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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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denn lesen würde. Normalerweise landen sie schließlich in meinem eigenen Bücherregal. Ich weiß schon, was ich ihr dieses Jahr schenken werde – eine wirklich schöne Ausgabe von Pu der Bär. Ich denke, das wird ihr gefallen, nach der ganzen Geschichte mit Mabel Billingsly.
     
    Als wir uns dem See nähern, stelle ich überrascht fest, dass nicht gerade viel los ist. Insgesamt sind hier vielleicht zehn Leute. Die alten, vertäut daliegenden Ruderboote sind unbesetzt und kein Strandwächter ist zu sehen. Dabei ist heute ein perfekter Sommertag. Ich hätte gedacht, am See wimmelt es von Leuten. Erst als wir aus Grandmas Kombi aussteigen, wird
mir klar, weshalb wir praktisch die ganze Gegend für uns haben. Ich hatte vergessen, warum wir irgendwann nicht mehr hierhergekommen waren.
    »Was ist denn das ?«, sagt Lizzy und hält sich die Nase zu.
    Auch Mom und ich kneifen mit zwei Fingern die Nasenflügel zusammen, nur Grandma atmet tief ein. »Findet ihr das nicht einfach herrlich? Es erinnert mich daran, wie wir mit meinen eigenen Großeltern angeln waren. Übrigens haben wir echte Würmer verwendet.«
    Lizzy schaut Grandma mit großen Augen an. »Hier riecht’s, als wäre das Monster von Loch Ness zum Sterben hergekommen!«
    Mom hat ihre Nase losgelassen und atmet ebenfalls tief ein. »So gewöhnt man sich daran, wenn etwas stinkt«, erklärt sie. »Ist der Geruch erst mal in deine Nasenhöhlen vorgedrungen, nimmst du ihn kaum noch wahr.« Zögernd probiere ich ihre Technik aus. Sie scheint zu funktionieren. Ich rieche den Morastgeruch bloß noch alle paar Atemzüge.
    »Können wir nicht im Auto essen?«, bettelt Lizzy.
    Mom schüttelt den Kopf. »Jetzt komm schon, es ist ein wunderschöner Tag. Und sobald wir näher am Wasser sind, wird es besser.«
    »Wird es näher am Wasser nicht schlimmer?«, fragt Lizzy, die widerwillig hinter uns hertrottet. Eigentlich bin ich geneigt, ihr zuzustimmen, aber wie sich herausstellt, hatte Mom recht. Wir breiten unsere Decke zwischen einem sonnenbadenden jungen Pärchen und einem Kind aus, das einen Flugdrachen in Gestalt eines geflügelten Fabelwesens steigen lässt. Dabei haben wir von beiden immer noch genügend Abstand, um für uns zu sein.

    Grandma packt die Kühlbox aus. Stück für Stück bringt sie Dinge zum Vorschein, die noch schlimmer riechen als der See. Thunfisch auf Vollkornweizenbrot, Eiersalat auf Roggenbrot, Oliven, sauer eingelegtes Gemüse. Lizzy nimmt den Eiersalat, und ich warte geduldig auf meine Erdnussbuttersandwichs, von denen ich weiß, dass sie kommen werden. Grandma holt eine Thermosflasche mit Limo heraus, dann Servietten, Pappbecher und Gabeln. »Greift zu, alle miteinander.«
    Ich kippe die Kühlbox in meine Richtung. Sie ist leer. »Öhhh, wo ist denn meine Erdnussbutter?«
    »Jetzt flipp nicht gleich aus«, sagt Mom und schiebt mir das Thunfischsandwich herüber. »Grandma und ich dachten, es wäre an der Zeit für dich, mal etwas anderes zu probieren, jetzt, wo du dreizehn bist.«
    Ich reiße die Augen auf. »Das ist nicht euer Ernst!« Wie können sie mir das an meinem Geburtstag antun? Ich bin am Verhungern! Das Einzige, was ich bisher gegessen habe, war der Geburtstagskuchen zum Frühstück.
    Mum lächelt. »Stimmt, das ist nicht unser Ernst.« Sie greift in ihre Strandtasche. »Hier sind deine Sandwichs.«
    Grandma kichert. Lizzy grinst, dabei steckt überall zwischen ihren Zähnen Eiersalat. Also, auch wenn sie mich hat schwören lassen, dass ich ihr immer Bescheid sagen werde, wenn sie Essensreste zwischen den Zähnen hat: Diesmal tue ich’s nicht, denn sie lacht über meine Qualen!
    »Haha, sehr witzig«, sage ich und schnappe mir die Sandwichs. »Sich über ein Kind an seinem Geburtstag lustig machen. Nett!«
    »Zur Entschädigung bekommst du jetzt dein Geburtstagsgeschenk.« Mom überreicht mir einen blauen Umschlag. Ich wundere
mich, weil sie mir fast nie Glückwunschkarten schreibt. Ihrer Überzeugung nach sind alle Feiertage eine Erfindung der Firma Hallmark.
    »Bevor du ihn aufmachst«, sagt sie, »sollte ich erklären, dass das nur ein Abbild deines Geschenks ist, weil ich es nicht den ganzen Weg hierher schleppen wollte.«
    Spannend! Das Geschenk ist also so groß, dass man es schleppen müsste. Ich reiße den Umschlag auf und ziehe ein Polaroidfoto heraus von … einem Fernrohr! Ich erkenne am Hintergrund, dass Mom es im Wohnzimmer der Muldouns versteckt hat.
    »Hast du Bescheid gewusst?«, frage ich Lizzy.
    Sie nickt. »Ich

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