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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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haben.“
    Er dreht sich um und starrt mich an. „Sie haben mir unterstellt, Franziska Dasch ermordet zu haben.“
    Keine Rechtfertigungen, das habe ich nicht nötig. „Ich bin ins Zentrum gefahren, weil Sie mich hinbestellt hatten. Aber Sie waren nicht da. Dafür dieses seltsame Blatt Papier: ‚TOTALES RECYCLING FRANZISKA DASCH‘.“
    „Das ich wohl eigens für Sie vorbereitet habe, damit Sie sich auf meine Spuren heften können, oder wie immer man da in Ihrer Branche sagt.“
    „Warum haben Sie nicht auf mich gewartet?“
    „Sie haben mir eine E-Mail geschickt, dass Sie die Bilder erst heute früh hätten. Das werden Sie doch nicht leugnen.“
    Ich schüttle den Kopf. „Das habe ich nicht. Kann ich sie sehen?“
    „Glauben Sie, ich hab den Computer in meiner Tasche?“
    „Wenn Ihnen nichts Besseres einfällt…“ Ich will schon gehen. Was soll das? Ich hab keine E-Mail geschrieben und es ist auch nicht eben leicht, an meinen Computer zu kommen. Im „Magazin“ ausgeschlossen. Und um meinen Laptop bei Oskar zu verwenden, müsste man zuerst die Sicherheitstür aufbrechen. Da war aber keine Spur davon zu sehen.
    „Unser Vertrag ist hinfällig. Ich kann nicht mit jemandem arbeiten, der mich öffentlich in Misskredit bringt“, sagt Weis und erst jetzt fällt mir auf, dass er noch kein einziges Mal gelächelt hat.
    „Ich habe meine Arbeit bereits getan. Der Vertrag ist gültig, Sie werden zahlen“, mache ich klar.
    „Das Geld ist nicht wichtig, Sie bekommen es. Aber Sie werden im Buch nicht aufscheinen.“
    Ich lache. „Herzlichen Dank. Ganz ehrlich gesagt: Ist mir auch lieber so.“
    Jetzt sieht er mich fassungslos an. Kann jemand derart in die eigene Welt verstrickt sein, dass er jeden Sinn für alles andere verliert? Ist ihm noch nie aufgefallen, wie viele über ihn spotten, seine Thesen ablehnen und Gurus wie ihn, gelinde gesagt, dubios finden? Bevor ich davonstürme, sollte ich allerdings noch einiges zu klären versuchen.
    Ich sehe ihm ins Gesicht. „Ist es möglich, dass zwei Ihrer Jüngerinnen aufeinander eifersüchtig geworden sind?“
    „Was soll der Unsinn? Zu so etwas sage ich gar nichts! Und wenn Sie etwas von unserem Treffen schreiben, dann klage ich Sie!“
    „Nach welchem Paragrafen?“, will ich schon sagen, aber es ist besser, wenn ich beim Thema bleibe. „Oder hat Franziska Dasch auf der Rathausgala zu viel gesehen?“
    „Die hat doch überall nur sich selbst gesehen!“, faucht er.
    „Ganz im Gegensatz zu Guru Weis“, rutscht mir heraus.
    Er sieht mich empört an. „Wenn Sie jetzt auch noch meine Kompetenz in Frage stellen …“
    Es geht mit mir durch, ich kann nicht anders. Dieses lächerliche Männchen mit Glatze in Weiß. „Zerwolf ist es übrigens restlos egal, was Sie erzählen und tun.“ Wenn das wahr wäre, dämmert mir plötzlich, dann hätte er mit Weis auf der Gala wohl kaum Wolfshund gespielt.
    Weis’ Mund ist ein Strich. „Wie kommen Sie ausgerechnet auf diesen Blender? Oder hat er gar mit Ihnen gesprochen? Das glaube ich nicht.“ Er lacht und es klingt nicht fröhlich.
    Das werde ich sicher nicht verraten. „Freunde“, sage ich.
    Er sieht mich spöttisch an. „Dann werden Sie sicher auch wissen, dass der liebe Zerwolf nicht der zurückgezogene Denker ist, für den er sich ausgibt. Jede Nacht rennt er durch die Stadt. Und belästigt dabei einsame Frauen. Es hat Anzeigen gegeben, aber bisher haben sie dem Philosophen geglaubt. Bisher.“
    „Das ist doch kompletter Unsinn.“ Ich überlege. Zerwolfs Assistentin hat gesagt, dass er joggt. Wahrscheinlich joggt er in der Nacht. Er selbst hat gesagt, dass er kein Einsiedler sei. Dass Zerwolf Frauen belästigt … Anzeigen …
    Guru Weis lässt sich auf einen der Schwingsessel fallen, wird vor- und zurückgewippt, und plötzlich lächelt er wieder sein Kunstlächeln. „Ich verstehe“, sagt er, als ob er Kreide gefressen hätte. „Sie … verehren diesen Zerwolf. Jede, wie sie will. Deswegen kommt in Ihrer Story der Terror so gut wie gar nicht vor. Alle anderen Blätter sind voll davon, nur das sonst so reißerische ‚Magazin‘ hält sich zurück. Und greift stattdessen mich an.“
    „Ich denke …“, setze ich an.
    Er unterbricht mich: „Ist Ihnen klar, dass Zerwolf Kontakt zu Terrorkreisen hat? Haben Sie recherchiert, dass er beinahe von der CIA verhaftet worden wäre?“
    Ich starre ihn mit offenem Mund an. Sein Lächeln wird intensiver. Ich mache den Mund wieder zu. Kann es sein, dass er so etwas

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