Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
Vom Netzwerk:
Betheurung den Fluch-Pandekten des Ernulphns entnahm – (dies war jedoch, um meinem Vater Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ein Fehler, in den er, wie er
Dr.
 Slop in der Sache mit Ernulphus sagte, so selten verfiel als irgend Jemand auf der Welt) – bei Allem was gut und groß ist, Bruder Toby, sagte mein Vater, käme Einem nicht die Philosophie so sehr zu Hilfe, – du könntest Einen ganz außer sich bringen. – Unter der Lösung der Nasen, von der ich dir sprach, verstand ich, wie du leicht hättest merken können, wenn du mir auch nur ein Gran Aufmerksamkeit geschenkt hättest, die verschiedenen Erklärungen, welche Gelehrte verschiedener Art der Welt über die Ursache der kurzen und langen Nasen gegeben haben. – Dafür gibt es nur eine Ursache, gab mein Onkel Toby zur Antwort, – wenn die Nase eines Menschen länger ist als die eines andern, so ist es, weil es Gott so gefallen hat. – Das ist die Lösung von Grangousier, sagte mein Vater. – Er ist es, fuhr mein Onkel Toby fort, indem er empor schaute und die Unterbrechung meines Vaters nicht beachtete, der uns Alle erschaffen, und uns solche Formen und Verhältnisse und zu solchen Zwecken gegeben hat, wie es seiner unendlichen Weisheit gefiel. – Das ist eine fromme Erklärung, aber keine philosophische, sagte mein Vater; – es ist mehr Religion darin als gesunde Wissenschaft. – Es war mit meines Onkels Toby Charakter nicht unvereinbar, daß er Gott fürchtete und die Religion hochachtete. – Sobald daher mein Vater seine Bemerkung schloß – begann mein Onkel Toby seinen Lillabullero eifriger (aber auch noch falscher) als gewöhnlich zu pfeifen.
    Was ist aus dem Garnwickel meiner Frau geworden?

86. Kapitel.
    Gleichviel! – als Zugehör zum Nähen mochte der Garnwickel für meine Mutter von einigem Werthe sein; – als Zeichen im Slawkenbergius war er für meinen Vater werthlos. Slawkenbergius war ja auf jeder Seite ein reicher Schatz unerschöpflichen Wissens für meinen Vater; – er konnte ihn nicht aufschlagen, ohne etwas für sich zu finden; und oft, wenn er das Buch schloß, pflegte er zu sagen: Wenn alle Künste und Wissenschaften auf der Welt nebst den Büchern, die von ihnen handelten, verloren gingen, – wenn die Weisheit und Kunst der Regierungen jemals, pflegte er zu sagen, durch Mangel an Gebrauch vergessen werden könnte; und ebenso alle Staatsmänner, welche über die starken und schwachen Seiten der Höfe und Reiche geschrieben, – und nur Slawkenbergius übrig bliebe – so würde man in ihm, pflegte er zu sagen, in jeder Richtung soviel finden, daß man die Welt wieder in Gang bringen könnte. Er war somit wirklich ein Schatz, eine Vorschrift, die Alles enthielt, was über Nasen und sonst zu wissen nothwendig war: – Morgens, Mittags und Abends war Hafen Slawkenbergius seine Erholung und sein Ergötzen: er war beständig in seiner Hand: – man hätte darauf schwören mögen, es sei ein kirchliches Gebetbuch, – so abgenützt, so geglättet, so verrunzelt und so von Zeigefinger und Daumen abgearbeitet war es von einem Ende zum andern.
    Ich bin kein solcher Anbeter von Slawkenbergius, wie mein Vater: – er hat ohne Zweifel viel Gutes; aber das Beste, ich will nicht sagen das Nützlichste, jedoch das Unterhaltendste in Hafen Slawkenbergius sind meiner Ansicht nach seine Erzählungen: – und wenn man erwägt, daß er ein Deutscher war, sind manche nicht ohne Phantasie. – Sie bilden sein zweites Buch, beinahe die Hälfte eines Foliobandes, und sind in zehn Dekaden abgetheilt, wovon jede zehn Erzählungen enthält. – Man baut Philosophie nicht auf Erzählungen; und deshalb hatte Slawkenbergius gewiß nicht recht, daß er sie unter diesem Namen in die Welt schickte! – Auch finden sich in seiner 8., 9. und 10. Dekade mehrere, die, ich muß sagen eher muthwillig und scherzhaft als speculativ sind; – im Allgemeinen aber betrachten die Gelehrten sie als ein Detail von ebensoviel voneinander unabhängigen Thatsachen, die sich aber alle auf die eine oder die andere Art um seinen eigentlichen Gegenstand als Kern drehen, die mit großer Treue gesammelt sind und seinem Werk zahlreiche Erläuterungen über die Lehre von den Nasen beifügen.
    Da wir gerade übrige Zeit haben, – so will ich hier, wenn Sie erlauben, verehrte Leserin, die 9. Erzählung der 10. Dekade geben.  [Ende des 3. Bandes der 1. Auflage.]
     
    Leben und Meinungen des Herrn Tristram Shandy.
    Slawkenbergii Fabella.
 
    [Da
Hafen Slawkenbergius de

Weitere Kostenlose Bücher