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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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jungen Verkäuferin, die gerade eine Mutter mit zwei Kindern berät. „Ich fürchte, ich muss da hin. Ist nicht einfach, ein eigenständiges Schuhgeschäft zu haben bei den großen Ketten, die die Preise kaputt machen.“
    „Und wie sind Sie zu Ihrem Anwalt gekommen?“
    „Den hatte ich schon von einem anderen Fall. Es geht um dieses Haus. Ich habe es geerbt, aber die Tochter der Erblasserin hat alles angefochten. Sie sagt, ich hab mir das Haus erschlichen. Das Verfahren läuft noch. Die hat sich doch nie um ihre Mutter gekümmert. Wenn nicht viel los war im Geschäft, bin ich immer wieder rauf zu ihr und hab ihr Gesellschaft geleistet und geschaut, dass die Heimhilfe auch ordentlich arbeitet.“
    „Was halten Sie von Esoterik?“, frage ich Emma Mandelbauer.
    „Wie bitte?“, kommt es zurück. „Ich habe Sandalen mit Aloe-Vera-Fußbett, wenn Sie so etwas meinen. Für das theoretische Zeug hab ich nicht genug Zeit.“
    Ich hätte es mir denken können. Und der Anwalt Berthold Klein ist wohl doch eher auf Baurecht oder auch auf Erbrecht spezialisiert. Für Zerwolf schaut es nicht gut aus. Der berühmte Philosoph als Perverser. Heißt allerdings immer noch nicht, dass er auch mit Bomben droht oder Frauen rückstandslos recycelt. Leider ist es so schwer, ihn zu befragen. Unser nächtliches Gespräch in seiner Wohnung kommt mir inzwischen völlig irreal vor, so als ob ich es geträumt hätte. Noch habe ich einige Tage Zeit, bis die nächste Reportage fällig ist. Aber wenn ich nicht möchte, dass mir der Chronikchef die Geschichte abjagt, dann muss ich bald etwas bringen, das besser ist als Zerwolfs alte Terrorkontakte.
    Moylen zwischen dem Guru und seinem Handwerker. Sie redet nicht mit mir. Weis redet auch nicht mit mir. Zerwolf schweigt sowieso. Und die Putzfrau versteht kaum Deutsch. Na super. Vesna will versuchen herauszufinden, wie Moylens Verlag finanziell dasteht. Aber das wird nicht so einfach sein. Die Verlagssekretärin. Sie schien mir an einer spektakulären Geschichte mehr interessiert als an dem Esoterikverlag. Ins Büro komme ich aber wohl trotzdem kein zweites Mal. Wohin geht die Sekretärin nach Dienstschluss? Vielleicht kann Vesna jemanden schicken, der sie beobachtet. Hm. Eigentlich bekommt sie für solche Aufträge Geld, aber von mir nimmt sie keines. Und ob ich den Chefredakteur überreden kann, sie quasi offiziell inoffiziell in unsere Recherchen einzubinden … Ich fürchte, alles tut er auch wieder nicht für mich.
    Eine Viertelstunde später weiß ich, dass das gar nicht klappen kann. Vesna ist zumindest für die nächsten zwei Stunden beim Lauftraining. Wie mir diese Lauferei auf die Nerven geht. Noch dazu, wo ich mich dann noch fauler und dicker fühle. Und von ihren Leuten hat Vesna im Moment auch niemanden frei, der schauen könnte, was die Sekretärin tut. „Du machst am besten selbst“, sagt Vesna. „Menschen achten nicht sehr auf ihre Umgebung. Wenn du dich nicht auffällig benimmst, sie wird dich nicht bemerken. Und wenn doch, dann seid ihr euch eben zufällig begegnet. Wenn du Lust hast, du kommst am Abend zu mir und wir reden alles durch. So um sieben. Passt das?“
    Ja, das passt. Ich seufze. Mit Nachforschungen dieser Art habe ich nicht viel im Sinn. Und ich habe den Verdacht, dass ich mich jedenfalls auffällig verhalten werde. Trotzdem fahre ich mit der U-Bahn in die Nähe des Verlages und spaziere dann einige Gassen entlang, immer näher, bis ich den Hauseingang sehen kann. Und was, wenn die Sekretärin bereits Feierabend hat? Es ist schon etwas nach fünf. Was würde Vesna tun? Anruf. Die Sekretärin geht dran. Jedenfalls hoffe ich, dass es die Stimme der Sekretärin ist. „Guten Tag, wir würden noch gerne einen Boten vorbeischicken, wie lange ist jemand da?“
    „Da müssen Sie aber sehr schnell sein. Frau Moylen ist bereits außer Haus und ich gehe in einer halben Stunde. Was wollen Sie denn schicken?“
    „Ich denke, das geht sich nicht mehr aus“, sage ich rasch und lege auf. Oje. Was, wenn die Sekretärin die Nummer kontrolliert? Ich hab einfach von meinem Mobiltelefon aus angerufen, ohne die Nummer zu unterdrücken. Ich bin wirklich zu dämlich für solche Aktionen. Wie kann man auf so etwas nur vergessen? Wer weiß, ob sie nachsieht. Und wenn sie meinen Namen gespeichert hat? Oder wenn sie ein besonders gutes Nummerngedächtnis hat? Aber so viel habe ich mit dem Verlag auch wieder nicht zu tun gehabt. Zum Glück.
    Ich treibe mich in der Gasse herum, schaue

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