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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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gesagt hat, ich sollte genauer darauf achten, was die Leute sagen und wie ich mich dabei fühle?«
    Ich nicke und kann mir nicht vorstellen, worauf diese Geschichte hinausläuft, aber ich bin dankbar, dass sie nicht mit einem Kuss für Rick endet. Nicht dass es mich stören würde, wenn sie jemanden küsst, bloß nicht gerade ihn.
    »Also, damals an dem Abend hab ich Mrs Billingslys Telefonnummer nachgeschlagen und sie angerufen.«
    »Ehrlich?«
    Sie nickt. »Und ich hab sie gefragt, was ihrer Meinung nach der Sinn des Lebens ist.«
    »Das ist nicht wahr.«
    » Wohl wahr.«
    »Was hat sie gesagt?«

    »Das ist das Komische an der Sache«, sagt Lizzy, trinkt einen Schluck Sodawasser und stellt die Dose zurück in den Tassenhalter. »Sie hat gesagt, der Sinn des Lebens besteht in Freundschaft. Die Sache ist die: Sie hat vor sechzig Jahren ihre beste Freundin verloren, weil sie dieses Buch verkauft hat, aber trotzdem war das über all die Jahre das Allerwichtigste für sie.«
    »Wow.«
    »Jep. Deswegen hab ich mir überlegt, dass es doch gut wäre, wenn wir ihre alte Freundin ausfindig zu machen versuchen – die mit dem komischen Namen -, und dann könnten wir sie ja vielleicht wieder zusammenbringen?«
    »Bitsy«, sage ich. »Sie hieß Bitsy Solomon.«
    »Genau! Bitsy! Also, was meinst du?«
    »Sie ist vor ein paar Jahren gestorben«, sage ich leise.
    »Oh«, sagt Lizzy und legt die Stirn in Falten. Dann: »Woher weißt du das?«
    Ich berichte ihr, was ich im Internet herausgefunden habe und dass Bitsy ihre Stiftung nach den Schmuckanhängern benannt hat, die sie beide trugen.
    »Wow«, sagt Lizzy. »Meinst du, Mrs Billingsly weiß das?«
    »Wahrscheinlich.«
    Ein Weilchen spricht keiner von uns, dann sagt Lizzy: »Dir ist klar, was das Ganze bedeutet, ja?«
    Ich sehe sie fragend an.
    »Es bedeutet: Wenn du mir jetzt total auf den Keks gehst und wir sind keine Freunde mehr, dann wird es dir in sechzig Jahren leid tun, dass du mir so auf den Keks gegangen bist.«
    Ich reiße eine Dose 7-Up auf. »Ich werd’s mir merken.«

    »Würde ich dir auch raten«, sagt sie und dreht sich zum Fenster um. Den Rest der Fahrt schaut sie stur nach draußen.
    Mr Oswald öffnet uns die Tür. Zum ersten Mal trägt er eine normale Hose, dazu ein Button-down-Kragenhemd und einen weißen Hut mit Krempe. Auch wenn er zerbrechlicher wirkt als bei unserem letzten Treffen, sieht er in dieser Kleidung doch viel besser aus als sonst. Lizzy überrascht alle, indem sie zu ihm rennt und ihn umarmt.
    Er lacht. »Womit habe ich das verdient?«
    Lizzy antwortet nicht und lässt ihn nicht los.
    »Im Ernst«, sagt er, »ich liege nicht im Sterben! Ich musste lediglich den alten Knochen einige Tage Ruhe gönnen.«
    Ich stemme Lizzy mit dem Brecheisen los und Mr Oswald streicht sein Hemd glatt. Als wir im Gänsemarsch nach drinnen gehen, sehe ich, dass inzwischen fast der gesamte Haushalt in Kisten verpackt ist. Mr Oswalds Büroregale allerdings sind noch gefüllt. Ich wüsste gern, was wir heute abgeben sollen. Den alten Globus? Einen Baseballhandschuh?
    »Notizbücher?«, fragt er.
    Wir fischen unsere Notizbücher heraus und übergeben sie ihm. Er nimmt sie und setzt sich in seinen großen Ledersessel. Zu meiner Verwunderung klappt er bei beiden den Einband auf, kritzelt etwas hinein und schiebt sie wieder zu uns herüber. Ich öffne meines und sehe, dass er seinen Namen und das Datum geschrieben hat.
    »Wollen Sie nicht lesen?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf und faltet die Hände. »Ihre Beobachtungen das Leben betreffend stammen von Ihnen selbst. Sie brauchen inzwischen weder mich noch sonst jemanden, der Ihnen sagt, wie es geht.«

    »Nein?«, sagt Lizzy. »Und wenn die Leute vom Sozialdienst die Notizen sehen wollen?«
    »Wahrscheinlich tun sie das nicht«, sagt Mr Oswald. »Aber das ist der Grund, weshalb ich die Bücher abgezeichnet habe, nur für alle Fälle.«
    »Mr Oswald«, sage ich, als ich das Notizbuch in meinen Rucksack stecke.
    »Ja, Jeremy?«
    »Hat meine Mutter Ihnen gesagt, dass wir am Samstag nach New Jersey fahren? Ich hoffe, das ist in Ordnung. Es tut mir leid, dass wir dann bei der Arbeit fehlen.«
    Er lächelt, aber es ist ein trauriges Lächeln. »Heute ist unser letzter gemeinsamer Tag.«
    »Was?«, sagen Lizzy und ich im Chor.
    »Mein Umzug findet früher statt, als ich erwartet hatte. Ich werde noch eine Menge Dinge erledigen müssen, bevor ich gehe.«
    Mein Magen krampft sich zusammen. Ich weiß, ich sollte froh sein,

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