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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ist wichtiger als das Lebenlassen – eine ziemlich egoistische Vorstellung. Und warum die Bombendrohung? Es war nur eine Drohung, er hat alle leben lassen. Aber Weis war es, der davon profitiert hat: Er hat Interviews gegeben, er hat sein Buch um ein Kapitel erweitert. Sicher ein Kapitel, das den Verkauf fördern wird. Aber dass er deswegen …
    Oskar hat Frühstück gemacht. Ich rieche Kaffee und gebratene Eier. Offenbar hat er mir verziehen. Hatte er mir etwas zu verzeihen? Eigentlich nicht. Okay, ich hätte ihm sagen können, dass ich mich mit Verhofen zum Essen treffe. Ich hatte nicht gedacht, dass ich so lange ausbleiben würde. Ich setze mich im Bett auf und gähne. Klar, dass Gismo nicht mehr da ist. Sie steht in der Küche und beobachtet jede Bewegung von Oskar. Bei ihm fällt viel mehr für sie ab als bei mir. Ob sie ihn nur deswegen so liebt? Was sind die Motive für Liebe? Oder ist es schon keine mehr, wenn es ein Motiv dafür gibt? Eigentlich mag ich gebratene Eier in der Früh nicht besonders. Zu schwer. Bevor ich Oskar kennengelernt habe, bestand mein Frühstück aus einem großen, starken Kaffee. Man ändert sich mit den Menschen, die man liebt. Es darf nur nicht so sein, dass es jemand darauf anlegt, einen zu ändern. „Ich liebe dich nur, wenn …“ Ich schüttle den Kopf. Ich tapse in meinem Nachtshirt in die Küche und sehe, wie Oskar an Gismo ein großes Blatt Schinken verfüttert. Lass ihn, Mira.
    Nach dem Frühstück fühle ich mich zufrieden und erschöpft. Oskar ist auf dem Weg in seine Kanzlei, ich habe die Reste weggeräumt. Ich könnte gleich wieder schlafen gehen. Carmen hat gestern eindeutig nicht mit Oskar über unsere Recherchen geredet. Gutes Mädchen. Warum sie sich noch immer nicht bei mir gemeldet hat? Ich will ihr eine SMS schicken und entdecke, dass ich eine bekommen habe. Im ersten Moment denke ich an Verhofen, aber sie ist von Vesna. Gesendet um sieben Uhr zwanzig. Die hab ich einfach verschlafen.
    „Treffe mich mit Putzfrau von Weis um zehn Uhr bei McDonalds in Donauzentrum. Komm hin und rufe vorher an.“
    Ich sehe auf die Zeitanzeige des Telefons. Halb zehn. Das wird knapp. Ich wähle Vesnas Nummer. Nein, auch sie hat noch nichts von Carmen gehört. Aber wenn Oskar sage, es geht ihr gut, dann sei ja alles in Ordnung, oder? „Putzfrau stammt aus Kosovo. Zum Glück Bruno ist ein guter Freund von einem Freund von ihrem Mann. Ihr Mann ist zurück in Kosovo. Haben sie abgeschoben. Nurie ist untergetaucht. Ist sie total illegal. Schickt Familie Geld. Dort hat keiner Arbeit, und Haus ist kaputt. Gut, wenn sie putzen kann. Ich will mit ihr reden, du kannst warten. Wenn sie hat Vertrauen, ich hole dich dazu.“
    Wahrscheinlich wollte Berger deswegen nicht mit der Nummer herausrücken, weil Nurie illegal in Österreich ist. Hätte ich Weis gar nicht zugetraut, so jemanden zu beschäftigen. Endlich ein Pluspunkt für ihn. Zumindest bei mir. Das „Blatt“ würde das wohl anders sehen. Warum hat mir Berger ihre Telefonnummer dann doch noch gegeben? Weil er nicht wollte, dass ich über das, was er mir erzählt hatte, mit Weis rede? Weil er darauf vertraut, dass ich nichts gegen eine illegale Ausländerin unternehme?
    Ich bin zehn nach zehn bei McDonald’s und sehe Vesna mit einer kleinen, dunklen Frau an einem Tisch sitzen. Beide haben einen großen Becher vor sich. Ich mag keine Getränke aus Bechern. Soll ich hier stehen bleiben und mir die Nase an der Scheibe platt drücken? Ich gehe hinein, suche mir einen Tisch, der von den beiden weit genug entfernt ist, an dem mich Vesna aber, wenn sie aufsieht, entdecken müsste. Sieben Kids um einen großen Tisch. Wenn die nicht Schule schwänzen. Ein Glück, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, Patrouillen zu McDonald’s zu schicken, um säumige Schüler zu suchen. Mich einfach dazuzusetzen und auf zwei Frauen zu starren kommt mir etwas eigenartig vor. Also gehe ich vor zur Verkaufstheke, starre auf die Angebote. Da gibt es vieles um einen Euro, kein Wunder, dass das die Buben und Mädels anzieht. Und auch so manchen, der kein ausreichendes Einkommen hat, aber hin und wieder doch auswärts essen möchte. Ich bestelle Chicken McNuggets mit Currysauce und denke erst dann daran, dass ich ja eigentlich erst vor Kurzem üppig gefrühstückt habe. Man würde die Frau nicht unbedingt als Kosovarin erkennen. Sie trägt ein unauffälliges schwarzes Sweatshirt und eine braune Hose. Ein Glück, dass Vesnas Connections wieder einmal

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