Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
zurück in meine Wohnung begab und mich auf der Couch niederließ.
Es gab nur eine Sache, die mich in jenem Moment interessierte. Den Umgang mit Mobiltelefonen konnte man in kurzer Zeit kaum verlernen. Ich tastete mich durch das Menu und fand in nur wenigen Sekunden einen Eintrag mit Kevins Handynummer. Erleichtert seufzte ich auf, zugleich unsicher, ob ich ihm wirklich schreiben sollte. Mein Puls begann sich zu beschleunigen, als ob ich vor einer lebenswichtigen Entscheidung stehen würde. Vielleicht tat ich dies auch, was der Grund war, dass ich mich für eine Nachricht entschied. Ich schrieb nicht besonders viel, entschuldigte mich bloß für mein Verhalten und fragte nach, wie es ihm ging. Außerdem fügte ich hinzu, dass die Nachricht dieses Mal wirklich von mir sein würde. Erneut durchfuhr mich eine kurze Unsicherheit, bevor ich die Kurznachricht mit Kevin als Empfänger abschickte.
Kaum hatte ich dies getan, legte ich das Handy an das andere Ende der Couch und betrachtete es skeptisch. Ich wusste nicht, ob ich meine Tat binnen Sekunden bereuen oder auf meinen getanen Schritt stolz sein durfte.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, begann das einen lauten Piepton von sich zu geben, begleitet von einer nicht lang andauernden Vibration. Ungeduldig riss ich das Handy an mich, öffnete die Mitteilung und erfuhr in wenigen Augenblicken, dass er zufällig in der Nähe sein und in etwa einer halben Stunde vorbeikommen würde. Erleichterung stieg in mir empor. Es tat gut zu wissen, dass Kevin mich nicht vergessen hatte und sogar bei mir vorbeischauen wollte.
Ich legte das Handy glücklich neben den Laptop auf den Tisch, um dann ins Bad zu gehen und dort einen Blick in den Spiegel zu werfen. Der dunkle Schatten unter meinen Augen war in den letzten Tagen nahezu komplett verschwunden. Ich hatte mich jedoch auch bemüht, mich ausgewogen zu ernähren und nicht in den alten Trott zurückzufallen.
Ich trug eine ordentliche, blaue Jeans und ein gut dazu passendes, allerdings etwas eng anliegendes weißes Oberteil. Ich fühlte mich wohl in dieser Kleidung. Nur meine Frisur versuchte ich mit etwas Haarspray so zu richten, dass mir wie immer ein paar vereinzelte blonde Strähnen ins Gesicht fielen. Dieser einfache Stil passte zu mir. Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild und spürte dabei nur umso mehr, dass von Minute zu Minute mehr Nervosität in mir aufstieg. Ich warf einen hastigen Blick auf die Uhr und als ob Kevin auf genau diesen Moment gewartet hatte, klingelte es an der Haustür. Eine halbe Stunde war längst nicht vergangen. Aufgeregt stolperte ich zur Tür, öffnete diese und empfing Kevin mit einem schüchternen Lächeln.
„Ich kann nicht lange bleiben“, waren seine ersten Worte.
Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Ich blickte fragend in seine Augen.
„Fenja wartet unten“, erklärte er und wandte den Blick ab.
Ich spürte, dass Kevin sich mir gegenüber verändert hatte. Er wirkte verschlossen und ernst.
„Du siehst gut aus“, brachte er hervor, als er mich wieder anblickte.
Ich kniff meine Lippen zusammen und nickte, was nicht mehr als ein schlichtes Danke bedeutete.
Kevin atmete tief ein, bevor er seine Stirn in Falten legte und mir streng in die Augen sah: „Hör zu, Yannek. Ich kann das nicht.“
Ich verstand nicht, was er mir zu sagen versuchte.
„Du bist ein echt netter Kerl, aber du bist ziemlich kompliziert. Ich kann mir vorstellen, dass man an einer Freundschaft mit dir kaputtgehen kann.“ Er wich meinem Blick aus, starrte aus dem Flurfenster des Hauses.
Ich musste stark schlucken, blickte gedankenverloren an ihm vorbei.
„Das mit dem Unfall und so …“, begann er, „… das tut mir wirklich leid. Vielleicht solltest du dir Hilfe suchen. Dein Leben kann so doch nicht weitergehen!“ Er wurde etwas lauter und klang dabei merkwürdig verzweifelt.
Seine Worte trafen mich, während ich daran dachte, dass ich mein Leben in der letzten Woche komplett geändert hatte. Seine Aussage hallte in meinen Ohren wider, während ich mich daran erinnerte, wie ich noch vor wenigen Minuten zufrieden vor der frisch gestrichenen Wand gestanden hatte.
Ich wusste mich nicht zu wehren und auch, wenn ich in der letzten Woche mein Leben zu ändern versucht hatte, war es mir nicht gelungen, ein Wort über die Lippen zu bringen. Ich reagierte nicht, wünschte mir bloß, dass dieser Moment ein baldiges Ende haben würde.
Kevin stand vor mir, holte tief Luft und
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