leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
das I n ternet ausspioniert, mich stundenlang in deren Psyche hineinversetzt, ihre Daten für mich persönlich ausgewertet, in Gesprächen mit meinem schwulen Ehemann gegen sie verwe n det und das alles unter dem Deckmantel, dass ich mich umbringen würde, wenn er mich ve r lässt . “
Mischa hörte eher fassungslos dem sprudelnden Gebirgsbach zu, der sich schnell zu einem See gebildet hatte – so oder in etwas war der Wortschall von Christiane. Ein kurzer Blick in Richtung Christiane verriet Mischa, dass sie einmal eine atemberaubende Schönheit gewesen sein musste; Spuren dieser graziösen Linien, der feinen Nase und der weichen Haut waren noch immer zu erkennen. Spuren davon.
„ Zum Schluss kontrollierte ich schon seine Bankkon ten. E r verkaufte mir sein Leben und wu r de zum Nichts mit akademischen Titel . Stück für Stück saugte ich seine guten Eigenschaften au f und ließ die schlechten wachsen wie Unkraut, dabei ist er so ein liebender Mensch – gew e sen , so leidenschaftlich. Jede Frau weiß wie ihr Ehemann tickt und wenn man irgendwie eine Chance sieht alles Böse und Schlechte von eigenen Ehemann, den man liebt, fernzuhalten, dann ist einem jedes Mittel recht.“
Gallenflüssigkeit stieg in Mischas Hals tief in hinauf. Sie würgte sie wieder hinunter.
„Seine tiefe Besessenheit von rohem Sex kam zum Vorschein und wie eine Biene jede Blume bestäubte, so musste er plötzlich jeden Mann begatten, der sich willig erwies – und davon gibt es in Graz ja wohl genug. Ein Mekka verklemmter Homosexueller und Besserwisser. Und da sich keine Beziehung, die ja auf Leidenschaft und Liebe basieren sollte, sich nur von Sex ernährt, gi n gen alle Beziehungen in seinem Leben in die Brüche , restlos alle . Ich wollte ihm damit nur bewe i sen, dass ich trotz der ganzen Scheiße, die er mir in meinem Leben angetan hat , noch immer an seiner Seite bin. Seine Ehefrau, seine Christiane, sein Lupo, wie er mich immer liebevoll nan n te. “
Mischa hatte sich seit der Beichte von Christiane nicht mehr getraut ihr ins Gesicht zu blicken. Sie, die an Liebe glaubte, hörte gerade einen Verrat ersten Grades an der Liebe, mit ihr spielte man nicht, sie war etwas Kostbares und diese fette Frau tötete sie all die Jahre – FÜR EIN E NEN SCHWULEN MANN!
„ Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf am Dach . Jetzt …“, sie zögerte unfreiwillig, ihre Tränen waren getrocknet und sie b e feuchtete ihre Lippen, „ j etzt hat der Klaus ihn. Ich hasse ihn , ich hasse ihn wirklich . Aber es gab nie einen Grund ihn zu hassen. Seit 30 Jahren ist mein schwuler Ehemann schon schwul, seit 30 Jahren diskreditiere ich jede seine r Beziehungen, die er zu anderen Männern , zu potenziellen Partnern, aufgebaut hat . Und er ist zu dumm zu me r ken, wie gut ich darin bin , sein Leben zu manipulieren, es zu kontrollieren und zu durchleuchten und daraus im mer neue Aspekte seines abgründigen Lebens hervorzubringen. “ Sie stockte abe r mals, die Luft sprudelte einfach so aus ihrem Mund heraus , breit war dieser Mund geworden , er schien sich mit jeder Silbe zu vergrößern . Ihre Wangen bebten vor Zorn und an manchen Stellen war sie über sich selbst so überrascht, dass sie ihre Hand auf ihre Brust legte, scheinbar um ihr Herz fes t zuhalten, damit es nicht gänzlich aus ihrem Körper sprang.
„ In den ersten Jahren hatte ich ihm eingeredet, dass – wenn er schon schwul wäre – er den fre i en Sex leben sollte , wie es ihm gefiel . So wusste ich, dass er nie eine Beziehung halten könnte. De nn egal ob Mann oder Frau irgendwann wird jeder einmal eifersücht ig. Später kamen die Bla u en Seiten im Internet dazu, da musste ich schon kreativer werden. Ich legte Fakeprofile an, um ihn aussp i onieren zu können, so konnte ich tief in seine Seele blicken, die ekelhafte Gedanken zu Tage förderte. Zum Beispiel wollte er immer Sex in einer Behindertentoilette haben, hast du so was schon gehört, glaub ich nicht. In Graz gehe ich sowieso auf keine Öffentliche Toilette, alles ve r saut von den Schwulen. Stand sogar in der Zeitung.“
Christiane ließ Mischa kaum Zeit zu antworten.
„Viele Internet-Gespräche hatte ich als austrian_versantil mit meinem schwulen Ehemann. Er vertraute mir und wir wurden über die Jahre im Internet vielleicht besser befreundet als im wir k lichen Leben. Traurig oder? Aber so war das . M ein schwuler Ehe mann fickte sich durch ganz Graz, Wien, München, Berlin, Kroatien, Rom – fast ganz Italien.
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