leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
Dachstein bewandert. Und irgendwann da hatte sie es satt, einfach satt und nach e i nem missglückten Liebesspiel da fragte sie ihn gerade heraus: „Liebst du mich?“ Werner verstummte, hielt den A tem inne und von da an wusste Mischa, dass die Ehe am Ende war … und das war sie auch.
Jetzt gehörte auch sie zu dem illustren Kreis der g e schiedenen Frauen. – Aber ohne Kind. Das hieß dann wohl, dass die Freiheit doppelt so groß war, ein neues Leben war während der Ehe keines entstanden. „Leben geben, Leben lassen“, flüstere sie; weiterhin mit geschlo s senen Augen und merklich ihre Lippen spitzend , rundlich formend. Und sie erinnerte sich als Kind die Sche i dung ihrer Eltern miterlebt zu haben ; genau deshalb wollte sie niemals ein Eheversprechen ei n gehen ohne vorher zu wissen, dass es der richtige Mann war. Werner fühlte sich einfach richtig an, dachte sie sich jetzt . Aber nun hatte sie den gleichen Fehler wie ihre Mutter begangen, sie hatte geheiratet („den Fa l schen, das habe ich dir immer gesagt“, hatte ihre Mutter selbstbewusst gesagt) , um sich wieder scheiden zu lassen („alleine bist du besser dran“, hatte ihre Freundin weise – auch ohne Ehee r fahrungen – behauptet ) .
Mischa lachte nun wieder. War doch alles in Or d nung.
Markus Haufer hatte zu allererst sein Smart Phon angeworfen und mit seinen Freunden telef o niert, dass er gut im Wellnesshotel Bus t rica (er lachte bei der Aussprache des Hotels , da s s er das „r“ besonders betont hatte ) angekommen war. Er erzählte sogleich eine süße Maus kenneng e lernt zu haben, die voll auf ihn abfahren würde . „Geil , Alter“, sagte die männliche Stimme am anderen Ende . Die maskuline Stimme am Telefon – sein bester Freund – ein ehemaliger Pfar rer und jetzt Kindergärter in einem privaten Kindergarten war etwas erstaunt über Markus’ plötzl i che Eroberung, denn dieser war in der Regel recht schüchtern … „aber im Urlaub sind sie das nie“, pflegte die tiefe und raue Stimme am Telefon zu sagen, und schien zu wissen, wovon er sprach .
„Ja, sie ist so eine Liebe, so herzlich und sie lacht ge r ne … aber nicht das Kudern meine ich, wie das sonst so Frauen tun, sondern von Herzen lachen.“
„ Das ist sehr schön, ich bin jetzt schon hingerissen von ihr “, sagte sein bester Freund liebre i zend .
„Und es ist ja nicht nur ihr Lachen, sondern ihre Figur, ihr Äußeres, das passt alles zusammen .“
„Aber Markus , die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, vor Gott sind wir alle gleich viel wert, alle gleich schön, wir sind nach seinem Abbild entstanden.“
„Putz du nur weiter den Arsch der Kinder.“
Sein bester Freund legte auf.
Markus lachte und murmelte so etwas wie, dass er sich eh bald wieder beruhigen würde. Aber Markus musste selbst über sich lachen . H atte er tatsächlich Gefühle für Mischa, die so wunde r schön, leicht zerbrechlich, leicht übersi nnlich und absolut weiblich war? Er hatte schon lange keine Gefühle mehr für eine Frau gehabt – außer freundschaftlich e – , hatte er s ich abg e funden niemals die Richtige zu finden. Außer One-Night-Stands, die er haufenweise hatte . Aber Mischa? Mischa war anders, er interessierte sich für das blonde, junge Ding, mit der süßen Stup s nase und dem herrlich schönen Kussmund. Er stand vor dem Spiegel und ahmte ebenso einen Kussmund nach und fand ihn genauso schön wie Mischas . Eigenartig, wie das L e ben so spielt.
Ämilana hatte es sic h in der Zwischenzeit gut gehen lassen und genehmigte sich an der Bar im Hotel einen Drink und einen Ka ffee. Während sie den Kaffee trank , erinnerte sie sich daran, fr ü her nicht so gerne Kaffee getrunken zu haben. Der Geschmack störte sie, widerte sie sogar an. Aber seit sie in die Arbeitswelt eingestiegen war, musste sie sich zwangsläufig an das Getränk gewöhnen; es machte so schön munter. Ämilana, gerade einmal 25 Jahre alt, hatte in Windeseile ihr Studium in Deutsch und Englisch in Österreich absolviert. Sie hatte ein Stipend i um erhalten und quasi wegen guter Noten verlor sie nie ihren monatlichen Z u schuss. Mit der Beihilfe konnte sie in Österreich gerade noch über die Runden kommen, in einer recht kle i nen Wohnung hatte sie Stunden um Stunden damit verbracht Voka be ln zu pauken (besonders in den ersten vier S e mester n) dann kamen vertiefend die s prachwisse n schaftlichen Arbeiten und Seminare dazu , die ebenso zeitaufwendig waren wie intensiv
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