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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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»Wie ist das Konzert?«
    »Schlecht und schon vorbei. Jetzt legt Mehmet auf, glaub ich. Die Glatzen waren da. Ich will dich sehen. Jetzt.«
    »Was? Langsam, Keath, was war mit den Glatzen?«
    »Die haben sich mit ihren Kötern vorne an der Straße hingestellt und Dali, Mehmet und mich angestarrt.«
    »Keath!«
    »Echt. Der Kleine hatte schwarze Karl-Kani-Hatch-Delux-Leather-Pants an und der Lange und Mittlere Sir-Benni-Miles-Multi-Pocket-Baggy-Jeans in Camo auf weiß …«
    »Keath!!«
    »Sagt Dali. Der kennt sich mit Klamotten aus …«
    »Mann …«
    »Lars musste an den zweimal drei Muskeltieren vorbei.«
    »Der Arme.«
    »Ja, aber sonst ist nichts passiert. Die haben paar Minuten gestarrt und sind dann gegangen.«
    »Und jetzt legt Mehmet auf?«
    »War noch nicht drin, aber vorhin hab ich ein paar geniale
Drumbeats gehört, die sich verdammt nach DJ Tee angehört haben. Komm her!« Kaum hat er es ausgesprochen, hört er lautes Klopfen an Noras Tür.
    Nora ruft: »Moment«, zur Tür und mit leiser Stimme voller Bedauern zu Keath: »Geht nicht. Leider. Mein Vater muss in anderthalb Stunden los und will uns um sich haben.«
    Stellvertretend und mit geschlossenen Augen küssen Keath und Nora sehr zärtlich ihre Handys. »Leg auf«, sagt sie.
    »Nein, leg du auf.«
    »Wir legen beide auf.«
    »Eins. Zwei. Drei …«
    Sie lauschen beide dem Nichts nach, der Distanz zwischen ihnen, dem plötzlichen Ausbleiben der Atemzüge des anderen, ein MISS-Klang, schmerzhafte Stille, Ton des Vermissens.
    Um Keaths Beine streift die alte Katze. Er steckt das Handy weg. »Jetzt sagst du nichts mehr, hm? Ich bin ein ungehobelter Rüpel und hab dich einfach mitten im Gespräch stehen lassen.« Die Katze sieht ihn an. Er beugt sich zu ihr und streichelt sie. »Bestrafung durch Schweigen, das tut weh.«
    Sie schnurrt.
     
    Ohne sich anzusehen, nur mit leichten Berührungen hin und wieder an den Ellenbogen gehen Maika und Frank nebeneinander her. Seitdem Frank im Club zu Maika »Lass uns gehen!« gesagt hat und Maika geantwortet hat: »Komm mit! « , ist zwischen ihnen kein Wort mehr gefallen.
    Sie biegen auf den Hans-Albers-Platz ein.
    »Wohin?« Frank starrt Maika an.
    »Du kommst mit zu mir ist das Gleiche wie Ich komm mit zu dir«, sagt Maika. Hauptsache zusammen.

    Das leuchtet Frank ein, doch bevor er zustimmen kann, lässt ihn ein Höllenlärm herumfahren. Geschrei, Pfeifen, Trommeln und Trompeten.
    O nein! Die DreckBusters machen eine ihrer bescheuerten Aktionen. Maikas allererster Freund, Dave, ist der Kopf der Bande, die vorgibt, St. Pauli vom Müll seiner besoffenen Besucher zu befreien. Der Witz des Jahrhunderts! Die eine Hälfte der DreckBusters leistet auf diese Weise Sozialstunden ab, ansonsten wären sie zu Recht im Jugendknast, und den anderen macht die Ich-bin-ein-Saubermann-und-ihr-seid-die-Schweine-Demo Spaß, weil sie ihren Mitmenschen damit auf legale Weise auf die Nerven gehen können. In farbbeschmierten Overalls rennen sie den Leuten mit Mülltüten nach und wehe, sie finden zu deren Füßen Dosen oder Kippen oder irgendeinen Abfall, dann ziehen sie eine Show ab, bis die Leute blechen. Dave steuert mit seiner Riesentröte auf Maika zu. Das war klar. Auch Frank kriegt mit, was da auf sie zukommt. Und vermutlich soll er das auch, wenn Maika Daves Blick richtig deutet.
    Aber nicht mit ihr. Sie hat ihren ersten Kuss von Dave gekriegt, und das hat sie so viel Nerven gekostet, dass es ein Mädchenleben um Monate verkürzt. Obwohl sie damals ZWÖLF war und überein schier unendliches Potenzial an Nervenkraft verfügt hat.
    Maika stürmt los, Dave entgegen. Das irritiert den DreckBuster.
    »Wag es nicht, mich anzusprechen. Geh einfach an mir vorbei oder ich mach dich fertig«, sagt Maika leise, aber deutlich.
    »Spinnst du?«, fragt Dave deutlich verunsichert.
    »Ich werde überall nachbohren, wo die guten Gaben und Spenden für unseren sauberen Kiez abgeblieben sind, die ihr einsammelt. Verzieh dich.«
    An Nachforschungen über den Verbleib der Spendengelder
sind die DreckBusters nicht interessiert, und zwar alle nicht und ganz besonders die schweren Jungs nicht.
    »Man droht dem Dave nicht«, sagt Dave.
    »Was willst du dagegen machen?«, fragt Maika. »Mich küssen?«
    Dave kann eine ernst gemeinte Warnung vom Gelaber eines Blenders unterscheiden und verschwindet in der Menge.
    »Wer war das?«, fragt Frank, als er Maika erreicht.
    »Ein DreckBuster .«
    »Kennst du ihn?«
    »Nein.« Maika will nicht, dass er

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