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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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tun?«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, wir unterhalten uns morgen.« Damit fällt die wuchtige Tür ins Schloss. Wir wenden uns James zu.
    »Fragen Sie nicht mich«, sagt er. »Ich arbeite hier lediglich.«

Kapitel 9: Das Buch
    James öffnet uns wieder die hintere Wagentür, obwohl ich ihm sage, dass ich das selbst kann. Das Päckchen hat er vorne im Wagen bei sich, wir haben also auch diesmal keine Ahnung, wohin wir fahren oder was wir tun sollen, wenn wir da sind. Ich durchsuche meinen Rucksack nach einer verirrten Süßigkeit, die mich trösten könnte, aber ich bin total blank.
    Ich halte Lizzy meine Hand hin, mit der Handinnenfläche nach oben. »Starburst, bitte.«
    »Geschmack?«, fragt Lizzy und gräbt die Packung aus ihrer Tasche aus.
    »Rot«, antworte ich. Ich würde gern fragen, warum sie es mir nicht schon vorher angeboten hat, lasse es aber. Überleg dir, wofür es sich zu streiten lohnt, hat Dad immer gesagt.
    Während die Limousine unbekannten Zielen entgegensteuert, amüsieren wir uns damit, den Knopf zu drücken, mit dem man die Trennscheibe im Wagen herunter- und hochfährt. Dann schauen wir aus dem Fenster und zählen, wie viele Leute sich beim Vorbeifahren der Limousine nach ihr umdrehen. Als uns das anödet, wickle ich meine Kassette in die Luftpolsterfolie und kann mir dabei nicht verkneifen, die Luftblasen knallen zu lassen. Lizzy zuckt jedes Mal zusammen. Danach verputze
ich anderthalb Erdnussbutter-Sandwichs und Lizzy einen Soja-Spinat-Wrap, den ihr Vater für sie gemacht hat. Ich bringe es nicht mal über mich, ihr beim Essen zuzuschauen. Wir wollen gerade den Fernseher anstellen, da hält der Wagen an, und die Trennscheibe wird heruntergelassen.
    »Wir sind da«, sagt James über die Schulter hinweg. »Sind Sie bereit?«
    »Für was sollen wir bereit sein?«, will Lizzy wissen. »Ich steige nicht aus, bevor Sie uns das nicht sagen.«
    Ich nehme meine Hand vom Türgriff und lehne mich wieder in meinem Sitz zurück.
    James dreht sich so weit um, dass er uns direkt anschauen kann. »Sie werden ein Päckchen abliefern, das ist alles.«
    Ich beuge mich nach vorn. »Wieso braucht Mr Oswald uns dafür? Ich will bestimmt nicht unhöflich sein, aber warum konnten nicht Sie das erledigen oder sonst jemand, der sowieso für ihn arbeitet?«
    James lächelt. Seine Zähne sind strahlend weiß. »Weil ich gegenüber der Gesellschaft keine Schuld zu begleichen habe.«
    »Oh, bitte«, sagt Lizzy und wedelt mit der Hand. »Das war ein großes Missverständnis.«
    James lässt die Trennscheibe hochsurren und wir hören ihn aus dem Wagen steigen. Ich will meine Tür öffnen, doch Lizzy legt mir eine Hand auf den Arm. Sie macht den Mund auf, um etwas zu sagen, klappt ihn dann aber wieder zu.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Nichts«, sagt sie, und James öffnet ihr die Tür. Sie wendet sich von mir ab und steigt aus. Ich rutsche auf der Sitzbank hinüber und folge ihr. Ich weiß, dass sie aufgeregt ist, weil sie
nicht weiß, was uns hier erwartet, aber sie würde es nie zugeben. Ich habe mit dem Zugeben kein Problem.
    »Sie können Ihren Rucksack im Wagen lassen«, informiert mich James. »Sie werden ihn nicht brauchen.«
    Ich zögere. Wenn Dads Kassette gestohlen würde, könnte ich mir das niemals verzeihen.
    »Er ist hier sicher, das verspreche ich Ihnen«, sagt James.
    Weil ich keine große Sache daraus machen will, streife ich den Rucksack von der Schulter und stelle ihn auf der Rückbank ab. Dann befördere ich ihn rasch vom Sitz auf den Boden, da es dort weniger wahrscheinlich sein müsste, dass ihn jemand sieht. Die Tür ziehe ich fest hinter mir ins Schloss und stelle fest, dass Lizzy auf der anderen Seite draußen am Wagen lehnt und mit dem Finger an die getönten Glasscheiben klopft. Na schön, mein Rucksack wird also vermutlich in Sicherheit sein. James schaltet mit viel Trara den Diebstahlalarm ein.
    Wir gehen hinter James an ein paar Haustüren vorbei und finden uns vor einem großen Wohngebäude wieder, einem dieser Häuser, die einen Pförtner haben. James gibt mir das Päckchen. Ich gebe es an Lizzy weiter, die es sofort an mich zurückgibt. Der Pförtner lüftet vor uns seine Kappe, und wir folgen James ins Haus hinein zu dem Tresen, hinter dem ein Mann vom Sicherheitsdienst Zeitung liest. James räuspert sich und sagt: »Wir möchten zu Mrs Mabel Billingsly. Sie erwartet uns.«
    Der Wachmann legt gemächlich seine Zeitung auf dem Tresen ab und greift nach einem Telefon. Er tippt drei Zahlen

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