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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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ein. »Und Sie drei sind …?«
    James sagt: »Wenn Sie so freundlich wären, Mrs Billingsly zu sagen, dass wir im Auftrag von Mr Oswald kommen.«

    »Ach ja, wär ich so freundlich?«, murmelt der Wachmann und tippt noch eine Zahl. James tut, als hätte er die Bemerkung nicht gehört, aber das hat er bestimmt. Der Wachmann gibt die Nachricht weiter und legt dann auf. »Okay, Sie können raufgehen.«
    Wir steigen in den Aufzug und James drückt auf die 14.
    Lizzy sagt: »Das war ja klar, dass es wieder der vierzehnte Stock sein musste!«
    »Was ist gegen den vierzehnten Stock einzuwenden?«, erkundigt sich James.
    »Das wollen Sie bestimmt nicht hören«, sagt Lizzy und schüttelt sich.
    Ich frage: »Wozu will eigentlich irgendwer ein altes Buch über Waldtiere haben?«
    Lizzy zuckt die Achseln. »Vielleicht ist es antik. Unser James, normalerweise ein Mann weniger Worte, hat immerhin verraten, dass Mr Oswald Antiquitäten verkauft.« Plötzlich reißt sie die Augen auf und fügt hinzu: »Es sei denn, es ist in Wirklichkeit gar kein Buch!«
    »Interessant«, sage ich, während ich diese Theorie erwäge. Mr Oswald hat das Buch tatsächlich ziemlich schnell zugeschlagen, sodass ich nicht richtig hineinschauen konnte. »Du hast recht! Es könnte ein ausgehöhltes Buch mit Geld oder Juwelen oder einer Schatzkarte drin sein!«
    »Genau!«, sagt Lizzy und packt mich am Arm. »Und deswegen will Mr Oswald, dass wir es abgeben! Weil wir als Minderjährige wahrscheinlich nicht so viel Ärger bekommen wie ein Erwachsener. Vielleicht hat er mit der Mafia zu tun!«
    Wir werfen James anklagende Blicke zu. Lizzy setzt ihren besten Hände-in-die-Hüften-gestemmt-Blick auf. James
schüttelt den Kopf und rollt mit den Augen. »Es ist ein Buch«, sagt er mit Nachdruck. Die Aufzugtüren öffnen sich und James tritt heraus. Lizzy und ich rühren uns nicht. »Es ist ein Buch «, sagt er mit noch mehr Nachdruck. Die Türen beginnen, sich zu schließen, er muss einen Fuß dazwischenklemmen, damit sie wieder zurückgleiten.
    »Wir können ruhig mit ihm gehen«, sage ich zu Lizzy. »Mr Oswald sieht nicht wirklich aus wie einer, der uns etwas anhängen würde.«
    »Wahrscheinlich nicht«, räumt sie ein.
    Wir verlassen den Aufzug und James geht ein paar Schritte vor uns den ruhigen Flur entlang. Hier ist es total anders als in unserem Haus. Zunächst mal die Klimaanlage in den Fluren. Und Teppichböden ohne die geringsten Flecken. Ich fahre mit der Hand über die gemusterte Tapete. Kein Staub. Alle paar Meter stehen Stühle und ein kleiner Tisch. Damit die Nachbarn ein Schwätzchen halten können, nehme ich an?
    »Da wären wir«, sagt James und bleibt vor der 14 G stehen. »Ab hier sind Sie allein. Ich werde hier draußen warten.«
    »Klar, damit wir die Schmuggelware abliefern können«, murmelt Lizzy, »und Sie bleiben in sicherer Entfernung.«
    »Es ist ein BUCH«, wiederholt James stur und steuert auf einen Stuhl ein paar Türen weiter zu.
    Keiner von uns macht Anstalten, zu klopfen. Schließlich klemme ich mir das Päckchen unter den Arm und betätige die Klingel. Kurz darauf öffnet sich knarrend die Tür und eine alte Frau in einem hellrosa Kleid steht vor uns. Sie trägt ein dünnes Goldkettchen um den Hals, an dem zwei ineinander verschlungene Herzen hängen. Ihre wässrig blauen Augen sind fast durchsichtig. Sie hält sich kerzengerade.

    Zu mir gewandt, sagt sie: »Ich hätte nicht erwartet, dass Mr Oswald so jung ist.« Dann tritt sie beiseite, um uns hereinzulassen. Sie schließt die Tür hinter uns und lässt, ohne es zu wissen, James draußen im Flur zurück. Jetzt sind wir tatsächlich allein.
    Die Wohnung ist kleiner, als ich dachte, aber sie hat ein großes Fenster mit weitem Blick. Wir befinden uns offenbar an der Upper East Side, denn ich kann den East River sehen. Ich muss langsam besser aufpassen in der Limousine.
    »Ich bin nicht Mr Oswald«, erkläre ich ihr. »Ich heiße Jeremy Fink und das ist Lizzy Muldoun.«
    »Mabel Billingsly«, sagt sie und streckt uns ihre Hand entgegen.
    Im Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinströmt, erscheint sie noch älter. Ihre Haut wirkt papierdünn. Ich habe Angst, ihre Hand zu fest zu schütteln, aber sie hat einen erstaunlich kräftigen Händedruck.
    »Nun, was bringt euch in meine bescheidene Bleibe?«
    Lizzy und ich wechseln besorgte Blicke. »Ähem, wissen Sie das denn nicht?«, fragt Lizzy.
    Mrs Billingsly schüttelt den Kopf.
    Ich halte ihr das Päckchen hin. »Haben Sie das

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