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Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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bettfertig zu machen. Ich befreite mich aus der verschwitzten Kleidung und genoss wenige Minuten darauf das warme Wasser. Unter der Dusche seufzte ich immer wieder auf und versuchte mich stetig aus dem Gedankennetz zu befreien. Mit einem Mal wurde mir als weitere erschreckende Tatsache bewusst, dass mich der Kuss auf eine gewisse Art und Weise angemacht hatte. Ich konnte mich plötzlich genau daran erinnern, dass mein Verstand sich während des Kusses wie selbstverständlich ausgeschaltet hatte und jegliches Blut in Richtung meines Schoßes geschossen war. Ich hoffte inständig, dass Kevin nichts davon mitbekommen hatte. Auch fragte ich mich, wie es weitergegangen wäre, wenn Kevins Handy nicht geklingelt und die Situation dadurch gestört hätte.
    Mir wurde immer bewusster, wie sehr ich mich in diese Person verliebt haben musste. Kevin hatte mir geholfen, mein Leben zu ändern und mich gleichermaßen völlig durcheinander gebracht. Ich erinnerte mich nur zu gut an den Kinobesuch und damit verbunden daran, dass ich meine Augen kaum hatte von ihm lassen können. Ich fragte mich, was Kevin über mich dachte. Wenn sein Verhalten tatsächlich auf reiner Freundschaftsbasis beruhte, war mir unbegreiflich, dass immer wieder knisternde Momente zwischen uns entstanden. Er bemühte sich um mich, schrieb mir Nachrichten aus der Uni und war mit mir im Kino gewesen. Er hatte mir die kleine Schreibtafel geschenkt, mich vor dem dicken Kerl im Kino verteidigt und mich letztendlich tatsächlich geküsst. Ich stellte den Wasserstrahl ab und hüllte mich in ein großes Handtuch ein. Ich rubbelte noch schnell meine Haare trocken, cremte mich ein und putzte mir die Zähne. Als ich mich endlich zum Schlafen auf die Couch legte und mich die vielen Gedanken noch immer nicht in Ruhe ließen, versuchte ich mich mit etwas Fernsehen abzulenken. Dies schien mir tatsächlich zu gelingen, da mir nach nur kurzer Zeit vor Erschöpfung die Augen zufielen.

XIV

Kai

    Am nächsten Morgen wachte ich unruhig und dabei ziemlich früh auf, da es an meiner Haustür klingelte.
    Ich versuchte meine Augen offen zu halten und drückte mich von der Couch hoch, um mich gleich darauf ausgiebig strecken zu können. Der Fernseher lief noch vom Vorabend. Ich griff nach der Fernbedienung und schaltete ihn kopfschüttelnd aus. Benommen trottete ich zur Tür und war erleichtert, als bloß meine Nachbarin vor der Tür stand.
    „Na, mein Junge!“, begrüßte sie mich. „Habe ich Sie etwa geweckt? Nicht, dass ich Sie geweckt habe.“
    Am frühen Morgen gleich sämtliche Satzwiederholungen zu hören, war anstrengend. Trotzdem war ich erleichtert darüber, meine Nachbarin wiederzusehen. Ich hatte mir aufgrund der fehlenden täglichen Besuche schon ein wenig Sorgen gemacht. Sie stand so hilflos vor meiner Tür und drückte sich wie üblich die Handtasche eng gegen die Brust, dass ich sie mit einer Geste in die Wohnung bat.
    „Wie geht es Ihnen, mein Guter? Gut? Ich hoffe, es geht Ihnen gut …“ Sie wirkte um einiges verwirrter als sie es sonst bereits war.
    Ich begleitete sie zur Couch und deutete ihr an, sich zu setzen.
    „Hätten Sie vielleicht einen milden Kaffee für mich, bitte?“ Ihre raue Stimme zitterte. Die Handtasche legte sie auf ihrem Schoß ab.
    Ich nickte und verschwand für kurze Zeit in der Küche, um gleich darauf mit zwei Bechern Kaffee zurückzukehren und mich neben sie zu setzen. Zusätzlich griff ich nach meiner Tafel und konnte im Augenwinkel erkennen, dass Frau Riedel ihre Brille gerade rückte. Sie nippte an dem heißen Getränk und blieb angespannt sitzen.
    „Wissen Sie, ich war bei meiner Tochter, der Louisa, in Hamburg. Mit dem Zug bin ich dorthin. Ich habe mir immer Enkelkinder gewünscht, wie Sie wissen.“ Sie nahm einen weiteren Schluck. „Meine Louisa kann keine Kinder bekommen, hat sie mir erzählt. Und ich habe mir immer ein Enkelkind gewünscht.“ Sie seufzte und drückte die Brille wieder fester auf den Nasenrücken.
    Ich griff nach dem Kreidestift und schrieb: ‚Sie kann doch vielleicht ein Kind adoptieren?’
    „Das möchte sie nicht, die Louisa. Sie hält nichts von Adoptionen. Sie hat damit schlechte Erfahrungen gemacht. Wissen Sie, wie das ist? Man wird alt und freut sich auf eine neue Aufgabe und dann hat man ganz plötzlich kein Ziel mehr vor Augen …“
    Meine alte Nachbarin tat mir leid. Ich konnte ihre Trauer verstehen und vielleicht noch nicht nachempfinden. Ich versuchte mir kurz vorzustellen, selbst alt zu sein

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