Leben Ist Jetzt
vorzuweisen hat. Doch das sind
keine guten Maßstäbe. Es kommt auch nicht darauf an, ob alles glatt gelaufen ist. Vielmehr sollten wie die Frage so stellen: Wem bin ich zum Segen
geworden? Wo habe ich Segen hinterlassen? Welchen Menschen habe ich geholfen? Wer hat durch mich neue Hoffnung geschöpft? Wem bin ich freundlich begegnet?
Wem habe ich geholfen, sein Leben besser zu bewältigen? Und man kann sich fragen: War ich authentisch? Welche Werte habe ich in meinem Leben geschätzt?
Was habe ich ausgestrahlt mit meinem Dasein?
Bei der Frage nach dem Sinn sollten wir auch nicht nur zurückblicken. Denn das Leben geht weiter: „Das Leben wird vorwärts gelebt und
rückwärts verstanden“, hat der Begründer der Logotherapie Victor E. Frankl gesagt. Mit der veränderten Fragerichtung verändert sich die Blickrichtung und
auch die Sinn-Perspektive: Welchen Sinn hat mein Leben jetzt? Oder: welchen Sinn möchte ich meinem Leben jetzt geben? Das Leben hat einen Sinn, wenn ich
ganz derbin, der ich von Gott her bin, wenn ich authentisch lebe und meine ganz persönliche Lebensspur in diese Welt eingrabe. Aber
mein Leben hat nicht nur in sich einen Sinn. Ich kann ihm auch einen Sinn geben. Ich kann das, was ich lebe, bewusst leben. Und ich kann mir überlegen,
dass ich nicht nur für mich allein lebe, sondern immer schon in Gemeinschaft mit anderen und letztlich für andere. Wenn ich mit mir zufrieden bin, strahle
ich auch Frieden in meine Umgebung aus. Dann bekommt mein Leben auch für andere einen Sinn. Und es bekommt eine neue Perspektive nach vorne.
Sinn hängt auch mit Sendung zusammen: auf die Reise schicken, jemanden zu einem Auftrag senden. Ich kann mich fragen: Welche Sendung
habe ich heute? Fühle ich einen inneren Auftrag, für andere zu sorgen, mich für andere zu engagieren? Aber auch, wenn jemand krank ist und nach außen
nicht mehr viel tun kann, hat sein Leben hier und jetzt einen Sinn, wenn es bewusst in Solidarität mit anderen gelebt wird und wenn wir das, was wir tun
können – zufrieden sein, dankbar sein, beten – bewusst auch für andere tun, damit es ihnen besser geht.
Man kann die Vergangenheit nicht verändern, aber die Einstellung zu ihr
Sein Leben Revue passieren zu lassen und anzuschauen, was gewesen ist, zu fragen, wie alles gekommen ist, das ist sinnvoll. Es ist
auch ein Zeichen der Reife. Denn wir sind immer auch in Gefahr, an uns vorbei, einfach so in den Tag hineinzuleben. Daher ist es gut, sich immer wieder zu
hinterfragen: Lebe ich stimmig und authentisch, in Übereinstimmung mit meinem wahren Wesen? Aber das Hinterfragen hat auch Grenzen. Es gibt Menschen, die
alles hinterfragen, die nichts stehen lassen können, so wie es ist. Solches Hinterfragen kann auch Ersatz für das nicht gelebte Leben sein. So hat man
eine Ausrede, sich nicht wirklich auf das Leben einzulassen.
Die Vergangenheit zu hinterfragen hilft nicht weiter. Denn die Vergangenheit kann man nicht ändern. Sich in der Gegenwart zu
hinterfragen, ist durchaus sinnvoll. Aber dieses Hinterfragen soll nicht nur mit dem Kopf geschehen. Denn der Kopf wird immer weiter analysieren und doch
nicht zu einer Antwort kommen. Stattdessen hilft es, sich einfach still hinzusetzen und in sich hineinzuhorchen. Ich spüre in meinem Leib, ob mein Leben
so, wie ich es lebe, stimmt. Mein Leib zeigt mir, wo ich an mir vorbei lebe. Wenn ich auf meinen Leib horche, möchte ich ehrlich mit mir umgehen. Aber ich
verzichte darauf,mich zu beurteilen und zu bewerten. Im Horchen auf den Leib komme ich in Berührung mit mir selbst. Ich spüre, ob ich
mich wohl fühle in meinem Leib oder ob mir mein Leib zeigt, dass ich im Zwiespalt mit meinem innersten Wesen lebe. So finde ich einen Weg, bewusster und
intensiver und authentischer zu sein und zu leben.
Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, sondern nur unsere Einstellung zur Vergangenheit. Dann wird sie uns auch in einem
anderen Licht erscheinen. Ganz bestimmt aber können wir uns heute noch ändern. Nicht alles – aber manches. Dort, wo wir mit unserem Verhalten nicht
zufrieden sind, können wir es ändern. Dort, wo wir mit unserem Denken nicht zufrieden sind, können wir lernen, anders zu denken. Und dort, wo unsere
Beziehungen zu anderen Menschen nicht in Ordnung sind, können wir etwas verwandeln. Das, was uns heute möglich ist, sollten wir heute tun. Es ist nie zu spät, sich zu ändern. Jesus lädt uns immer wieder von neuem
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