Leben mit Hochsensibilitaet
Wangen und verstecke dich nicht zwischen deinen Schulterblättern. Sei aufmerksam und offen. Schenke dir Freude mit kleinen Dingen.
Fördere deine Kreativität durch Entwicklung von Hobbys. Singen, Tanzen, Malen, Modellieren sind Methoden, um deine Kreativität wiederzufinden und deinen Emotionen Form zu geben. Indem du dich kreativ betätigst, kannst du dich selbst mit dem intuitiven, kreativen Wesen verbinden, das du in Wirklichkeit bist.
Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um Dinge zu tun, die du wichtig findest. Setze Prioritäten in deinem Leben, denn mit deiner sorgsamen Lebensweise wirst du nicht alles tun können, was du möchtest. Wenn du dich traust, Entscheidungen zu fällen, wirst du merken, dass du gut bist in den Dingen, die du tust. Lass den Rest andere machen. Wenn du versuchst, perfekt in allem zu sein, wirst du dich selbst enttäuschen.
5 Hochsensible Kinder
Benny, der Sohn von Karin und Bernd, ist drei Jahre alt und leidet fast ständig unter Wutanfällen, die ungewöhnlich heftig sind. Er ist dauernd abgelenkt und stört sich an allem. Er ist auch sehr perfektionistisch und Kleinigkeiten können ihn maßlos ärgern: die Etiketten in seiner Kleidung, das Kratzen seiner Socken, das Lachen seiner beiden Schwestern und seine eigene Erkältung. Er ist beinahe durchgängig erkältet und schläft sehr unruhig. Karin (38): „Ich merke an Benny, wie sensibel er gegenüber den Dingen ist, die um ihn herum passieren. Er fängt alle möglichen Emotionen und Stimmungen auf. Als Baby war er recht pflegeleicht, ruhig und zufrieden. Nun stört ihn alles, und ich merke, dass er darum so wütend wird. Ich habe schon versucht herauszufinden, ob er gegen bestimmte Dinge allergisch ist, aber wenn ich ganz ehrlich bin, liegt es meiner Ansicht nach an seinem Charakter. Ich denke, dass er hochsensibel ist, genauso wie mein Mann.“
Hochsensible Menschen werden hochsensibel geboren. Hochsensibilität ist eine erbliche Eigenschaft. Man kommt damit also auf die Welt. Die meisten Aspekte der Hochsensibilität, die schon in den vorangegangenen Kapiteln besprochen wurden, beziehen sich auch auf hochsensible Säuglinge und Kinder. Dass heutzutage so viel über Kinder und die Probleme, die sie gegenwärtig haben, gesprochen und geschrieben wird, zeigt, wie groß das Bedürfnis an Information über Hochsensibilität bei Kindern ist. Deshalb werde ich in diesem Kapitel speziell auf Kinder und Hochsensibilität eingehen.
Erst im Jahr 2000 machte Elaine Aron die Bezeichnung „Hochsensibilität“ populär. Davor wurde in der Psychologie und Pädagogik kaum ein klarer Unterschied gemacht zwischen mehr oder weniger sensiblen Kindern und Erwachsenen. Es gab zwar die Bezeichnungen „introvertiert“ und „extravertiert“, aber die deckten, wie sich jetzt zeigt, die Fakten unvollkommen ab. Bis vor kurzem wurden also Hochsensible nicht als solche erkannt und 15 bis 20 Prozent der Erwachsenen fühlten sich mehr oder minder unverstanden. Häufig verstanden sie sich selbst auch nicht richtig. Glücklicherweise verändert sich die Situation derzeit.
Die meisten hochsensiblen Erwachsenen, mit denen ich sprach, konnten sich an frühere Erfahrungen erinnern, die sie im Nachhinein als typische Hochsensiblen-Reaktionen erkannten. Das sind neben angenehmen bisweilen unangenehme und ab und zu wirklich traumatische Erinnerungen. Die meisten dieser Erwachsenen wurden als Kind von ihren Eltern „schüchtern“, „introvertiert“ oder „still“ genannt. Und manche Eltern fanden ein solches Kind besonders pflegeleicht. Es war, als hätten sie überhaupt kein Kind. Inzwischen erinnern sich diese heute Erwachsenen an viele schwierige Situationen in der Schule oder zu Hause, beim Besuch von Onkeln und Tanten, an Schwimm- oder Turnstunden, bei Geburtstagsfesten und/oder bei Schulausflügen; sie fühlten damals Scham, Angst oder große Unsicherheit – doch sie hatten gut gelernt, ihre wahren Gefühle zu verbergen.
Nicht alle hochsensiblen Kinder haben einen zurückhaltenden Charakter. Manche entwickeln sich ganz im Gegenteil zu sehr hektischen Individuen, und zwar zur Irritation der Eltern, die nicht mehr wissen, wie sie ihr Kind handhaben können. Manche Hochsensiblen erzählten mir von der schwierigen Beziehung zu ihren Eltern, von denen sie von Anfang an nicht richtig verstanden wurden. Diese Eltern gaben ihnen von klein auf das Gefühl, nichts zu taugen. Das sind natürlich Ausnahmen. In den meisten Fällen gab es eine gute
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