Leben Ist Jetzt
ein: „Kehrt um! Denkt um! Wach auf! Lebe bewusst!“ Jesus ist überzeugt,
dass wir aufwachen, umkehren und umdenken können. Nicht irgendwann, sondern heute. In jedem Augenblick.
Um vergangene Fehler und alte Verwundungen zu kreisen führt nicht weiter
Menschen haben im Verlauf ihres Lebens viele Verletzungen durch andere Menschen erfahren. Und sie selber haben andere oft verletzt und
vieles versäumt, was sie hätten tun sollen. Wie umgehen mit den Wunden, die mir geschlagen wurden, und mit den Verletzungen, die ich anderen zugefügt
habe?
Zunächst sollte man aufhören, sich selbst zu beschuldigen und anzuklagen. Das hilft nicht weiter. Im Prozess des Älterwerdens bekommt die Frage nach
Vergebung und danach, wie sie so spät noch gelingen kann, eine große Bedeutung. Wenn wir auf eine längere Geschichte unseres Lebens zurückschauen, werden
wir vieles sehen, was wir nicht mehr ändern und in ein neues Licht stellen können. Einen Menschen, mit dem wir gerne noch einmal reden würden, der aber
schon gestorben ist, können wir nicht mehr um Vergebung zu bitten. Wir können unser Leben nur anschauen, so wie es war, mit den Verletzungen, die uns
zugefügt worden sind, mit den Wunden, die wir anderen geschlagen haben, mit dem, was wir aus unserer heutigen Sicht in unserem Leben falsch gemacht
haben. Wir sollen uns dann weder beschuldigen noch entschuldigen. Vielmehr sollen wir das Leben mit allem, was war und ist, in die Liebe Gottes
hineinhalten, in dem Vertrauen, dass seine Vergebung uns von allen Schuldgefühlen befreit undseine Liebe alles zu wandeln und zu heilen
vermag. Es ist wichtig, den anderen zu vergeben, die uns verletzt haben, aber auch uns selbst. Vergebung braucht Zeit. Vergeben heißt, das, was war,
weggeben. Einmal bedeutet es: es beim anderen lassen und aufhören, ständig darum zu kreisen. Aber es heißt auch: es in das Erbarmen Gottes hinein
weggeben, es ihm übergeben, in dem Vertrauen, dass sowohl wir als auch jene, die wir verletzt haben, von ihm angenommen sind. Vergeben ist ein Akt der
Befreiung. Wir sollen uns befreien von der negativen Energie, die durch die Verletzung noch in uns ist. Und statt dieser negativen Energie, die sich als
Bitterkeit, Groll, Ressentiment ausdrückt, sollen wir die positive Energie der Liebe Gottes in das eigene Herz strömen lassen.
Wenn wir anderen nicht vergeben können, geben wir ihnen Macht über uns. Wir sind dann innerlich noch an sie gebunden. Das ist aber
gegen unsere Würde. Wir sollen uns also befreien, indem wir die Verletzungen bei den Menschen lassen, die uns verletzt haben. Schwerer ist es, sich selbst
zu vergeben. Das gelingt nur, wenn wir uns verabschieden von der Illusion, dass wir alles richtig machen, dass wir perfekt sind, dass wir ein Leben lang
mit einer weißen Weste herumlaufen können. Es tut weh, sich von diesem illusionären Selbstbild zu verabschieden und zu betrauern, dass wir fehlbare
Menschen sind. Wenn wir unsere Fehlbarkeit und Blindheitbetrauern, dann können wir das, was wir falsch gemacht haben, loslassen. Wir
hören auf, uns selbst Vorwürfe zu machen. Und wir verzichten darauf, die vergangenen Fehler als Vorwand zu nehmen, um der Gegenwart und ihren
Herausforderungen auszuweichen. Manche kreisen lieber um die vergangenen Fehler, als sich dem zu stellen, was jetzt dran ist. Sie sollten sich fragen, was
sie davon haben, dass sie sich ständig ihr Versagen vorwerfen. Gott wirft es ihnen bestimmt nicht vor. Aber vielleicht werfen sie es sich vor, damit sie
den Vorteil haben, sich jetzt um die Verantwortung für ihr Leben zu drücken. Niemand tut sich einen Gefallen, wenn er in den Selbstvorwürfen stecken
bleibt. Wir sollen sie loslassen und uns selbst mit unserer Durchschnittlichkeit und Fehlerhaftigkeit in das Erbarmen Gottes halten. Dann werden wir
Frieden finden.
Auch Unzufriedenheit bringt uns in Berührung mit unserer Sehnsucht
Menschen, die nicht zufrieden sind mit ihrem Leben, – damit, wie es war und wie es jetzt ist –, tun sich schwer, wenn man
ihnen sagt, sie sollten dankbar auf ihr Leben schauen und zufrieden sein, dann würde das Alter schöner. Wer mit seinem Leben unzufrieden ist, kann nicht
einfach beschließen, ab heute zufrieden zu sein. Zunächst sollte er sich allerdings fragen, warum er unzufrieden ist. Wer sich dieser Frage stellt, wird
auf Maßstäbe stoßen, die ihn in seinem Leben geprägt haben: Zufrieden bin ich nur, wenn ich alles richtig
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