Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
auf. Ich vermisse deine Freundschaft, deinen Rat, die Gespräche. Niemand versteht mich so wie du.“
„Und was ist mit Till?“
„Das ist was anderes.“
Robert hatte sich wieder gesetzt, dieses Mal allerdings auf einen Stuhl direkt neben Julia. Er war ihr so nah, dass sie sein Parfum riechen konnte. Der Duft war ihr vertraut und sie hatte das Bedürfnis sich an ihn zu lehnen.
„Ich hab dich auch vermisst.“
„Und wie geht es dir inzwischen?“
„Du meinst, ob ich dich noch immer liebe?“
„Nein, ich weiß, dass du das nicht mehr tust, du hattest es mir doch gesagt. Ich wollte einfach nur wissen, wie es dir geht.“
„Gut, mir geht es wirklich richtig gut. Ich lebe.“
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„Ehrlich, Julia, du siehst müde aus. Fahr doch mal ‘ne Spur langsamer. Du musst nicht alles allein machen und alle bereits in den Weihnachtsurlaub schicken“, sagte Robert.
„Ich weiß, ich tu mich noch so verdammt schwer damit.“
„Du wolltest es so und ich habe dir immer gesagt, wie viel Arbeit und vor allem Verantwortung das ist.“
„Ja, das hast du.“
„Da ist doch noch was anderes. Ist mit Till alles in Ordnung?“
„Wohl eher nicht.“
„Das tut mir sehr leid. Möchtest du drüber reden?“
„Er will mich seinen Eltern vorstellen.“
„Sagtest du nicht, es läuft grad nicht so gut?“
„Ja, wir haben uns gestritten.“
„Das ist doch normal, das kommt schon mal vor. Immerhin will er dich seinen Eltern vorstellen. Mensch, Julia, er meint das echt ernst mit dir.“
„Da bin ich mir nicht mehr so sicher.“
„Worüber habt ihr euch denn gestritten?“
„Ich will ihn nicht über die Feiertage zu seinen Eltern begleiten.“
„Kein Wunder, dass ihm das sauer aufstößt. Spinnst du, was ist so schlimm, wenn du seine Eltern kennenlernst?“
„Denk doch nur an Ullis Eltern.“
„Nur weil die total daneben waren, heißt das nicht, dass alle Eltern so sind. Gib ihnen doch wenigstens die Chance dir zu beweisen, dass sie scheiße sind. Und vielleicht hast du Glück und sie sind total nett, was übrigens meistens der Fall ist. Meine Schwiegereltern waren immer freundlich zu mir und sind es sogar jetzt noch, obwohl ich ihre Tochter verlassen habe. Ich sehe sie regelmäßig an den Geburtstagen der Kinder.“
„Ja, bei dir mag das so sein. Aber in meinem Fall? Ich weiß ja nicht.“
„Julia, sei nicht dumm.“
„Ich habe Angst.“
„Wovor? Vor Bindung oder Liebe?“
Eine Stunde später stand Julia vor ihrer Wohnungstür. Sie war sich nicht sicher, was sie nun tun sollte. Robert hatte durchaus recht und sie sollte sich einen Schubs geben und über ihren Schatten springen. Aber wahrscheinlich war das überhaupt nicht mehr nötig, denn sie würde Till ganz sicher nie mehr wieder sehen.
Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, wusste sie, dass Till auf sie wartete. Sie war sich sicher die Tür beim verlassen verschlossen zu haben. Schon lange hatte sie Till einen Schlüssel gegeben. Für sie wäre ein Traum in Erfüllung gegangen, wenn er sogar bei ihr eingezogen wäre, aber so weit traute sie sich nicht zu gehen.
Mit klopfendem Herzen betrat sie die Wohnung. Es war so still, dass sie sich plötzlich nicht mehr sicher war, ob sie tatsächlich die Tür am Morgen verschlossen hatte. Nachdem sie ihren Mantel ausgezogen hatte, schlich sie leise durch die Wohnung. Am Wohnzimmer angekommen sah sie einen leichten Lichtschein, die kleine Lampe in der hinteren Ecke war eingeschaltet worden.
Till saß in einem Sessel und hatte sich eine Zeitschrift genommen. Als sie den Raum betrat, sah er auf und lächelte sie an.
„Wartest du schon lange?“
„Ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Jetzt bist du ja da. Hast du alles erledigt bekommen?“
„Ja, für dieses Jahr ist Feierabend.“
„Das ist schön.“
Julia stand noch immer mehr oder weniger in der Tür und sah ihn an. Unglaublich, wie gut er wieder aussah in seiner engen Jeans und einem grob gestrickten dicken Pullover. Das spärliche Licht schmeichelte seinem Aussehen. Sie versuchte sich seinen Anblick einzuprägen, da sie davon ausging, dass es das letzte Mal sein würde.
Es war noch nie vorgekommen, dass sie sich zur Begrüßung nicht geküsst hatten und mehr oder weniger übereinander herfielen. Julia glaubte, erneut gelähmt zu sein. Sie war unfähig sich zu bewegen, dabei dachte sie, dass es sicher besser sei, sich auf das Sofa zu setzten, denn wenn er ihr jeden Moment eröffnete, dass er sie verlassen würde, könnte sie
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