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Leben Ist Jetzt

Titel: Leben Ist Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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bereit, zu leben, solange Gott es
     mir zugesteht. Aber ich bin auch bereit zu gehen. Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich gehe gerne, weil ich darin ein Ziel sehe, weil das, was mich
     erwartet, besser ist als das, was ich jetzt lebe. Solche Gedanken sind durchaus christlich. Sie entsprechen dem, was der greise Simeon in der Bachkantate
     „Ich habe genug“ (BWV 82) singt: „Ach, wäre doch mein Abschied hier, mit Freuden sagt ich, Welt zu dir: Ich habe genug.“ Die Kantate schließt mit der
     Arie: „Ich freue mich auf meinen Tod, Ach, hätt er sich schon eingefunden. Da entkomm ich aller Not, Die mich noch auf der Welt gebunden.“
Nichts war umsonst
    Den letzten Weg geht jeder allein. Viele ängstigen sich ganz besonders davor, am Ende des eigenen Wegs keine vertrauten Menschen mehr
     zu haben, die einen auf der letzten Wegstrecke des Lebens begleiten können. Manche haben Angst, am Ende vielleicht ganz allein gelassen zu werden. Es ist
     nicht einfach, mit dieser Angst umzugehen. Es stimmt: Die Einsamkeit gehört zum Sterben. Jeder geht letztlich allein durch das Tor des Todes, auch wenn
     Menschen bei ihm sind, die ihm die Hand halten. Aber die christliche Tradition sagt uns auch, dass wir nicht allein sind, selbst wenn kein Verwandter oder
     Freund uns begleitet. Ein Engel ist immer bei uns, der uns über die Schwelle des Todes in Gott hineinträgt. Diese Hoffnung dürfen wir haben: Unser Engel
     ist bei uns. Wir werden nicht allein gelassen, auch nicht im Sterben. Natürlich tut es weh, das Gefühl zu haben, dass sich vielleicht niemand für mein
     Sterben interessiert, dass ich für niemanden wichtig bin. Wir dürfen dann vertrauen, dass wir in unserem Leben trotzdem Segen waren für manche Menschen
     und dass wir im Himmel sehen werden, dass unser Leben doch Frucht getragen hat für andere. Auch wenn uns jetzt niemand dankt, was wir getan und gelebt
     haben, so ist unser Leben doch nicht umsonst. Es ist von Gott angenommen. Und in Gott hat es einen unendlichen Wert. Es kommt nicht darauf an, was dieMenschen von uns denken, sondern was Gott von uns denkt. So können wir versuchen, uns auch mit dieser Einsamkeit auszusöhnen und uns
     allein, wie wir sind, in Gott hinein zu ergeben. Und vielleicht begegnet einem Menschen, der im Alter noch so einsam gewesen sein mag, in seinem Sterben
     noch eine Krankenschwester, die von seiner Art zu sterben berührt wird. Dann gräbt er – auch wenn er sich jetzt allein und wertlos fühlt –
     doch noch eine gute Spur in diese Welt ein. Wir dürfen darauf vertrauen, dass es nicht umsonst war, gelebt zu haben und dass sich all die Sehnsucht, die
     das Leben uns nicht erfüllt hat, sich im Tod in Gott erfüllen wird.

Schluss
    D as Älterwerden beginnt mit der Geburt. Wir leben, um älter zu werden. Wir leben, um im Alter irgendwann
     einmal zu sterben. Das ist das, was uns erwartet. Und doch verbrauchen wir viel Energie, um die Tatsache des Älterwerdens zu verdrängen. Wir wollen immer
     jung sein. Wirklich weise ist jedoch nur, wer bedenkt, dass er älter wird und einmal sterben muss. Im Alter wird uns der Wert unseres Lebens
     bewusst. Unser Leben mit seiner ganz besonderen Geschichte ist einmalig und einzigartig. Daher gilt es, sich mit dieser einmaligen Geschichte
     auszusöhnen. Wenn wir uns selbst bedauern und dass unser Leben so gelaufen ist, entwerten wir unsere Lebensgeschichte. Wenn wir sie als einmalig
     betrachten, wird sie für uns und für andere kostbar. Denn auch sie können daran teilhaben.

    Es gibt viel zu lernen auf dem Weg des Lebens. Und gerade im Prozess des Älterwerdens stellen sich uns viele Aufgaben, menschliche und
     spirituelle Aufgaben. Wir sind gefordert, zu reifen und uns immer mehr der inneren Welt zuzuwenden. Aber das Alter lädt uns auch dazu ein, jetzt schon
     milde mit uns und mit den Menschen umzugehen, neueVerhaltensweisen uns selbst und anderen gegenüber einzuüben. So möchte ich das Buch
     über das Älterwerden schließen mit einem Gebet, das Theresa von Avila zugeschrieben wird, das aber wohl englischen Ursprungs ist. Ganz gleich, von wem es
     stammt, es fasst schön zusammen, worum es im Prozess des Älterwerdens und im Alter geht:
Gebet des älter werdenden Menschen
    „O Herr, Du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter werde
Und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor
     der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen

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