Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
hast. Seien wir doch mal ehrlich, wir hätten keine Chance gehabt. Du wolltest unbedingt Kinder.“
„Ich hätte sie nur viel lieber mit dir gehabt. Nach wie vor, würde ich lieber mit dir leben als mit Karin. Sie ist, wie soll ich sagen, eben nicht wie du.“
„Klar ist sie nicht wie ich. Sie hat dir Kinder geschenkt ...“
„Wie schenkt man Kinder?“, wollte Leon wissen. „Papa, schenkst du mir eins?“
Julia musste anfangen zu lachen. Sie fand den Kleinen wirklich niedlich. Dennoch war sie froh, dass es nicht ihr Kind war und sie gleich allein nach Hause gehen würde und sich nicht weiter darum kümmern musste.
„Leon, bitte”, sagte Till mit scharfem Ton zu seinem Sohn, der augenblicklich still war und sich wieder seinen Autos widmete.
„Und was soll das heißen, du würdest lieber mit mir leben? Was soll ich damit deiner Meinung nach jetzt anfangen? Willst mich zurück? Jetzt hast du was du wolltest und glaubst du könntest einfach so die Frauen austauschen, oder was?“
War sie ihm eben noch erlegen, so packte sie eine maßlose Wut über all das, was er ihr angetan hatte und nun die Frechheit besaß, sie wieder haben zu wollen. Sie war so außer sich, dass sie vergaß, wie sehr sie insgeheim ihn selbst gern wieder gehabt hätte.
„Hat’s dir etwa die Sprache verschlagen?“
Julia war immer noch wütend auf ihn.
„Es tut mir wirklich leid, was ich dir angetan habe”, sagte Till.
„Was soll das?“
„Es tut mir leid, dass du so wütend bist. Ich war nicht besonders nett zu dir und es war falsch, mich auf diese Weise von dir zu trennen. Und ich weiß nicht nur, was ich an dir hatte, weil meine Ehe zur Zeit die Hölle ist und das im Grunde von Anfang an so war. Ich glaubte, dass ich genau das Richtige tue. Ich dachte, es sei besser, wenn ich es schnell beende. Besser für uns beide. Ich wusste nicht, wie sehr du leiden musstest. Ich dachte nicht, dass du mich so sehr liebst.“
„Natürlich habe ich dich sehr geliebt. Noch nie zuvor habe ich überhaupt jemanden geliebt.“
„Aber warum konntest du dann nicht über deinen Schatten springen und mit mir Kinder haben?“
„Till, so war das nicht. Ich hatte dir angeboten welche zu bekommen, wenn du dich dann darum kümmerst. Du wolltest das nicht. Wenn du dich erinnerst, hast du von mir erwartet, dass ich meine Karriere aufgebe.“
„Ich weiß, das war falsch. Das weiß ich jetzt. Ich war ein Idiot. Natürlich kann man keinen Menschen zwingen etwas zu tun, was der nicht will. Wir hätten eben eine andere Lösung finden müssen. Meinst du nicht, wir hätten uns einigen können?“
„Das hätten wir vielleicht, wenn du mich nicht über Nacht verlassen und nie mehr mit mir gesprochen hättest.“
“Ist das also alles meine Schuld?“
Julia rang um ihre Fassung. Gleich würde sie in Tränen ausbrechen, die allerdings von unbändiger Wut hervorgerufen wurde.
„Ja, das ist es. Ich wollte mich nicht von dir trennen. Auch wenn ich zugeben muss, dass an dem Abend, nachdem du mir eröffnet hast, dass du Kinder möchtest, ich wusste, dass es vorbei war. Wir haben einfach zu unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Leider wollten wir nicht das Gleiche.“
Schnell trank Julia ihren Tee aus. Für sie war dieses Treffen nun beendet. Sie hatte keine Ahnung, was sie von Till erwarten sollte. Dass sich dieses Gespräch so entwickelte, wollte sie nicht. Sie hatte gehofft, einfach so mit ihm plaudern zu können, vielleicht über das Wetter, das wäre doch nett gewesen.
Warum fing er an sie mit all dem zu quälen? Das war so lange her und sie froh, dass es vorbei war. Sie wollte nicht daran erinnert werden, wie schlimm diese Zeit für sie war und wie sehr sie unter der Trennung gelitten hatte und dass sie ihren Traum vom Leben für ihn aufgeben musste.
Zwar aus einem ganz anderen Grund, als er je hätte ahnen können, aber im Grunde, dachte sie, hätte sie ihm auch Kinder gebären können. Ihr Leben war vorbei. Sie war keine erfolgreiche Partnerin in einer bedeutenden Kanzlei mehr.
Julia sah aus dem Fenster. Draußen tobte ein Schneesturm. Menschen gingen dick eingepackt am Café vorbei. Auf ihrem Schoß saß Leon, der noch immer mit seinen Autos spielte. Sie strich ihm über seinen Rücken und hievte ihn von ihrem Schoß. Fast beleidigt sah er sie an.
„Ich werde jetzt gehen”, sagte sie und zog ihren Schal aus dem Ärmel ihres Mantels.
„Bleib doch bitte, noch”, Tills Stimme klang versöhnlich. „Ich würde mich so gern mit dir
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