Nora will nicht mehr länger so weitermachen. »Mehmet, wir müssen uns unterhalten. Du, Keath und ich, da führt kein Weg daran vorbei.«
    »O doch. Zig Wege, ich hab nämlich keinen Bock darauf, mich mit euch auszuquatschen.«
    »Ist mir egal. Du musst.«
    »Leck mich.«
    »Hör dir doch mal zu«, sagt Nora. »Du versaust deinen Sound. So, wie du rumtönst, steckt da einfach keine Musik mehr drin.«
    »Sag doch, was du sagen willst.«
    »Nicht hier.«

    Nora lässt nicht locker.
    »Ich bettele und flehe dich nicht an, ob du am Dienstag beim U A-Club auflegst, wenn du mich bei jeder Gelegenheit abwatschst.«
    Empörung bei Mehmet: »Abwatschen? Ich? Dich?«
    »Die Lewandowskalingerin hat sinnbildlich gesprochen«, interveniert Dali, »und sie hat recht. Ihr müsst miteinander reden.«
    »Und wer macht dann so lang den Einlass?«, will Mehmet wissen.
    »Ich, aber maximal ’ne Stunde.« Wie er gleichzeitig Maika an der Bar und Keath vor der Tür vertreten soll, ist Dali allerdings schleierhaft. »Und dann kehrt hoffentlich wieder Normalität ein, Leute. Denkt auch mal an mich! Ich bin auch sensibel, hab auch ein fühlendes Herz und auch mein Körper spürt den Schmerz …«
    »Halt di Goschn«, haut Mehmet raus. Er mag den bayerischen Dialekt.
    Treffpunkt ist der Hans-Albers-Platz.

Track #08
08 High Tension
    Maika ist erleichtert, als Dali anruft und sie zurückpfeift. Die Suche nach Mao ist deprimierend und erfolglos verlaufen, und sie fühlt sich hilflos und schuldig, als hätte sie ihn verraten. Die drei Schweizer, die mit ihrem Equipment anrücken, lenken Maika

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