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Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)

Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)

Titel: Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Agus
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mittleren Alter eine geringe Sterblichkeit durch koronare Herzkrankheit aufweisen als körperlich wenig aktive Männer«, traf auf »beträchtliche Skepsis in der Medizin, sowohl bei Forschern als bei praktizierenden Ärzten«. Seine Kollegen machten andere Faktoren für die Ergebnisse verantwortlich, zum Beispiel die sozioökonomische Situation oder das Lebensalter, denn es schien einfach unbegreiflich, dass bloße körperliche Betätigung eine solche Wirkung haben könnte. Morris blieb hartnäckig und vertrat weiter seine Überzeugung. In den 1960er-Jahren führte er eine Acht-Jahres-Studie sämtlicher körperlicher Aktivitäten bei 18000 Männern durch, die beruflich Schreibtischtätigkeiten ausübten. Die Daten zeigten, dass jene, die neben der Arbeit regelmäßig Sport trieben – schnelle Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen oder andere Sportarten –, ihr Herzinfarktrisiko halbierten.
    Noch mehrere Jahrzehnte mühsamer Arbeit nicht nur durch Morris, sondern auch durch andere engagierte Forscher waren notwendig, um den Zusammenhang zwischen physischer Aktivität und einem kräftigen Herzen sowie, allgemeiner gefasst, physischer Aktivität und einer guten Gesundheit zweifelsfrei nachzuweisen, aber in den 1970er-Jahren wurden Morris’ Ergebnisse allmählich ernst genommen, unter anderem auch vom Internationalen Olympischen Komitee, das ihm 1972 den Ersten Preis in Sportwissenschaft zuerkannte. Als Morris 1980 eine weitere seiner umfangreichen Studien veröffentlichte, konnte er bereits beweisen, dass »intensive sportliche Betätigung ein natürlicher Vorbeugungsmechanismus des Körpers ist und das alternde Herz vor einer Ischämie und ihren Folgen schützt«.
    Heute gilt Morris in der Fachwelt als der Erfinder der Bewegungsepidemiologie, obwohl er in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist. Er war unermüdlich in seinen Bemühungen um die Volksgesundheit, besonders für die unteren Schichten. Ihm ging es besonders um die gesundheitlichen Folgen sozialer Ungleichheit; er beschrieb sich gern als »zweiköpfigen Igel«. Seine akademische Arbeit und seine Forschungen setzte er bis an sein Lebensende fort; in seinem zehnten Lebensjahrzehnt veröffentlichte er noch elf Fachaufsätze. Morris selbst drückte sein Anliegen in einem Buch von 2009 so aus: »Der heutige westliche Mensch gehört zur ersten Generation überhaupt, in der die große Bevölkerungsmehrheit sich selbst Bewegung verschaffen muss, um gesund zu bleiben. Wie kann die Gesellschaft sich dieser Entwicklung anpassen?«

    Diese Grafik erschien in Morris’ erstem Aufsatz im Lancet 1953. Sie zeigt die Mortalität durch koronare Herzkrankheit bei Arbeitern mit körperlich schweren und leichten Tätigkeiten; die Probanden waren Männer zwischen 45 und 64 aus England und Wales, die von 1930 bis 1932 untersucht wurden. Die Berufe mit der geringsten körperlichen Anstrengung – zum Beispiel Friseur (vor der Einführung von Chemikalien!), Büroangestellter und generell Schreibtischarbeiter – hatten, wie rechts zu sehen, das höchste Herzinfarktrisiko. Die anstrengendsten Berufe – die harte körperliche Arbeit unter freiem Himmel mit sich brachte – korrelierten mit der niedrigsten Herzinfarkt-Mortalität. Auf einer ähnlichen Grafik von heute wären Bauarbeiter immer noch links unten, Manager und Rezeptionistinnen dagegen oben rechts anzusiedeln – außer natürlich, wenn Computer- und Schreibtischarbeiter ihre Freizeit dazu nutzen, sich Bewegung zu verschaffen.
    Quelle: J. N. Morris et al.: »Coronary heart disease and physical activity of work.«
Lancet
2 (1953), S. 1053–1057. Abdruck mit freundlicher Genehmigung.
    Zu den Visionären, die in Morris’ Fußstapfen traten, gehörte auch Ralph S. Paffenberger, der sich 1972 den Olympischen Preis für Sportwissenschaft mit Morris teilte. Paffenberger, genauso charismatisch und hartnäckig wie Morris, fügte der Geschichte der sportlichen Betätigung einige weitere wichtige Fakten hinzu und erleichterte damit den Eingang des neuen Fachgebiets in die Medizin. Paffenberger, ein US-Amerikaner, wurde zwölf Jahre nach Morris in Columbus, Ohio, geboren und machte 1944 seinen Bachelor-Abschluss an der Ohio State University, 1947 gefolgt vom Abschluss an der Medizinischen Fakultät der Northwestern University. Anschließend erwarb er noch einen Master und dann einen Doktortitel in Volksgesundheit an der Johns Hopkins University. Zuerst konzentrierte er sich auf Gesundheitsvorsorge und Volksgesundheit und

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