Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
erst die Krebsdiagnose machte ihn gesundheitsbewusst. Er fing an, auf seine Ernährung zu achten, gab sich einen festen Stundenplan für den Tagesablauf (im nächsten Kapitel werden wir sehen, wie wichtig das ist) und ging jeden Tag schwimmen. Nathan ist jetzt fast 90 Jahre, kommt mit seinem Krebs zurecht und lebt weiterhin ein erfülltes Leben. Ich glaube nicht, dass er ohne seine positive Einstellung und die Beachtung seiner persönlichen Metrik überhaupt noch am Leben wäre.
Eine Krankheit sollte wenig, wenn überhaupt, Einfluss darauf haben, ob man Sport treibt. Wenn man jemanden fragt, warum er sich nicht regelmäßig Bewegung verschafft, liegt es meistens nicht an einer tödlichen Krankheit. Die meisten Menschen finden Sport einfach zu anstrengend, schwitzen nicht gerne oder haben keine Zeit. Zugegeben, auch ich trainiere nicht für Marathonläufe, und ich stürze mich auch nicht sofort nach dem Aufwachen begeistert in die Gymnastik. Aber ich mag die positiven Auswirkungen regelmäßiger sportlicher Betätigung und nehme mir deshalb die Zeit, auf jeden Fall körperliche Aktivität in meinen Tagesablauf einzubauen, komme, was wolle, und ich nehme die wissenschaftlichen Belege ernst, die uns immer wieder sagen, was für wunderbare Effekte Sport auf das System des Körpers hat. Als ich für dieses Kapitel die Fachliteratur recherchierte, war ich richtig erstaunt, was ich alles fand. Insbesondere verblüffte mich die Forschungsgeschichte, denn heute setzen wir das Wissen um die positiven Effekte des Sports als selbstverständlich voraus. Ich muss Ihnen unbedingt von dieser Geschichte und den Beweisen erzählen, und zwar in der Hoffnung, dass Sie dann den Rat ernst nehmen, auch selbst Sport zu treiben – falls Sie das nicht sowieso schon tun. Keine Angst, der Vortrag ist kurz und hoffentlich unterhaltsam.
Bevor ich anfange, möchte ich Sie beruhigen: Sie müssen keinen Leistungssport treiben und nicht einmal in ein Fitness-Studio gehen. Sich Bewegung zu verschaffen ist einfacher, als man glaubt, besonders wenn man bedenkt, dass es das einzige wissenschaftlich bestätigte »Geheimnis« der ewigen Jugend ist, für das man nicht ungeheuer viel Zeit oder Geld investieren muss. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass man Sport nicht einfach als Tablette schlucken kann. Anstrengen müssen Sie sich schon.
Der einzige bewiesene Jungbrunnen
Man kann sich kaum eine Zeit vorstellen, in der noch nicht bekannt war, dass körperliche Aktivität das Herz stark und den Körper jung erhält. Schließlich wurde das Ideal des Athleten schon im alten Griechenland geboren. Es heißt, dass damals nur Männer der Oberschicht Sport treiben durften, um sich einen ästhetischen Körper anzutrainieren; alle anderen durften nur zuschauen, wie diese Männer gegeneinander in Wettkämpfen antraten. In der Mitte des 20. Jahrhunderts allerdings, als viele von Ihnen geboren wurden, hätte ein Arzt eher Zweifel am Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und Wohlbefinden oder, genauer gesagt, Fitness und Krankheitsvorbeugung geäußert. Diese Beziehung war noch nicht wissenschaftlich bewiesen. Noch bis in die 1950er-Jahre glaubte die Medizin, dass Dauerlauf eine übermäßige Belastung des Herzens sei. Menschen über 40 wurde sogar geraten, in eingeschossige Häuser umzuziehen, um das anstrengende Treppensteigen zu vermeiden.
Ich nehme an, dass manche Menschen trotzdem instinktiv um den Nutzen sportlicher Betätigung wussten, weil sie selbst oder ihre Freunde und Verwandten davon profitierten. Edward Stanley, Earl von Derby, erklärte 1873 in einem Vortrag am Liverpool College: »Wer keine Zeit für Sport hat, wird sich früher oder später die Zeit nehmen müssen, krank zu sein.« Aber es sollte danach noch über ein Jahrhundert dauern – und mehr als 27 Jahrhunderte von den ersten Olympischen Spielen der Antike an –, bis die Fitnessbewegung in Gang kam, Ärzte das Konzept der körperlichen Bewegung ernst nahmen (ob für sich selbst oder als Empfehlung für die Patienten) und Stars wie Jane Fonda, Joanie Greggains und Jack LaLanne daraus eine Markenware machten. Innerhalb nur eines Jahrzehnts wurden Herzinfarktpatienten nicht nur nicht mehr gewarnt, sich ja nicht anzustrengen, sondern man riet ihnen, Sport zu treiben, um weiteren Infarkten vorzubeugen.
Die Vorstellung, dass Anstrengung gut für die Gesundheit sein könnte, erweckte das Interesse einiger Forscher, nachdem in London eine etwas unsystematische Studie an
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