Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
der Zeit daran. Woran er sich nicht gewöhnen konnte und es ihn über die Maßen störte, war die Tatsache, dass Julia seitdem die Aufmerksamkeit anderer Männer auf sich zog. Von da an gehörte sie nicht mehr ihm allein.
Die Kollegen in der Kanzlei schienen auf einmal zu bemerken, dass Julia eine durchaus ansehnliche Frau war. Oft genug, wenn er in ihr Büro kam, saß dort ein sie anhimmelnder Kollege und versuchte sie zu einem Abendessen zu überreden. Dem willigte sie sogar ab und zu ein, damit es nicht auffiel, dass sie eigentlich ein Verhältnis mit ihrem Chef hatte.
Robert hätte jedes Mal platzen können vor Eifersucht. Die Vorstellung, wie ein anderer Mann sie berührte, wenn auch nur flüchtig, machte ihn rasend. Dabei wusste er, dass er keinerlei Ansprüche stellen durfte. Er traute sich nicht einmal Julia gegenüber seine Bedenken zu äußern, in der Angst, sie hätte augenblicklich die Affäre beenden können. Obwohl er selbst oft genug kurz davor war dem ein Ende zu setzten, da er es nicht länger ertrug.
Den gesamten Januar versuchte er auf Verabredungen und damit verbundenen Beischlaf zu verzichten. Julia quengelte und bettelte sogar, er möge bei ihr vorbei kommen. Er blieb jedoch stur und vermied es ebenfalls sie allein in der Kanzlei zu sehen. Fortan machte er so gut wie keine Überstunden mehr und nahm sich Arbeit mit nach Hause.
Julia glaubte, es würde zwischen ihm und seiner Frau besser laufen und er so langsam die Affäre beenden wollen. Sie konnte nicht ahnen, dass Robert im Januar bereits seinen Auszug plante. Er sprach nie mit ihr darüber und irgendwann Ende Februar bekam sie es fast beiläufig mit, dass er bereits eine eigene Wohnung hatte. Frau Menke fragte ihn in ihrer Gegenwart, ob sie die Unterlagen wie immer zu ihm nach Hause schicken lassen sollte. Sie nannte eine Adresse, die Julia vorher noch nie gehört hatte. Fragend sah sie ihn an, als Frau Menke den Raum verlassen hatte.
„Was soll das?“
„Was denn?“
„Das weißt du ganz genau. Ich fasse es nicht, dass du es mir nicht gesagt hast. Seit wann wohnst du dort?“
„Ich habe mich schon im Januar von ihr getrennt und Anfang des Monats hab ich eine Wohnung gefunden”, er sah sie direkt an, „es tut mir leid. Ich wollte es dir sagen, aber irgendwie hab ich mich nicht getraut.“
Julia war fassungslos und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Das war ein eindeutiger Vertrauensbruch. Sie waren gute Freunde. Eigentlich waren sie noch viel mehr. Wie konnte er sie so hintergehen?
„Möchtest du, dass wir nicht mehr weiter machen wie bisher?“
Auch wenn sie ihn nicht liebte, so war er doch ihr Vertrauter und vor allem ein guter Liebhaber, auf den sie ungern verzichtet hätte. Als er sich im Januar von ihr fernhielt, hatte er ihr sehr gefehlt und sie vermisste ihn sogar.
„Ich weiß es nicht.“
Julia wurde schlecht.
„Wie, du weißt es nicht?“
„Ich weiß nicht, ob ich das länger kann.“
„Was denn?“
„Ich liebe dich und ich ertrage es nicht, dass ich nicht mit dir leben kann, so wie ich es gern würde.“
„Darüber haben wir doch schon so oft gesprochen. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich nicht liebe, wie du es sicher verdienst. Aber ich würde nur ungern auf dich verzichten.“
„Weißt du wie sich das anhört? Manchmal fühle ich mich regelrecht benutzt.“
„Ich kann nichts dafür, dass du so fühlst. Ich dachte wir sind Freunde. Es tut wirklich weh, dass du mir so wenig vertraust und es mir nicht erzählt hast.“
Plötzlich hatte er den Eindruck, als ob er krank werden würde.
Eine Weile schwiegen sie sich an, dabei hätten sie dringend einen Fall besprechen müssen. Die Zeit drängte, der Termin mit einem wichtiger Klienten rückte näher, aber beide sahen sich außerstande auch nur einen Gedanken an ihre Arbeit zu verschwenden.
„Lass uns jetzt weiter arbeiten, sonst kommen wir in Schwierigkeiten und das können wir im Moment beide nicht brauchen”, sagte sie und fing an einen Ordner zu sichten.
Verlegen starrte Robert auf seinen Schreibtisch, griff sich ebenfalls eine Mappe und sah sie durch. So saßen sie schweigend in seinem Büro bis Frau Menke anrief, um mitzuteilen, dass ihr Klient angekommen sei und im Konferenzraum warten würde. Beide standen zeitgleich von ihren Stühlen auf. Julia nahm sich alle relevanten Unterlagen und wollte gerade um seinen Schreibtisch gehen, um den Raum zu verlassen, als Robert ihr Handgelenk griff und sie festhielt.
„Lass uns das
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