Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
wiederum garantiert gesunde Werte von Wachstums-, Schilddrüsen- und Geschlechtshormonen. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass Schichtarbeiter, also Menschen mit sehr unregelmäßigen Schlafphasen, ein hohes Risiko für bestimmte Krebsarten haben.
Die bestimmende Rolle, die unsere Biorhythmen spielen, wenn es um Wohlbefinden, Körperkraft und Wachheit geht, erklärt, warum Studien zum Tagesablauf zeigen, dass die Leistungsfähigkeit von der Tageszeit abhängt. Gibt es eine ideale Uhrzeit für einen richtig harten Aufschlag beim Tennis? Ja, und zwar sechs Uhr abends, dann liegen Körpertemperatur und Muskelkraft am höchsten. Wie steht es mit einem 400-Meter-Schwimmen, wenn Sie sich einmal als Olympiakämpfer fühlen wollen? Auch hier sollten Sie eher abends antreten als frühmorgens. Denn unsere Körpertemperatur steigt den ganzen Tag über an, erreicht abends den Spitzenwert und sinkt dann wieder ab bis zu ihrem Tiefstwert in den frühen Morgenstunden. Auch am frühen Nachmittag sinkt sie leicht ab, das erklärt die bekannte Trägheit nach dem Mittagessen. Helles Licht, besonders Sonnenlicht, bewirkt jeden Tag eine Anpassung unserer inneren Uhr an den tatsächlichen Tag-Nacht-Wechsel, sodass unser Schlafrhythmus stabil bleibt. Auch körperliche Aktivität kann eine entsprechende Wirkung haben.
Viele Menschen unterschätzen das Zusammenspiel von Schlaf und Hormonen. Es gibt sogar ein Hormon, das überhaupt nur im Schlaf freigesetzt wird: Ungefähr 20 bis 30 Minuten nach dem Einschlafen beginnt die Zirbeldrüse an der Hirnbasis, Wachstumshormon auszuschütten. Sie fährt damit fort, solange der Tiefschlaf anhält, aber diese erste Phase bringt dem Körper den höchsten Wert dieses Hormons am ganzen Tag. Wachstumshormon regt nicht nur Wachstum und Reparatur von Zellen an; es wirkt auf fast jede Zelle im Körper, erneuert Haut und Knochen, regeneriert Herz, Leber, Lungen und Nieren und verjüngt Organ- und Gewebefunktionen. Es belebt das Immunsystem, verbessert die Sauerstoffaufnahme und wirkt gegen Osteoporose. Es unterstützt uns sogar dabei, das Idealgewicht zu halten, indem es die Brennstoffzufuhr der Zellen von Kohlenhydraten auf Fett umschaltet.
In Kapitel 2 habe ich erwähnt, dass manche Männer sich menschliches Wachstumshormon injizieren lassen, weil sie es für einen Jungbrunnen halten. Angesichts der gerade aufgezählten Wirkungen erscheint diese Annahme nur folgerichtig; man sollte meinen, es wäre ein sinnvolles Nahrungsergänzungsmittel oder sogar ein Medikament, das die Alterung verhindert. Neuere Forschungen zeigen allerdings, dass die Nebenwirkung ein höheres Diabetes- und Krebsrisiko sein könnte. Wachstumshormon ist also in der Jugend, wenn der Körper sich rasch weiterentwickelt und aufbaut, in größeren Mengen erforderlich, aber der Körper kann solche Mengen im höheren Alter womöglich nicht mehr verarbeiten. Das System wird aus dem Gleichgewicht gebracht. Hier sehen wir wieder, dass in der Medizin jeder Vorteil mit einem Nachteil bezahlt werden muss. Ja, Wachstumshormon kann einem älteren Mann dazu verhelfen, sich wieder wie ein Jugendlicher zu fühlen und leicht und schnell Muskelmasse aufzubauen, aber die Wirkungen anderswo im Körper bleiben nicht aus – und zur Zeit verstehen wir sie nicht einmal. Es gibt einen Grund dafür, dass der Körper eines 70-Jährigen nicht mehr so viel Wachstumshormon produziert wie der eines Siebenjährigen. Außerdem hat eine Injektion nicht dieselbe Wirkung auf das System wie eine Ausschüttung, die vom natürlichen zirkadianen Rhythmus kontrolliert wird, der wiederum auf andere Körperfunktionen abgestimmt ist. Wir können die Regulierung dieser Hormone durch den Körper nicht imitieren!
Schlaf ist wichtig für die Gesundheit
Viele Leute hören nicht gerne, dass Schlaf der einfachste Weg zu einer schnellen Verbesserung ihres körperlichen Zustands ist. Sie wollen es nicht glauben, weil sie gerne eine Sofortlösung hätten – lieber rasch eine Tablette einwerfen, als sich um besseren Schlaf zu bemühen. Aber es stimmt ganz einfach: Der Schlaf reguliert so viele hormonale Rhythmen und Zyklen des Körpers, dass wir uns nicht einfach künstlich neu starten können, sondern dafür einen festen, verlässlichen Wechsel von Wachphasen und regenerierendem Schlaf brauchen, der unsere Hormonausschüttung reguliert. Viele Menschen sehen das aber erst ein, wenn ich ihnen erkläre, dass auch die appetitsteuernden Hormone hauptsächlich vom Schlafrhythmus
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