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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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gerade bei solchen Vorfällen seien die gesundheitlichen Spätfolgen nie abschätzbar. Ich hab wirklich eine Zeit lang sehr schlecht geschlafen und mich auch am Tag gefürchtet, wenn mir ein Mann schneller als gewöhnlich entgegengekommen ist.“
    „Haben Sie ihn gefragt, warum er sich bei Ihnen meldet?“
    „Natürlich, ich will ja keinem Betrüger aufsitzen. Er hat gesagt, er vertritt eine andere Frau, die dieser Zermatt angefallen ist. Und über die Polizeiakten ist er auf meinen Namen gekommen.“
    Kann es sein, dass sich Weis als Anwalt ausgegeben hat, um mehr über Zerwolfs angebliche Übergriffe herauszufinden? Aber die Beschreibung des Anwalts passt nicht im Geringsten. Dr. Berthold Klein. Ich werde Oskar fragen, ob er einen Anwalt mit diesem Namen kennt. Und was er für gewöhnlich tut.
    Emma Mandelbauer, das zweite mutmaßliche Opfer von Zerwolf, erreiche ich nicht. Keine der beiden Emma Mandelbauer, die in dem Bezirk wohnen, in dem der Angriff stattgefunden hat, geht ans Telefon.
    Am Nachmittag treffe ich mich mit Vesna in der Nähe des Weis.Zentrums. So ein Haus aus Glas und halbdurchsichtigem Papier hat schon auch seine Vorteile. Man kann viel besser beobachten, was darin vorgeht. Vesna hat einen Platz in einem der umliegenden Weingärten entdeckt, von dem aus man mit einem Fernglas sehr gut ins Zentrum sehen kann. Ich möchte mit Berger reden. Das geht aber sicher nur, wenn Weis nicht da ist. Und sollte es nicht klappen, dann bemerken wir hier ja vielleicht etwas anderes, das uns weiterhelfen kann.
    Die letzten paar hundert Meter fahre ich hinter Vesna her. Schmale Straße, links und rechts Weinstöcke. Schwer zu glauben, dass es so etwas in der Großstadt Wien gibt. Sie hält an und parkt am Rand einer Wiese. Wir wandern die Rebzeile hinauf, ein lauer Wind weht. Junggrüne Weinblätter. „Wir hätten einen Picknickkorb mitnehmen sollen und Weis einfach vergessen“, schnaufe ich.
    „Machen wir einmal“, sagt Vesna.
    Von unserem Platz aus sieht man das Weis.Zentrum in der Sonne leuchten. Es wirkt sehr fremd zwischen den Weinhügeln. Auf dem Parkplatz darunter stehen zwei Autos. Ins Innere des Gebäudes sieht man leider nicht so gut wie gedacht. Die Glasscheiben spiegeln.
    „Wie ich da war, es war schon Dämmerung“, sagt Vesna. „Hätte ich an Sonne denken müssen.“
    Ich spähe durch das Fernglas. Da sind jedenfalls drei Personen. Zwei sind im Begegnungsraum, die eine davon ist sicher Weis. Seine Glatze leuchtet. Schade, er ist da. Die andere ist leider gerade dort, wo die Glasscheibe das Sonnenlicht reflektiert. Die dritte muss im Büroraum sein, man sieht nur einen Schattenriss, sie ist hinter der Reispapierwand. Alles scheint den im Weis.Zentrum üblichen Gang zu gehen.
    „Wir müssen eben warten, bis Sonne weggeht“, sagt Vesna.
    „Oder zumindest, bis Weis weggeht“, ergänze ich. Wenn er denn vor den anderen geht. Ich gebe Vesna das Fernglas, vielleicht sieht sie mehr. Helle, zarte Weinblätter, die wären jetzt wunderbar in Öl einzulegen. Nur kurz blanchieren und dann in gutem Olivenöl konservieren. Vorausgesetzt, keiner hat sie vor Kurzem gespritzt. Ich sollte endlich ins Weinviertel zu meiner Winzerfreundin Eva fahren. Abschalten. Weg von möglichen Bomben und realen Recyclinganlagen.
    „Da tut sich was“, sagt Vesna. „Weis und die andere Person gehen aus dem Zimmer. Pass auf, gleich kann ich sehen, wer andere Person ist. Sehr gut.“
    „Was ist? Wer ist es?“ Ich hasse Vesnas Hang zur Geheimnistuerei. Und sie weiß genau, wie neugierig und ungeduldig ich sein kann.
    „Ja“, sagt sie zufrieden. „Jetzt weiß ich.“
    Ich greife nach ihrem Fernglas.
    „Lass das. Es ist Carmen. Sehr gut“, triumphiert sie. „Hat nicht viel Zeit verschwendet, deine Stieftochter.“
    „Nenn Sie nicht meine Stieftochter.“
    „Wenn du nicht magst, dann nicht. Aber was ist Schlechtes daran? Ich bin Mutter. Finde ich gut. Bin ich trotzdem Vesna. Und Mensch. Das ist, was zählt.“
    „Du solltest doch Philosophie studieren. Oder bei Weis aushelfen“, ätze ich.
    „Stopp“, sagt Vesna und schaut angestrengt durchs Fernglas. „Die beiden kommen heraus, sie gehen Weg hinunter.“
    Das kann ich jetzt sogar mit freiem Auge sehen. Zwei Gestalten gehen zu einem hellen Auto.
    „Und der andere ist Berger. Er ist jetzt weiter vorne im Gebäude. Ich will hinter den beiden her, nur zur Sicherheit, auch Sicherheit von Carmen. Und du beeile dich zu Berger.“
    Ich nicke und springe auf. „Carmen

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