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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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wieder aus, und alles wurde schwarz. Es war kein Schuss gefallen. Kein Ast hatte geknackt. Nur die Geräusche des Waldes: das Rascheln der Blätter im Wind, entferntes Zwitschern eines Nachtvogels, ein vorbeihuschendes Eichhörnchen.
    Das Belüftungsrohr war ungefähr fünfunddreißig Meter von mir entfernt. Würde Alexa mich hören, wenn ich hineinsprach?
    Dann begriff ich, was für ein Fehler es gewesen wäre, mit ihr zu sprechen. Falls sich Schukow im Haus versteckte und Alexa per Fernüberwachung kontrollierte, würde er dasselbe hören wie sie.
    Falls er sich im Haus aufhielt, war es aber nur eine Frage der Zeit, bis er mich sehen würde.
    Deshalb musste ich ihn zuerst ausschalten.
    Sollte ich die Waffe wieder einstecken? Oder sie griffbereit halten? Ich brauchte beide Hände. Also steckte ich sie zurück ins Halfter. Ich rollte mich herum und kauerte mich hin. Sprang auf die Füße.
    Und machte mich auf den Weg zum Haus.

97. KAPITEL
    Aber ich rannte nicht. Ich wollte nicht noch einmal über einen Draht stolpern. Beim Gehen hielt ich nach Zaunpfählen, Pflöcken und allem Ausschau, was mit einem Draht umwickelt werden konnte.
    Es war nicht ausgeschlossen, dass ich direkt in eine Fallelief. Dass Schukow im Dunkeln mit einem Hochleistungsgewehr auf mich wartete.
    Seitlich herum, vorbei an ein paar hölzernen Luken, deren Holzzargen vor sich hin rotteten. Die Farbe warf Blasen und löste sich ab. Kein Vorhängeschloss.
    Hier hinein? Nein. Vielleicht war es kein Keller, sondern nur ein Lager für Feldfrüchte. Nur von außen zugänglich und ohne Türen, die nach oben führten.
    Auf dieser Seite des Hauses befand sich eine Tür hinter einem Fliegengitter, in dem ein großes Loch klaffte. Aber ich steuerte weiter auf die Vordertür zu. Vorbei an einem ovalen Platz mit kahlem Boden, der wahrscheinlich als Park- und Wendeplatz für Autos diente. Fahrzeuge befanden sich hier jedoch keine. Und auch nicht vor dem Haus.
    Er konnte nicht im Haus sein, sonst wäre ich inzwischen tot.
    Aber wenn Schukow das Haus einfach schon geräumt hatte? Schließlich wusste er ja durch Nawrozows Mittelsmann, dass man hinter ihm her war. Warum also sollte er hierbleiben? Sein Opfer konnte er auch so in der Erde liegen und sterben lassen.
    Vorn war ein Pfad über den struppigen Rasen bis hin zur Vordertür plattgetreten worden. Wie lange das her war, ließ sich allerdings nicht sagen. Ich konnte an keinem der Fenster eine Bewegung erkennen, deshalb zog ich die Fliegentür auf und probierte die Vordertür.
    Sie öffnete sich sofort.

98. KAPITEL
    In der Luft hing der Geruch von Essen, das vor nicht allzu langer Zeit zubereitet worden war. Würstchen vielleicht oder Eier … irgendetwas Gebratenes.
    Es musste sich in den letzten Stunden jemand im Haus aufgehalten haben.
    Der Vorraum war winzig, die Decke niedrig, und in der Luft hing muffiger Geruch und der Fettdunst des Essens. Es roch auch nach Zigaretten, aber nicht sehr stark, so als ob in einem anderen Teil des Hauses geraucht wurde. Ich bewegte mich leise und verstohlen, hielt die SIG mit beiden Händen, drehte mich mit vorgestreckter Waffe schussbereit abrupt nach links. Dann nach rechts.
    Nichts. Der Dielenboden knarrte.
    Jetzt hatte ich die Wahl. Es gab drei mögliche Wege. Eine Tür zu meiner Rechten führte zu einem kleinen Vorderzimmer. Zu meiner Linken lag eine steile Treppe mit ausgetretenen, verzogenen Treppenstufen. Unmittelbar vor mir befand sich ein weiterer Türsturz, durch den es vermutlich in die Küche und ins Hinterhaus ging.
    Ich lauschte angestrengt, konnte aber nichts hören.
    Ich drehte mich nochmals in einem Bogen von links nach rechts. Dann sprang ich zur Treppe.
    Ich sagte: »Keine Bewegung.«
    Keine Reaktion.
    Auf einmal hörte ich eine Stimme.
    Aber nicht von oben. Sondern aus dem Hinterhaus. Die Stimme einer Frau. Erstickt, undeutlich, in unregelmäßigen Tonhöhen, die Tonlage wurde höher und tiefer.
    Jemand hatte den Fernseher angelassen.
    Ich trat über die Schwelle, suchte die dunklen Ecken ab, mein Körper war wie eine gespannte Stahlfeder. Mein Finger streichelte den Abzug. Ich scannte den Raum, zerschnitt ihn mit der Pistole von links nach rechts, inspizierte danach die Ecken.
    Die Küche hatte keine Fenster; sie war erst nachträglich vom Innenraum abgetrennt worden. Der Boden war mitdunkelrotem Linoleum belegt, über das sich ein weißes Muster rankte. Die einzelnen Bodenplatten waren bröckelig und rissig. Es gab einen Herd aus den vierziger Jahren,

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