Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
gar nicht werden. Es kommt so selten vor, dass die solche Filme und dann auch noch im Doppelprogramm zeigen.“
„Wärst du doch lieber im Kino geblieben?“
„Nein, gar nicht. Ich finde es nett mit dir.“
Vorsichtshalber trank sie schnell noch einen Schluck Bier.
„Was ist mit dir passiert?“, wollte sie wissen.
„Was meinst du?“
„Du lächelst und bist wirklich nett. So kenne ich dich gar nicht.“
„Steffen hat doch gesagt, dass ich ein netter Kerl bin. Hast mich wohl nur auf dem falschen Fuß erwischt.“
„Na denn”, sagte sie und leerte beinah ihr Bier.
Sofort bestellte Till zwei neue.
Sie unterhielten sich ganz entspannt. Über die Cohen Brüder und Filme im Allgemeinen. Sie stellten fest, dass sie viele gleiche Interessen hatten und Till fand es großartig, dass sie so anders schien, als alle anderen Frauen, die er kannte. Sie fragte ihn über seine Praxis aus, wie er damit zurecht kommen würde und warum er ausgerechnet Schönheitschirurg werden wollte.
Er erzählte, dass er in erster Linie den Menschen helfen wollte, die nach einem Unfall, oder genetisch bedingt, benachteiligt waren. Deshalb sei er auch länger im Krankenhaus geblieben. Dann aber bekam er die Möglichkeit in diese Praxis einzusteigen. Erst da kam ihm der Gedanke, dass man damit auch wirklich viel Geld verdienen konnte. Das glaubte sie ihm nicht ganz. Aber es störte sie nicht. Ganz im Gegenteil, sie fand es gut, dass er, ebenso wie sie, offensichtlich zielorientiert war. Auch sie hatte sich einen Beruf gewählt, mit dem sie viel Geld verdienen konnte. Bei weitem nicht so viel, wie Till, wenn alles mit der Praxis gut lief, wovon sie überzeugt war, denn noch nie hatte sie davon gehört, dass Schönheitschirurgen am Hungertuch nagen würden.
„Und, was würdest du an mir verbessern?“, fragte sie.
„Ehrlich?“
„Ja klar, sag schon. Ich kann Kritik vertragen”, dabei lachte sie ihn an und hoffte darauf, dass sein Urteil milde sein würde.
„Gar nichts.“
„Wie nichts?“
„Na eben nichts. Du bist, so wie du bist, gut aussehend. Ich würde da nix dran machen wollen. Abgesehen davon, bin ich nicht so ein Typ. Auch wenn es ein Fehler ist, ich lehne viele Patienten ab, wenn ich nicht überzeugt bin, dass es richtig ist, was sie mit sich machen wollen. Das kann ich nicht.“
Sie hatte sich beinah daran gewöhnt, dass ihre Wangen in seiner Gegenwart ständig anfingen zu leuchten. Eindringlich sah sie ihn an und versuchte in seinem Gesicht die Wahrheit, über das, was er ihr gerade gesagt hatte, zu finden. War er wirklich dieser edle Mensch, wie er sie glauben machen wollte?
„Das liegt nur daran, dass du mich noch nicht nackt gesehen hast”, versuchte sie zu scherzen.
„Mag sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass mir nicht gefallen würde, was ich dann sehe. Du siehst perfekt aus.“
Er bemerkte, wie unwohl sie sich auf einmal fühlte und bestellte schnell noch zwei Bier. Es war unfasslich in welcher Geschwindigkeit sie anfingen sich zu betrinken.
„Frag mich nicht, wenn du es im Grunde nicht hören möchtest”, sagte er.
„Es ist nur so”, sagte sie und versuchte sich irgendwie zu beherrschen und ihren Teint in den Griff zu bekommen, „dass ich damit nicht gerechnet habe.“
„Erzähl doch nichts, du weißt sehr wohl, dass du gut aussiehst und dir die Männer hinterher schauen.“
„Na ja, das weiß ich wohl schon, aber ich habe das noch nicht so richtig verinnerlicht. Du weißt doch noch, wie ich früher aussah oder etwas nicht?“
„Doch”, sagte er, „daran kann ich mich erinnern. Wie viel hast du seitdem abgenommen?“
„Etwas über fünfundzwanzig Kilo.“
„Echt? Das ist toll. Ehrlich. Und wie lange hältst du dein Gewicht nun schon?“
„Nicht so lange, seit März oder April hab ich aufgehört abzunehmen. Steffen wurde böse mit mir. Er meinte ich sei magersüchtig.“
Warum um alles in der Welt erzählte sie ihm davon? Was ging ihn das alles an? Sie hatte ihn doch gerade erst kennengelernt. Aber er schien ihr auf einmal so vertraut, als ob sie ihn schon ewig kennen würde. Und er war plötzlich so freundlich und nett.
„Verstehe”, war sein gesamter Kommentar dazu.
16. Kapitel: Überraschung
Sehr spät in der Nacht und völlig betrunken, wankten beide aus der Kneipe. Till meinte, er würde ganz in der Nähe wohnen und sich nun zu Fuß auf den Weg machen. Ob es für sie in Ordnung sei, wenn er sie jetzt in ein Taxi setzten würde?
Sicher, meinte sie. Sie
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