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leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

Titel: leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Haring-Sedler
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Egal in welcher Stadt er sich gerade aufhielt , er fickte sich durch und hatte Geschlechtskrankheiten von seinen vielen Ras t platzbesuchen, diese Bazillenschleuder. E ine Zeitlang brachte ich sein Leben so weit unter Ko n trolle, dass ich damit gut leben konnte. M ich störte n die vielen Männer in meinem Haus kaum, teilweise war deren Anblick richtig komisch. Findest du nicht auch, dass Männer komisch auss e hen , wenn sie nackt sind? Mit ihrem Penis – mal kurz mal lang – zwischen den Beinen und den klumpigen F ü ßen? Egal, ich habe ihm das Wort gegeben, bis das der Tod uns scheidet , daran halt e ich mich.“
    Ein tiefes Röcheln und ein folgendes Spucken Markus’ rissen Mischa aus dem Albtraum, ihre Halsschlagader pulsierte und ihr Herz tat ihr weh. – Wahrscheinlich weil sie Mitgefühl mit dem armen Ehemann hatte. Christiane sprach weiter und Mischa wollte in dieses gedankliche Gefän g nis nicht wieder eintauchen.
    „ Sein en Exf reund, den Karl , den ich anfangs auch hasste, kann ich mittlerweil e gut leiden . In den letzten Minuten ist seine Sympathie schlagartig gestiegen, vielleicht weil er tot ist. L.S.T.L. hat auch da die Finger mit im Spiel, glaube ich , ich weiß es nicht . Er hat letztes Jahr eine ähnliche Reise gewonnen. Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nicht, ob es ein Wellnesshotel war. Ich weiß nicht, ob es … er kam nie wieder, ich glaube, ich habe ihn nie mehr g e sehen … “
    Mischa blickte jetzt zum ersten Mal wieder Christiane an , ihre Blicke waren erschrocken und i h re Augenbrauen hochgezogen . Aus ihrem Mund kamen nur vereinzelte Buchstaben des Ersta u nens : „Äääh“, oder so äh n lich.
    „Das war wohl meine Beichte in Kurzform. “
     
    Die Sonne war wieder ein gutes Stück weiter gesunken, und alle wussten, dass es nun kälter we r den würde . Sobald die Sonne nicht mehr zu sehen war, war auch die Wärme verschwunden. A ber sie kamen ihrem Ziel nähe r und n ä her.
    „Wie hast du das solange ausgehalten?“, fragte Mischa.
    „Ach Liebes, stell mir keine Fragen zu meinem Leben. Ich werde darauf nicht antworten. Diese sinnlosen Fragen. Alle uns ere Verwandten haben es gewusst , alle. Unsere Kinder wurden schnell eingeweiht . Der Klaus und alle anderen vor ihm , schliefen ja unter meinem Dach , in u n se rem Haus.
    B eim Klaus bereitete es mir eine gewisse Freude , ihn schlecht zu reden. Verließ er gut gelaunt das Haus, konnte ich das Versprechen, das mein schwuler Ehemann seiner Familie gegeben hatte, von neuem Aufleben lassen. Jeden Tag hatten wir das selbe Ritual zu seiner Arbeitsstätte, ich verbrachte mehr Zeit mit ihm, als sonst jemand. Auf der Fahrt zu unserer Arztpraxis knallte ich ihm jeden Tag eine Wahrheit nach der anderen vors Gesicht. Ich hasste seinen glücklichen G e sichtsausdruck, den nur der Klaus auf sein Gesicht zaubern konn te. Diesen zerstörte ich sooft es ging! Es mach t mir Spaß die Liebe, die er zu anderen Männern hat , zu vergewaltigen. So wie er mein Leben ver gewaltigt hat – Tag ein Tag aus! Er hatte mich gefickt und im Anschluss fallenla s sen . Eines Abends kam er zu mir, sah mich an und ich wusste schon lange, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Eine Frau spürt so was, eine Frau ist da nicht dumm. Wir haben Gefühle und da kam er mit der Sprache rausgerückt. Schnell reagierte ich, schnell sagte ich ihm, dass wir verheir a tet blei ben müsst en, sonst hätte er einen Selbstmord auf seinem Bösen-Karma-Konto zu verb u chen . So krallte ich mir einmal unsere Ehe unter den Nagel, die ich Stück für Stück immer weiter und immer mehr zu kontrollieren begann. Es war wie ein Spiel, ich war süchtig danach , mit me i nem schwulen Ehemann zu spielen, ihn wie eine Marione t te tanzen zu lassen. Tanz Männchen, tanz! Wenn ich wusste, dass er wieder bei seinem Freund , dem Klaus , war, habe ich angerufen, drei vier Mal. Ich hatte alle Regeln aufgestellt, wenn er nicht wollte, dass etwas Schlimmes pa s sierte – so hatte ich gehofft – würde er irgendwann zu mir z u rückkehren .
    Niemals hätte ich mich umgebracht, damals wie heute nicht. Ich habe drei Kinder, bald Enke l kinder, ich habe genug zu tun. Willi finanziert mir mein Leben. Ich arbeite nicht. Die paar Stu n den in seiner Praxis kosten ihm eine ganze Me n ge.
    Und ich frage mich, oft sogar, und das habe ich dem Willi eingebläut, was den n dieser junge Mann, dieser Klaus , der schön, jung, schlank und intelligent ist, von me i nem alten , zerknitterten Mann nur möchte?

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