Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Bezeichnung nicht zu. Jeder mitgebrachte Partner war automatisch in den Stand der Ehe erhoben worden.
Niemand schien damit ein Problem zu haben. Selbst die recht flüchtige Bekanntschaft, die Robert an dem Abend vorstellte, war eher geschmeichelt. Einzig Till stand schweigend neben Julia, in einer Hand ein Sektglas, und war wenig bereit sich an einer belanglosen Unterhaltung zu beteiligen.
Dabei war dieser Abend einzig zu dem Zweck abgehalten worden, um Julia zu einem großen Geschäftsabschluss zu gratulieren. Sie hatte es Anfang des Jahres endlich geschafft einen wichtige Klienten an Land zu ziehen, den Robert bereits seit über einem halben Jahr versucht hatte von den Fähigkeiten der Kanzlei zu überzeugen. Erst nachdem Julia sich bereit erklärt hatte sich darum zu kümmern, schien sich endlich Erfolg einzustellen. Die Arbeitsplätze vieler Juristen der Sozietät waren damit über Jahre gesichert.
Julia glaubte, mit ihrer Partnerschaft alles erreicht zu haben, was sie sich für ihre Karriere vorgestellt hatte. Nun musste sie feststellen, dass es durchaus noch eine Steigerung gab. Voller Stolz hatte sie nach Unterschrift der Verträge Till davon erzählt.
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„Was gibt es zu feiern?“, fragte Till, nachdem Julia den Champagnerkorken hatte knallen lassen.
„Gleich kommen auch Gitte und Steffen. Ich möchte meinen großen Erfolg mit euch teilen.“
„Ich dachte, wir haben einen gemütlichen Abend. Ehrlich Julia, ich hatte einen echten Scheiß-Tag. Ich brauche meine Ruhe und kann eigentlich keinen Alkohol trinken.“
Nachdem es an der Tür geklingelt hatte, kam Julia mit Gitte und Steffen zurück in die Küche. Was sie sah bereitete ihr Bauchschmerzen. Am Küchentisch saß Till und hatte seinen grimmigsten Gesichtsausdruck aufgesetzt.
„Habt ihr euch gestritten?“, wollte Steffen wissen.
„Nein, alles gut“, sagte Julia.
„Wenn du meinst“, entgegnete Till.
„Was gibt es denn nun, was du uns erzählen wolltest?“, fragte Gitte.
„Ich hab’s geschafft.“
„Ehrlich? Der große, so verdammt wichtige Klient?“
Gitte konnte ein leichtes Kreischen kaum unterdrücken.
„Was für ein Klient?“, fragte Till.
„Du weißt doch sicher“, sagte Steffen, „dieser Kunde, der dafür sorgen wird, dass Julia in die Annalen der Kanzleigeschichte eingehen wird.“
„Ja klar.“
„Er hat es vergessen“, sagte Julia, „er hat grad selbst so viel Stress im Job.“
Sie hatte tatsächlich eher Verständnis für ihn, als dass sie wütend war. Dass er allerdings wie ein kleiner, beleidigter Junge in ihrer Küche saß, ärgerte sie dennoch. Er hätte sich wenigstens zusammenreißen können.
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„Sie müssen verdammt stolz auf ihre Frau sein“, sagte der Gründer der Kanzlei zu Till, der völlig unbeteiligt ausgesehen hatte.
„Das ist er“, sagte Julia schnell für ihn, da sie einer Peinlichkeit aus dem Weg gehen wollte.
„Ich habe gehört, dass Sie Arzt sind.“
„Chirurg.“
„Er ist ein erfolgreicher Schönheits-Chirurg.“
„Ich bevorzuge die Bezeichnung Plastischer-Chirurg.“
„Das ist sicher ein interessanter Beruf. Schaun Sie sich doch bitte mal meine Frau an, ob sie da noch was retten können“, dabei lachte der alte Mann und klopfte Till auf die Schulter, der dabei vornüber kippte.
Nur müde und gequält konnte sich Till ein Lächeln abringen.
„Entschuldigen Sie uns kurz“, sagte Julia zu ihren Chef, „ich würde meinem Mann gern einen Kollegen vorstellen.“
Lächelnd zog sie Till am Arm von der kleinen Gruppe um den Grüner der Kanzlei, in Richtung der Toiletten.
„Kannst du mir mal erklären, was das hier werden soll?“
Sie hatte darauf geachtet, dass niemand bemerkte, wie sie ihn in eine hintere Ecke des Flurs gedrückt hatte.
„Ich verstehe nicht, was du meinst.“
„Beleidige nicht meine Intelligenz und verarsch mich.“
„Was willst du von mir?“
„Dass du dich angemessen verhältst. Das ist mein Abend. Wir sind ausschließlich hier versammelt, weil man mir gerecht werden will. Ich habe es geschafft. Kannst du dich nicht mal fünf Minuten für mich freuen?“
„Sicher, das mach ich doch.“
„Dann hast du eine merkwürdige Art das zu zeigen. Du hast nicht einmal etwas Anerkennendes gesagt, oder dich für mich gefreut. Ich habe nicht den Eindruck, als ob du stolz auf mich wärst.“
„Na und, was ist schon dabei? Ich mache jeden Tag etwas Anerkennendes und du sagst auch nichts dazu.“
„Das ist doch etwas völlig
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