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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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langsam die steile Rampe heraufkommt. Es ist tatsächlich Berger. Ich stelle mich ihm in den Weg und winke. Berger blickt mich irritiert an, bleibt stehen, lässt die Scheibe herunter. „Was ist?“
    Wenn ich aus dem Weg gehe und er rast plötzlich an mir vorbei …
    Ich bleibe stehen und sage laut: „Ich muss mit Ihnen reden. Sie müssen mir helfen.“
    Ich sitze in seinem Auto. Irgend so ein mittelgroßer Mazda. Unauffällig, praktisch. Ich erzähle ihm vom Verschwinden von Carmen, und dass man ihr Mobiltelefon gefunden hat. Sie muss es verloren haben. Die letzte SMS sei an Weis gegangen. „Okay, ich komme.“
    Berger ist sichtlich beunruhigt. „Es fällt mir schwer, es einzugestehen, aber ich muss zugeben, dass ich in der letzten Zeit ein paarmal an Weis gedacht habe …“
    „Wissen Sie etwas? Haben Sie etwas gesehen? Gibt es eine Vermutung?“, falle ich ihm ins Wort.
    „Nein, es ist nichts Konkretes. Gar nichts.“
    Ich sehe Berger an. „Ich weiß, dass Sie und Ida Moylen einander … gut leiden konnten. Frau Moylen könnte etwas mitbekommen haben. Mir glaubt sie nicht. Aber Ihnen … Wenn wir ihr das eine oder andere über Weis erzählen …“
    Berger sieht mich für einen Moment scharf an: „Woher wissen Sie, dass wir …?“
    Ich lächle beruhigend. „Ein Zufall, ein blanker Zufall. Glauben Sie, dass Frau Moylen Ihnen zuhört?“
    „Ich weiß es nicht … Vielleicht.“
    „Versuchen wir es. Fahren wir zu ihr.“ Ich bettle fast.
    „Wenn es so wäre, wie Sie sagen … Wenn Ida etwas mitbekommen hätte … dann könnte es sein, dass auch sie in Gefahr ist“, sagt Berger langsam. „Wir fahren. Sie ist um diese Zeit üblicherweise schon im Verlag.“
    Ein heftig schwitzender übergewichtiger Mann im Joggingdress sperrt gerade die Haustüre auf, er lässt uns mit hinein. Wir gehen die Stufen nach oben in den ersten Stock. Meine Rippen tun noch weh, aber das bösartige Stechen im Brustkorb hat sich gelegt.
    „Sie bleiben hier. Besser, sie sieht Sie nicht gleich“, sagt Berger. „Ich muss kurz mit ihr allein sprechen. Ich hole Sie dann.“ Er läutet an der Verlagstür. Ich stehe einen Treppenabsatz weiter unten und lausche.
    Die Tür geht auf. Ida Moylen. „Du?“, fragt sie erstaunt.
    „Ida. Wir müssen reden. Es ist schon wieder jemand verschwunden. Eine junge Frau. Ich mache mir Sorgen.“ Und noch bevor sie etwas antwortet, fällt die Tür ins Schloss. Meine Rippen schmerzen wieder stärker. Wie lange stehe ich da schon? Ich sehe auf die Uhr. Kaum zu glauben, es sind erst drei Minuten. Dann höre ich, wie die Tür wieder aufgeht. Berger winkt mir. Ich eile die Treppen hinauf, hinein ins Verlagsvorzimmer. Ida Moylen sieht mich misstrauisch an.
    Ich hebe beschwichtigend die Hände. „Jetzt geht es nicht um eine Geschichte für das ‚Magazin‘. Die Tochter meines Mannes ist verschwunden. Wir haben sie als Jüngerin zu Weis geschickt. Sie sollte nachsehen …“
    Moylen sieht mich böse an. „Sie wollten spionieren.“
    „Wir wollten die Wahrheit.“
    Berger sieht die Verlegerin bittend an. „Jedenfalls ist die junge Frau verschwunden. Und die letzte Nachricht auf ihrem Mobiltelefon ging an Weis: ‚Okay, ich komme.‘“
    Ida Moylen geht beunruhigt auf und ab, während wir ihr Details erzählen.
    „Ich glaube es nicht. Ich glaube es nicht.“ Sie sagt es einige Male. Ich sehe sie an. „Sie haben einen Verdacht. Sie haben etwas gesehen. Bitte. Reden Sie.“
    Ida Moylen schüttelt den Kopf.
    „Du darfst Weis nicht länger decken. Ich habe mich zurückgezogen, ich habe respektiert, dass du dich ihm zugewandt hast. Aber jetzt geht es auch um dich: Du musst erkennen, dass Weis auch andere Seiten hat. Ich sage es nicht gern. Aber: Er könnte gefährlich sein. Auch für dich. Niemand weiß, was mit Carmen und was mit Franziska Dasch passiert ist.“
    „Es geht um Menschenleben“, flehe ich sie an.
    Ida Moylen starrt aus dem Fenster. „Wenn es so wäre, dann hätte das die Polizei herausgefunden.“
    „Sie haben sich getäuscht in Weis“, fahre ich fort. „Was ich Ihnen jetzt sage, lässt sich nachprüfen: Er ist gar nicht fähig zu einer richtigen Beziehung. Neue Jüngerinnen nimmt er gerne zu ‚Exerzitien‘ mit, sie sollen ‚sich öffnen‘ und dann gibt es Sex. Auch Carmen hatte Sex mit ihm. Eine andere Jüngerin hat Carmen gegenüber damit geprahlt, dass ihr eine rein spirituelle Verbindung eben zu wenig sei.“
    Ida Moylen schüttelt den Kopf, immer wieder, ganz

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