Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Morgenstunden im Büro waren.
Oder denken Sie nur an Ihre letzte schwere Erkältung oder Magen-Darm-Grippe zurück. Vielleicht haben Sie damals tagsüber geschlafen, anstatt wie gewohnt aktiv zu sein. Wenn man krank ist, neigt man eher zu einem unregelmäßigen Tagesablauf und greift vielleicht sogar zu Lebensmitteln, die man sonst verschmäht, um die Krankheit besser zu ertragen. Es ist interessant, dass man gerade bei Belastungen – ob durch Arbeit oder Krankheit – seinen Stundenplan so umwirft, wo es doch umgekehrt sein sollte: Besser wäre es, gerade dann den strikten Ablauf einzuhalten, den unser Körper vorzieht, und möglichst nährstoffreiche Nahrungsmittel zu wählen.
Es hat seine Gründe, dass man fast jeden Morgen zur selben Zeit aufwacht, auch wenn man ausschlafen möchte; es hat seine Gründe, dass Ihre Kinder quengeln, wenn Sie sich mit dem Essen eine halbe Stunde verspäten. Wenn man den natürlichen Rhythmus des Körpers unterbricht, bringt er nicht mehr die optimale Leistung – der Gesamtzustand ist gestört. Um gesund zu bleiben, muss man diesen idealen Rhythmus aufrechterhalten.
Am besten lässt sich der Einfluss unseres Tagesablaufs am Unterschied zwischen Trauernden und Gassigehern zeigen. Kummer ist bewiesenermaßen tödlich. Zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen, die um einen verstorbenen nahen Angehörigen trauern, ein höheres Sterberisiko haben. Ein Großteil dieses Risikos ist allerdings nicht dem emotionalen Schlag des Verlustes zuzuschreiben, der den Körper auch physisch niederdrückt. Der Tod an »gebrochenem Herzen« ist zwar unter anderem stressbedingt; man weiß von Menschen, die beim Empfang einer schlechten Nachricht oder auch am Jahrestag eines einschneidenden Erlebnisses einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. In solchen Fällen kann der emotionale Zustand auf unterbewusster Ebene zusammen mit einer schon vorhandenen Herzschwäche einen Herzinfarkt auslösen. Aber bei Trauernden, deren Kummer schon lange anhält, steigt die Sterblichkeit aus einem anderen Grund. Ihr regelmäßiger Tagesablauf ist ihnen gleichgültig; es erscheint ihnen belanglos, wann sie aufstehen oder zu Bett gehen, was sie essen und wie sie sich bewegen. Sie geben ihre Tagesroutine auf und versuchen sich auf die neuen Lebensumstände einzustellen, die nach dem Tod des Partners vollkommen verändert sein können. Dieser desorganisierte, wirre und chaotische Zustand ohne feste Gewohnheiten kann viel schädlicher sein, als den Betroffenen bewusst ist.
Nehmen wir eine dieser Gewohnheiten als Beispiel. Wenn man sich in einen Körper hineinversetzen könnte, dem plötzlich das übliche Essen zur gewohnten Zeit vorenthalten wird, dann wäre man über die Reaktion überrascht. Wenn Sie zum Beispiel immer um ein Uhr zu Mittag essen, aber eines Tages durch einen unerwarteten Anruf oder eine Verpflichtung erst um zwei oder drei Uhr dazu kommen, zeigt Ihr Körper während der Wartezeit nicht nur das erwartete Hungergefühl, sondern schüttet auch jede Menge Cortisol aus, das Stresshormon, das Ihrem Körper signalisiert, bloß kein Fett mehr zu verbrauchen und möglichst Energie zu sparen. Der Körper wechselt in den Notstandsmodus über, weil er plötzlich nicht mehr weiß, wann er die nächste Nahrung bekommt. Der Körper hält sehr viel von Berechenbarkeit. Einer unserer schlimmsten Stressfaktoren sind weder Geldsorgen noch Eheprobleme noch die Kinder – sondern fehlende Regelmäßigkeit im Tagesablauf.
Schon kleine Veränderungen können sich stark in unserer Stimmung und im Stresslevel des Körpers bemerkbar machen. Wir sollten also regelmäßig essen, ob nun drei oder fünf Mahlzeiten pro Tag. Die Anzahl ist weniger wichtig als ihre Pünktlichkeit. Wer sich also immer schnell einen Apfel oder einen Müsliriegel einverleibt, wenn er Hunger hat, tut sich keinen Gefallen. Dann schon eher ein Snack täglich um drei. Damit fühlt sich der Körper viel besser als mit unregelmäßigen Häppchen zwischendurch.
Wie ich bereits erklärt habe, strebt der Körper immer nach Homöostase, einem Gleichgewicht unter wechselnden Umweltbedingungen. Der Sinn dieser ständigen Regulierung ist es, ihn in einem ziemlich gleichmäßigen Zustand zu halten. Er ist zwar dynamisch und verändert sich ständig, aber nur, um eben die Stetigkeit eines sicheren und ungefährlichen Bereichs zu gewährleisten. Wenn man einmal darüber nachdenkt, wird einem klar, dass der Körper ständig Kräften ausgesetzt ist, die dieser
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