Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Schweiß brach ihr aus.
Kein Wunder, es wurde ja immerhin auch sehr heiß. Als sie endlich zu Hause ankam, war sie ganz kribbelig und eine unglaubliche innere Unruhe legte sich über sie. Sofort ging sie ins Bad, putzte sich die Zähne und nahm eine lange, heiße Dusche.
Das gesamte Wochenende dachte sie an Till, nicht eine Sekunde verschwendete sie an Robert und wie es dem wohl gehen würde. Am Sonntag klingelte sie bei Gitte und Steffen und fragte, ob Steffen Lust hätte mit ihr zu laufen. Zu ihrem Glück hatte Steffen keine Einwände, fand es sogar recht nett von ihr gefragt zu werden, denn seine Fußballkumpels waren zum großen Teil im Urlaub.
Sie liefen entspannt neben einander her. Er erzählte ihr, was er mit Gitte am Freitag- und Samstagabend unternommen hatte, da er glücklicherweise seine Schicht im Krankenhaus hatte tauschen können, und fragte im Gegenzug, was Julia gemacht hatte.
„Der war wirklich ganz anders und super nett”, erzählte sie Steffen von der Begegnung mit Till.
„Hab ich dir doch gesagt. Der ist echt ein netter Kerl. Keine Ahnung, warum der bisher immer so komisch zu dir war. So kenn ich ihn gar nicht.“
Und dann fragte sie Steffen nach ihm aus. Wie lange sich die beiden schon kannten und was er für ein Mensch sei. Wie es mit Frauen in seinem Leben aussah, es hätte ja auch sein können, dass er schwul war, wobei sie sich das am wenigsten hätte vorstellen können.
„Er hat vor kurzem eine schlimme Trennung hinter sich gebracht”, berichtete Steffen.
Sofort wollte sie mehr wissen. Inzwischen waren sie einmal um die Alster gelaufen. Sie konnten jetzt nicht aufhören, Julia musste alles wissen, also liefen sie weiter. Steffen erzählte von der Frau, die Till anfänglich sehr geliebt hatte. Sie war ebenfalls Ärztin und sie kannten sich vom Studium.
Eigentlich sei sie auch ein sehr netter Mensch, Steffen jedenfalls hatte sie schon immer gemocht. Aber als sie ihr Studium beendet hatten, fingen die Probleme an. Es dauerte lange, bis sie eine Assistenzstelle bekam und sie wurde unzufrieden und eifersüchtig auf Till und das nicht nur aus beruflicher Sicht. Immer öfter fing sie an ihm nachzustellen und ihn zu verfolgen.
Anfänglich heimlich, später wurde es ihr gleichgültig, dass Till bemerkte, wie sie ihm hinterher schlich. Sie tauchte unangemeldet auf, wenn Till sich mit Freunden traf. Manchmal machte sie ihm sogar eine Szene und glaubte nicht, dass er sich nur mit seinen Freunden traf. Da musste es ihrer Meinung eine andere geben. Sie schrie ihn an, wo diese andere Schlampe sich herumtreiben und er sie verstecken würde.
Sogar im Krankenhaus, wenn er Nachtdienst hatte, überfiel sie ihn. Einmal musste er sogar den Sicherheitsdienst kommen lassen, da sie derart anfing zu schreien, schließlich sollten alle wissen, was er für ein Betrüger sei. Es war klar, dass diese Beziehung so keine Zukunft haben würde und er trennte sich von ihr. Erst Anfang des Jahres war er aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen.
Bisher wusste nur Steffen wo er wohnte. Till hatte große Sorge, dass sie ihn in seiner Praxis aufsuchen und sie ihm weiterhin nachstellen würde. Zum Glück tat sie das nicht. Sie sah wohl ein, dass sie einen Fehler gemacht und ihn damit vertrieben hatte. Ab und zu rief sie Steffen an, sie wollte Till unbedingt zurück, es würde ihr alles unglaublich leid tun. Aber Till hatte abgeschlossen, auch wenn er sehr unter all dem gelitten habe.
Julia hörte sich voller entsetzen die Ausführungen von Steffen. Kein Wunder, dass er sich ihr gegenüber eigenartig verhalten hatte. Wahrscheinlich war er allen Frauen gegenüber misstrauisch. Wieder machte sich etwas in ihrem Bauch zu schaffen und sie glaubte, Herzschmerzen zu bekommen. Waren sie zu schnell gelaufen? Sicher war es ein Fehler zwei Mal die Alsterrunde zu nehmen. Das war wohl einfach zu anstrengend gewesen. Sie war froh, dass sie nur noch ein kurzes Stück zurücklegen mussten.
17. Kapitel: Böse Worte
„Hattest du ein schönes Wochenende?“, fragte Robert sie am Montagmorgen vor versammelter Mannschaft in der Kanzlei.
Sofort wurde sie rot und schaute ihn verlegen an. Ihre Kollegen begannen sie belustigt anzusehen. Offensichtlich wusste Robert etwas aus ihrem Privatleben, was sie versuchte geheim zu halten. Noch immer wäre niemand je auf den Gedanken gekommen, dass die beiden ein Verhältnis hätten haben können.
„Ja danke”, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit, „und selbst?“
„Danke,
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