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Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Titel: Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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Unterstützungsfonds ( NSF ), den Walraven van Hall 1941 gründete, und für den er und seine Mitstreiter unermüdlich Geldgeber gewannen und risikoreiche finanzielle Aktionen organisierten, zahlte bis Anfang Mai 1945 insgesamt 83   765   786,69 Gulden an Untergetauchte und deren Familien, aber auch an illegale Zeitungen und Unternehmungen aus. Im kleinen Park am Frederiksplein, nahe der Amstel, wo die Weteringschans am östlichen Ende in die Sarphatistraat übergeht, erinnert seit 2010 die Bronzeskulptur eines mächtigen umgestürzten Baums mit weit ausgreifenden Ästen an »Walraven van Hall, den Bankier des Widerstands«.
    Im Februar war die nächtliche Ausgangssperre, die die Amsterdamer von 20 Uhr bis um vier Uhr morgens in ihre Wohnungen verbannte, von den Besatzern um eine weitere Stunde auf fünf Uhr verlängert worden. Der Direktor der Stadtwerke mahnte die Kunden, äußerst sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Am 26. Februar missachteten rund 150 Frauen das Versammlungsverbot und zogen zum Rathaus. Sie protestierten gegen die sich immer weiter verschlechternde Nahrungssituation. Die Kommunisten hatten den Protest organisiert, und wurden dafür von den anderen Widerstandsgruppen kritisiert. Es sollte nur abgestimmte Aktionen geben. Die führenden Widerstandsorganisationen propagierten »Ruhe und Ordnung« und fürchteten Chaos und Anarchie, wenn die Befreiung, die zweifellos näher rückte, nicht diszipliniert und geplant vor sich ging. Ebenfalls am 26. meldeten die Zeitungen, dass an der Oudeschans ein Haus eingestürzt war, weil die tragenden Holzbalken entfernt wurden. Unter den Holzräubern gab es zwei Tote und zwei schwer Verwundete.
    Ein Hoffnungsschimmer war die »Schwedennahrung«, die zwei Schiffe vom Roten Kreuz aus Schweden schon Ende Januar längs der Nordseeküste in den Hafen von Delfzijl gebracht hatten, und die endlich am 27. Februar an die Amsterdamer verteilt wurde: 800 Gramm schwedisches Weißbrot und 125 Gramm schwedische Margarine pro Person. Am gleichen Tag durchkämmen deutsche Polizisten 200 Hotels in der Hauptstadt und nehmen mit, was sie an Decken und Fahrrädern finden.
    Unterdessen bewegte sich die militärische »Zange« der Anti-Hitler-Koalition stetig von Osten wie Westen auf den Kern des Deutschen Reiches zu. Die Bombenangriffe auf deutsche Städte hörten auch mit dem neuen Jahr nicht auf: Am 1. Januar 1945 liegt Nürnberg in Trümmern; am 3. Februar sterben in Berlin rund 22   000 Menschen; am 13. und 14. Februar zerstören die alliierten Flugzeuge Dresden, 35   000 sterben. Die russischen Soldaten haben um diese Zeit Breslau eingeschlossen; die Alliierten die linke Rheinseite von Emmerich bis Koblenz eingenommen. Über die Radiosender aus den befreiten Gebieten hören die Amsterdamer am 7. März von einem unbekannten Ort am Mittelrhein, der nun große Bedeutung erhält: Der US -Armee ist es gelungen, bei Remagen eine Rheinbrücke vor der Sprengung durch die Deutschen zu sichern und mit ihren Truppen erstmals ans rechtsrheinische Ufer zu marschieren.
    Die militärische Lage Deutschlands im beginnenden Frühjahr 1945 ist hoffnungslos. Doch obwohl die Niederlage nicht mehr abzuwenden ist, versuchen Hitler und seine Leute, von der Wehrmacht unterstützt, mit Terror und blutiger Abschreckung ihr gewalttätiges Regime so lange wie möglich aufrecht zu halten: In Deutschland gegenüber der eigenen Bevölkerung, in den besetzten Gebieten der Niederlande gegenüber den Einheimischen.
    In der Nacht vom 6. auf den 7. März hält ein sechsköpfiges »Überfallkommando« des Widerstands nahe Apeldoorn einen Wagen an, dessen schwere Motoren ähnlich wie die eines Lastwagens klingen. Das Kommando wollte einen Lastwagen der Wehrmacht überfallen, der mit drei Tonnen Schweinefleisch unterwegs war; statt deutscher Soldaten sollten ausgehungerte Niederländer die lebensnotwendige Nahrung erhalten. Doch statt des erwarteten Lastwagens haben die Widerständler ungewollt einen Militär- BMW mit höchstrangiger Besetzung gestoppt. Außer dem Chauffeur befinden sich der oberste SS -Führer der besetzten Niederlande, Hanns Albin Rauter und sein Adjutant darin. Die Deutschen ziehen sofort ihre Pistolen, es kommt zum Feuergefecht. Chauffeur und Adjutant werden von den Niederländern erschossen, auch Rauter scheint tödlich getroffen, als die Männer sich auf ihren Fahrrädern davonmachen. Fünf Stunden später wird der schwer verletzte Rauter im Auto entdeckt und ins nächste

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