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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Schöpfungstage, sieben Planeten, sieben Plagen? – Ja das gibt's, sagte mein Vater, mit scheinbar größtem Ernst. Aber Trim, fuhr er fort, laß uns jetzt deine übrigen Charaktere hören.)
    Ein Anderer wieder ist ein Knauser, ein unbarmherziger Mensch, (hier schwenkte Trim die rechte Hand), ein engherziger, selbstsüchtiger Halunke, unfähig eines freundschaftlichen Gefühls oder eines solchen für das allgemeine Wohl. Er geht an Wittwen und Waisen in ihrer Noth vorbei und kann all das Elend, das ein Menschenleben treffen mag, ohne einen Seufzer, ohne ein Gebet mit ansehen.
    (Euer Gnaden entschuldigen, rief Trim dazwischen, einen solchen Menschen halte ich noch für schlechter als den ersten.)
    Sollte da nicht das Gewissen sich erheben und ihm bei solchen Gelegenheiten seinen Stachel zu fühlen geben? – O nein! Es hat ja Gott sei Dank! gar keine Ursache dazu: ich gebe einem Jeden, was ihm gebührt; – ich habe mir keine unzüchtige Handlung vorzuwerfen; – keine gebrochenen Gelübde oder Versprechungen gut zu machen – ich habe keines Menschen Weib oder Kind mißbraucht. Gott sei Dank! ich bin nicht wie andere Leute, ein Ehebrecher, ein Ungerechter oder gar wie der Freigeist, der da vor mir steht.
    Ein Dritter ist von Natur kniffig und hinterlistig. Ueberblickt einmal sein Leben! Es besteht aus nichts als aus einer Kette dunkler Künste, unredlicher Vorwände, um die wahre Absicht der Gesetze zu umgehen, jedes offene Handeln und den sicheren Genuß des Eigenthums unmöglich zu machen. – Ein solcher Mensch spinnt ein Gewebe kleinlicher Kniffe, um die Unwissenheit, die Verlegenheit des Armen und Bedürftigen darin zu fangen; – er zieht Nutzen aus der Unerfahrenheit der Jugend, aus dem arglosen Thun seines Freundes, der ihm Leib und Seele anvertraut haben würde.
    Wenn dann das Alter kommt und die Reue ihn antreibt, auf sein schwarzes Register zurückzublicken und es mit seinem Gewissen durchzurechnen – dann sieht das Gewissen in das Gesetzbuch, und findet kein besonderes Gesetz durch sein Thun verletzt, – bemerkt keinerlei Strafverwirkung oder Geldbuße; – sieht keine Geißel über seinem Haupte, keine offene Kerkerthüre. – Wovor sollte denn sein Gewissen erschrecken? – Das Gewissen hat sich hinter den Buchstaben des Gesetzes trefflich verschanzt – sitzt dort unverwundbar, durch Fälle und Entscheidungen so gut nach allen Seiten hin gedeckt, – daß keinerlei Predigt es aus seiner Veste vertreiben kann.
    (Hier wechselten Corporal Trim und mein Onkel Toby einige bedeutungsvolle Blicke mit einander. – Ei, ei, Trim! sagte mein Onkel Toby und schüttelte den Kopf, das sind traurige Befestigungen, Trim. – O sehr armselige Werke, erwiderte Trim, gegen die, die Euer Gnaden und ich machen. – Der Charakter dieser letzten Figur, bemerkte
Dr.
 Slop, ist der abscheulichste von allen, und scheint einem Ihrer ränkesüchtigen Advocaten nachgebildet. In unserer Kirche könnte das Gewissen eines Mannes unmöglich solange verblendet sein; wenigstens drei Mal im Jahre muß er ja zur Beichte gehen. – Macht ihn dies wieder ganz sehend? fragte mein Onkel Toby. – Mach' weiter, Trim, sagte mein Vater, sonst kommt Obadiah zurück, ehe du mit deiner Rede fertig bist. – Sie ist sehr kurz, versetzte Trim. – Ich wollte, sie wäre länger, denn sie gefällt mir ausnehmend, sagte mein Onkel Toby. – Trim fuhr fort.)
    Ein Vierter hat nicht einmal diesen Hinterhalt; – er durchbricht die ganze Ceremonie langsamer Chikane – verschmäht die zweifelhafte Wirkung seiner Kabalen und vorsichtiger Fallen, um zu seinem Ziele zu gelangen – dieser freche Bursche lügt, betrügt, schwört Meineide, raubt, mordet mit offener Stirne! – Entsetzlich! – Aber in diesem Falle war nichts Besseres zu erwarten. – Der arme Mensch war eben im Dunkel! – sein Priester hatte die Leitung seines Gewissens übernommen, und alles was er ihn davon kennen lernen wollte, bestand darin, daß er an den Papst glauben – zur Messe gehen – sich bekreuzen – sein Paternoster hersagen – kurz ein guter Katholik sein müsse – und daß dies alles Ernstes genug sei, um ihn in den Himmel zu bringen. Wie? – auch wenn er einen Meineid schwört? – Nun er kann sich ja einen stillschweigenden Vorbehalt machen. – Wenn er aber ein so schlechter und verdorbener Mensch ist, wie Sie ihn schildern – wenn er raubt – wenn er mordet, wird da nicht das Gewissen bei jeder solchen Handlung selbst einen Stoß bekommen? – Das wohl –

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