Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sie im Jahr 2020 die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit sein werden. In vielen Industrieländern, auch in den USA, sind sie bereits unter den Hauptursachen für Berufsunfähigkeit und Sterblichkeit.
Ihre innere Krankenkasse
Das Verlangen unseres Körpers nach Regelmäßigkeit hat seinen Ursprung im Selbsterhaltungstrieb. Wenn wir uns um einige Jahrmillionen zurückversetzen und unseren steinzeitlichen Vorfahren einen Besuch abstatten könnten, dann würden wir sehen, dass sie damals schon ein Organ für diese rhythmischen, regelmäßigen Abläufe hatten, das bei uns heute noch genauso funktioniert. Dieses Organ ist der Hypothalamus, sozusagen unser inneres Reptil, eine entwicklungsgeschichtlich sehr alte Struktur mitten im Gehirn zwischen lauter fortgeschritteneren Hirnregionen. Er ist nicht nur die ganze menschliche Evolution hindurch unverändert geblieben, sondern zeigt auch bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit dem Hypothalamus von Tieren, die es schon lange vor den Säugetieren gab.
Der Hypothalamus entstand etwa zur Zeit der Dinosaurier. Kein Wunder, dass er so alt ist: Einer seiner Hauptzwecke ist die Verhinderung von Unterernährung. Wenn nicht genug Nahrung zur Verfügung steht, schüttet der Hypothalamus chemische Stoffe aus, die die Körperfunktionen verändern, um die Nahrungssuche zu erleichtern. Bei lebensbedrohender Unterernährung schüttet der Hypothalamus zum Beispiel das Hormon Orexin aus, das bereits in kleinen Dosen stark wirkt. Es steigert die Aufmerksamkeit, stärkt die Muskeln und schärft die Fähigkeit zum Problemlösen, sodass man schneller Nahrung finden kann.
Der Hypothalamus kann aber noch mehr; wir können uns dieses altertümliche Organ als die Krankenkasse unseres Körpers vorstellen, eine Überwachungsstelle für den Status quo, in dem er sich am wohlsten fühlt – eben die entscheidende Homöostase, das Gleichgewicht. Im Hypothalamus befinden sich mehrere wichtige Regulationszentren für unsere Physiologie. Sie steuern die Körpertemperatur, das Durstgefühl, den Wasserhaushalt, die zirkadianen Rhythmen wie den Schlaf-Wach-Zyklus, Erschöpfung, Fluchtreflexe, Geburtswehen und sogar die sexuelle Erregung. Unsere Gefühle – Lust, Aggression, Stress, Scham und Ekel – entstehen im Hypothalamus. Er ist schon voll in Betrieb, wenn wir auf die Welt kommen, und eine seiner wichtigsten Funktionen ist die Verbindung des Nervensystems mit dem Hormonhaushalt. Das geschieht mithilfe der Zirbeldrüse, eines erbsengroßen Knotens an seiner Unterseite. Sie wird oft als die wichtigste Hormondrüse bezeichnet, weil sie die verhaltenssteuernden Hormone ausschüttet. Geregelt wird diese Ausschüttung allerdings vom Hypothalamus; die Zirbeldrüse führt nur Befehle aus.
Ich schildere den Hypothalamus so ausführlich, weil wir darauf achten müssen, ihn gesund zu erhalten, indem wir regelmäßig ausreichend schlafen. Die meisten Menschen leiden darunter, wenn sie zu wenig Schlaf bekommen. Oft entsteht ein Teufelskreis; der Schlafmangel wird zu Schlaflosigkeit. Das treibt den Hypothalamus in eine Überaktivität, die alle möglichen biologischen Funktionen schädigt. Regelmäßiger, ausreichender Schlaf – also das, was die Medizin als Schlafhygiene bezeichnet – ist die Basis für das Gleichgewicht Ihres Körpers. Er ist übrigens viel leichter zu erreichen, als man glaubt; doch die meisten Menschen denken irrtümlich, es komme darauf an, jede Nacht eine bestimmte Anzahl von Stunden zu schlafen. Es geht aber um etwas anderes.
Die magische Zahl
Es gibt keine magische Zahl von Stunden an Schlaf, die man braucht. Die Quantität ist nicht so wichtig, wie man denkt; vielmehr kommt es darauf an, regelmäßig zu schlafen. Jeder Mensch hat ein anderes Schlafbedürfnis. Acht Stunden sind ideal für den theoretischen Durchschnitt, aber nicht unbedingt für Sie als Individuum. Die meisten Menschen brauchen sieben bis neun Stunden, und zwar zu bestimmten Zeiten während eines 24-Stunden-Tages (beispielsweise von abends um zehn bis sechs Uhr morgens), und wahrscheinlich kennen Sie Ihre persönlichen Werte bereits. Trotz verbreiteter gegenteiliger Ansicht kann das »Ausschlafen« am Wochenende, um während der Woche versäumten Schlaf nachzuholen, den zirkadianen Rhythmus unterbrechen und ist eher ungesund. Auch, wenn Sie an einem Abend um 21 Uhr ins Bett gehen und am nächsten um 22 Uhr, unterbricht das bereits Ihren natürlichen Rhythmus –
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