Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Beständigkeit entgegenwirken, etwa Ihren Entschlüssen, wann Sie etwas essen oder wann Sie ins Bett gehen möchten. Selbst die schwankende Umgebungstemperatur zwingt ihn zu ständigen Veränderungen, um die eigene Temperatur gleichmäßig bei 36,8 Grad zu halten. Wir denken allerdings kaum darüber nach, was der Körper tut, biochemisch gesehen, wenn wir seine bevorzugten Rhythmen stören und er sie nicht einhalten kann.
Man kann sich nur schwer vorstellen, wie stark Stundenpläne und Routinen die Gesundheit beeinflussen, aber hier kann die Schlafmedizin interessante Einblicke bieten. Unsere Schlafgewohnheiten beeinflussen unser Leben auf vielfältige Weise, mit am meisten aber unseren Hormonhaushalt, dessen Grad an Ausgeglichenheit wiederum eine Vielzahl von Prozessen im Körper auslöst, die zu unserer Gesundheit insgesamt beitragen.
Schlaf hält den Körper im Gleichgewicht
Genau wie über die zahlreichen Nutzeffekte körperlicher Betätigung wird auch über den gesundheitlichen Nutzen des Schlafs ständig in den Medien berichtet, man muss nur einmal darauf achten. Sowohl Labor- wie auch klinische Studien haben gezeigt, dass praktisch jedes Körpersystem von der Menge und Qualität unseres Nachtschlafs beeinflusst wird. Unter anderem ist bewiesen: Schlaf kann bestimmen, wie viel wir essen, wie schnell unser Stoffwechsel abläuft, wie viel Gewicht wir zulegen oder verlieren, wie gut wir Infektionen abwehren, wie kreativ und geistig aufnahmebereit wir sind, wie gut wir mit Stress umgehen, wie schnell wir Informationen verarbeiten und dazulernen und wie gut wir Erinnerungen einordnen und speichern können. Wenn man nur eine Nacht lang anderthalb Stunden zu wenig schläft, kann das die Aufnahmefähigkeit am Tag schon um ein Drittel reduzieren. Die Nebenwirkungen schlechter Schlafgewohnheiten sind zahlreich: Bluthochdruck, Verwirrung, Gedächtnisverlust, Lernunfähigkeit, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen.
Viele Menschen haben zwar ein Gespür für ihre Hormonzyklen, besonders Frauen, wissen aber oft nicht, wie diese Zyklen mit ihrem Wohlbefinden zusammenhängen und hauptsächlich von den Schlafgewohnheiten bestimmt werden. Michael Breus ist einer der führenden Schlafforscher der USA. In seinem Buch Good Night beschreibt er detailliert, welche entscheidende Rolle der Schlaf in unserem Leben spielt, insbesondere weil er uns eine stabile Homöostasis schenkt. Wir alle – auch Männer – verfügen über eine biologische innere Uhr, den sogenannten zirkadianen Rhythmus. Definiert wird er durch regelmäßige Aktivitäten, die auf den Tag-und-Nacht-Rhythmus abgestimmt sind, sich also etwa alle 24 Stunden wiederholen. Dazu gehören unser Schlaf-Wach-Zyklus, das Auf und Ab bestimmter biochemischer Rhythmen, die steigende und fallende Körpertemperatur und andere mit der Erdrotation abgestimmte Variablen. Wenn unser Rhythmus nicht mit dem 24-Stunden-Tag übereinstimmt, fühlen wir uns »daneben«. Jeder, der schon einmal einen Jetlag erlebt hat und einige Tage ziemlich benebelt war, weiß, wie sich das anfühlt.
Unseren zirkadianen Rhythmus bilden wir erst im Alter von etwa sechs Wochen aus. Ab dann können Säuglinge genug Milch im Magen speichern, um längere Zeit zu schlafen. Die meisten Kleinkinder brauchen zwar länger, um sich daran zu gewöhnen, nachts durchzuschlafen, aber manche Eltern haben auch das Glück, dass ihr Kind gleich damit anfängt. Zu verdanken haben sie das dem zirkadianen Rhythmus, der, einmal in Gang gesetzt, das ganze Leben hindurch anhält.
Unser natürlicher Tagesrhythmus hängt stark von unseren Schlafgewohnheiten ab. Die regulären Hormonausschüttungsperioden – von denjenigen, die unser Essverhalten regeln, bis hin zu denen, die Krankheiten bekämpfen und Belastungen abwehren – sind direkt von einem gesunden Tag-und-Nacht-Rhythmus abhängig. Der Cortisolwert sollte zum Beispiel morgens seinen Höchstwert haben, während des Tages kontinuierlich absinken, bis er etwa um 23 Uhr seinen Tiefstwert erreicht, also zu einem Zeitpunkt, wenn der Melatoninwert ansteigt. Melatonin ist, wie Sie vielleicht wissen, unser Schlafhormon; es reguliert aber unseren ganzen 24-Stunden-Rhythmus. Nach Sonnenuntergang, wenn es vermehrt freigesetzt wird, fährt es die Körperfunktionen herunter, senkt den Blutdruck und in der Folge die Körperkerntemperatur und bereitet uns so auf das Einschlafen vor. Ein höherer Melatoninspiegel verschafft uns mehr Tiefschlaf. Dieser
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