Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
und Arbeit reichlich ausgelastet.
Auch wenn Till die meiste Zeit in ihrer Wohnung übernachtete, störte es sie sehr, dass er nicht immer bei ihr sein konnte. Gerade weil die Zeit mit ihm begrenzt war. Die Nächte, in denen er in seinem Bett schlief, kamen ihr verschwendet vor und sie war furchtbar einsam.
Über den Zwischenfall Anfang Januar sprachen sie nie mehr. Sie hatten sich mit abschließendem Versöhnungssex vertragen und waren sich hinterher einig, dass sie sich nun noch mehr liebten als zuvor. Nie mehr würden sie sich streiten wollen und schon gar nicht einer im Grunde doch eher lächerlichen Sache wegen.
Am Abend seines Geburtstages wollte Julia den Schritt wagen und ihn bitten, bei ihr einzuziehen, damit sie zukünftig nie mehr ohne ihn einschlafen musste. Sie wartete schon seit Stunden auf den richtigen Augenblick. Während des Essens, was schon lange beendet war, hatten sie sich angeregt über seine Arbeit unterhalten. Sollte sie es nicht schaffen, ihn noch im Restaurant anzusprechen, würde sie es später im Taxi tun. Aber sie hoffte darauf, dass er aufhören würde von seiner Praxis und den damit verbundenen Patienten zu erzählen.
„Magst du eigentlich Kinder?“, fragte er plötzlich und wechselte abrupt das Thema.
„Wie kommst du denn auf einmal darauf?“
„Nur so, wir haben noch nie darüber gesprochen.“
„Da wäre ich auch nicht drauf gekommen.“
„Warum nicht? Hast du was gegen Kinder?“
„Nein eigentlich nicht, so lange es nicht meine sind.“
„Soll das heißen, du möchtest keine Familie haben?“
„Nicht unbedingt.“
„Möchte nicht jeder Familie?“
„Ich nicht.“
„Warum nicht? Familie ist doch wichtig.“
„Findest du? Was soll das ganze Gefasel eigentlich?“
„Ich könnte nicht ohne meine Familie sein und möchte selbst auch eine haben.“
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie ihn überhaupt nicht kannte und es noch lange dauern würde, bis sie wusste, wer er wirklich war.
„Ist das dein Ernst? Du wünschst dir Kinder?“
„Ja, natürlich, die gehören doch dazu.“
„Seit wann?“
„Schon immer. Ich kenne keine Frau, die nicht früher oder später auch Kinder möchte.“
„Das stimmt nicht ganz.“
Er hatte seine Hände zurückgezogen und ließ ihre allein auf dem Tisch zurück. Schnell nahm sie ihr Glas und trank die letzte Neige.
„Nicht jede Frau findet das erstrebenswert“, fuhr sie fort, da er nichts dazu gesagt hatte.
„Ich hatte angenommen, es würde an Ulli liegen, da du ihn eben nicht geliebt hast.“
„Er war auch nicht der Richtige, aber auch sonst, ich wollte noch nie Kinder.“
„Ich verstehe nicht, wie man keine Kinder haben möchte. Sie sind das Gerüst unserer Gesellschaft. Wo soll es hinführen, wenn keiner mehr eine Familie gründen wollte?
„Ehrlich, da bin ich Egoist. Sollen das andere ruhig tun. Die können das auch bestimmt viel besser als ich, für mich ist das einfach nichts.“
Julia wurde unglaublich müde. Die Entwicklung des Abends hatte sie sich ganz anders vorgestellt.
„Woher willst du das wissen?“
„Muss man denn alles ausprobieren, um zu wissen, was man möchte oder nicht? Und stell dir vor, ich würde dann feststellen, dass es tatsächlich nichts für mich ist, was mach ich dann? Kinder kann man doch nicht umtauschen oder einfach abgeben.“
„Wenn du erst einmal dein Kind in den Armen hältst, dann wirst du es lieben und glücklich sein.“
„Aber ich bin glücklich. Du etwa nicht?“
„Doch, aber es würde mich noch viel glücklicher machen, wenn ich wüsste, dass wir eines Tages Kinder hätten.
„Ist es nicht viel zu früh über so etwas zu sprechen? Wir wohnen ja noch nicht mal zusammen.“
„Ich will ja nicht sofort Kinder. Ich wollte lediglich wissen, wie du dazu stehst.“
„Und nun?“
„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich mich so sehr in dir getäuscht habe. Warum willst du keine Kinder, dafür muss es doch einen Grund geben.“
„Es gibt es tausende, aber der, den du wahrscheinlich am ehesten verstehen wirst, ist die Tatsache, dass ich meine Karriere nicht aufgeben würde.“
„Wieso glaubst du, dass ich ausgerechnet das verstehe?“
„Weil du ebenso wie ich, deine Arbeit im Vordergrund siehst. Würdest du auf das verzichten, was du dir aufgebaut hast?“
„Nein, sicher nicht.“
„Siehst du.“
„Was soll das heißen, ich kann doch gar keine Kinder bekommen. Für mich stellt sich diese Frage gar nicht.“
„Oh doch. Wenn es nur um Kinder
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