Lebendig und begraben
den Kopf ein und mache meine Arbeit so gut ich kann.«
»Wen wollt ihr denn verhaften?«
»General Mark Hood.«
Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und schaute dann wieder auf die Straße. »Wie lauten die Vorwürfe?«
»Veruntreuung, Betrug … Es gibt eine lange Liste von Anklagepunkten. Er hat den illegalen Transfer verdeckter Mittel aus den schwarzen Kassen des Pentagon überwacht.«
Ich nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht.«
»Du warst damals kurz davor, ihn festzunageln, nicht wahr? Bevor er dich gefeuert hat?«
»Ich schätze, ja. Aber das wusste ich damals noch nicht.«
Ein paar Meilen lang sprach keiner von uns.
Vielleicht sorgt wirklich nur das Karma für ausgleichende Gerechtigkeit, dachte ich.
Taylor Armstrong zum Beispiel. Sie behauptete, dass sie überhaupt keine Ahnung hatte, was geschehen würde, als sie sich von Mauricio Perreira dazu überreden ließ, ihm ihre beste Freundin Alexa zu liefern. Ich glaubte ihr. Aber das änderte kein Quäntchen daran, dass sie narzisstisch, schmierig und hinterhältig war.
Kurz nachdem wir zum letzten Mal miteinander geredet hatten, wurde Taylor von der Schule genommen und in eine Einrichtung im westlichen Massachusetts geschickt, die sich auf neuartige Behandlungsmethoden für Studenten mit ernsthaften Verhaltensstörungen spezialisiert hatte. Wegen ihres Gebrauchs von Elektroschocks zur Aversionstherapie war diese Anstalt sehr umstritten. Im Vergleich damit wirkte selbst die härteste Militärakademie wie eine Wellness-Oase.
Die Behandlung erforderte wöchentliche Gesprächstherapiestunden mit den Eltern, was kein Problem darstellte, da ihr Vater, Senator Armstrong, angekündigt hatte, sich von all seinen öffentlichen Ämtern zurückzuziehen, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können.
Als ich die Ausfahrt entdeckte, betätigte ich den Blinker.
»Wohin fahren wir?«
»Hast du schon einmal den Campus der Phillips Exeter Akademie gesehen?«
»Nein, wie sollte ich …« Dann begriff Diana und fragte: »Meinst du wirklich, sie ist schon soweit, dich zu treffen?«
»Ich schätze, das werden wir gleich herausfinden.«
Diana wartete im Wagen auf mich. Sie dachte, es wäre für mich das Beste, erst einmal etwas Zeit allein mit Alexa zu verbringen.
Das Rasenhockey-Team der Mädchen trainierte im Footballstadion am anderen Ende des Campus, auf einem leuchtend grünen Kunstrasenplatz. Ich verstand nichts von Rasenhockey, aber es sah nach einem ziemlichen Durcheinander aus. Es ging tüchtig hin und her. Die Trillerpfeife schien pausenlos im Einsatz zu sein. Ein paar von den Mädchen taten sich wirklich hervor. Eines davon ganz besonders. Und als sie sich umdrehte, erkannte ich, dass es Alexa war.
Sie trug ein Stirnband und hatte die Haare zurückgebunden.Ihre Arme waren gebräunt und muskulös, ihre Beine lang und mager.
Ihr blauer Mundschutz verlieh ihr ein etwas grimmiges Aussehen, aber sie sah gesund und glücklich aus.
Die Trainerin pfiff und rief: »Wasser trinken!« Die Mädchen nahmen mit einer präzisen, wie einstudierten Bewegung gleichzeitig ihren Mundschutz heraus. Ein paar verstauten das Mundstück unter den Trägern ihrer Sport-BHs, andere schoben es außen unter ihre Wadenschützer. Sie riefen und redeten laut, während sie sich um den Wasserspender drängelten. Ein paar Mädchen umarmten Alexa … Ich hatte ganz vergessen, dass Mädchen dieses Alters viel stärker ihre Gefühle zeigen als Jungen. Dann lachte sie über etwas.
Schließlich drehte sie sich um, so als ob sie meine Anwesenheit gespürt hätte, noch bevor sie mich gesehen hatte. Sie sprach schnell mit einer ihrer Mitspielerinnen, dann näherte sie sich langsam.
»He, Nick.«
»Du bist ziemlich gut, weißt du das?«
»Geht so. Mir macht es Spaß, und das ist die Hauptsache.«
»Du spielst hart. Du kannst was einstecken. Wirkst überhaupt nicht ängstlich.«
Sie lachte kurz und nervös auf. »Ein bisschen Vorsicht kann nicht schaden, oder?«
»Stimmt. Na, ich wollte nur hallo sagen und schauen, ob alles in Ordnung ist.«
»Oh, okay, danke. Ja, alles ist cool. Alles gut. Ich bin …« Sie schaute zu ihren Mitspielerinnen hinüber. »Es ist nur so, irgendwie ist gerade wirklich nicht der beste Moment. Ist das okay?«
»Kein Problem.«
»Ich meine, na ja, du bist doch wohl nicht den ganzen Weg hier hergefahren, nur um mich zu sehen oder? Ich meine, ich hoffe, nicht.«
»Überhaupt nicht. Ich war gerade zufällig in der
Weitere Kostenlose Bücher