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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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die Wunde an meinem Oberschenkel reinigen und verbinden, gab mir eine Tetanusspritze und verlegte mich dann zur Genesung auf eine andere Station. Drei Tage später wurde ich entlassen.
    Diana war da, um mich nach Hause zu fahren.
     
    Obwohl ich mittlerweile wieder normal gehen konnte, bestand die Krankenschwester darauf, mich in einem Rollstuhl zum Krankenhauseingang zu fahren, während Diana das Auto holte.
    Sie fuhr mit meinem Defender vor. Schön, glänzend und frisch gewaschen.
    »Erkennst du ihn noch?«, fragte sie, als ich einstieg.
    »Sieht fast wie neu aus. Hat ihn jemand oben in New Hampshire im Wald gefunden?«
    »Ja. Einer der Scharfschützen. Er hat ihn zurück nach Boston gefahren und mochte ihn auf einmal lieber als seinen Chevy Malibu. Es war nicht gerade leicht, ihm den Wagen aus seinen kleinen, verschwitzten Händen zu reißen. Aber wenigstens hat er ihn für dich gewaschen.«
    »Ich will Alexa sehen. Ist sie noch im Krankenhaus?«
    »Nein. Sie wurde viel schneller wieder entlassen als du. Sie haben nur ihren Flüssigkeitsmangel behandelt und sie einmal gründlich untersucht, aber es geht ihr gut.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Da hast du recht. Ich hatte schon mit vielen Kindern zu tun, die traumatische Erfahrungen durchmachen mussten. Ich kenne ein paar gute Therapeuten. Vielleicht kannst du sie ja davon überzeugen, einen von ihnen aufzusuchen.«
    »Ist sie zu Hause?«
    »Ja. In Manchester. Ich glaube nicht, dass sie glücklich darüber ist, aber es ist ihr Zuhause.«
    Als wir die Commonwealth Avenue Richtung Mass Avenue hinunterfuhren, sagte Diana: »Wie wäre es, wenn ich heute Abend zur Feier des Tages für dich kochen würde?«
    »Das würde mir sehr gefallen. Aber was gibt es denn zu feiern?«
    Sie sah mich flüchtig von der Seite an und spitzte ihre Lippen. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber vielleicht die Tatsache, dass du das Leben des Mädchens gerettet hast?«
    »Wenn überhaupt, dann war es Teamwork …«
    »Geht das schon wieder los.«
    »Was denn?«
    »Du zollst jedem Anerkennung, nur dir selbst nicht. Du musst mir da nichts vormachen.«
    Ich war zu schlapp, um mit ihr zu diskutieren.
    »Lass uns zu mir gehen«, sagte sie. »Ich möchte ungern die Erste sein, die deinen Herd benutzt. Funktioniert er überhaupt?«
    »Das weiß ich nicht genau. Lass mich erst nach Hause gehen, mich duschen und umziehen.«
    »Es ist nur ein Abendessen.«
    »Kein Date, natürlich nicht.«
    »Du klingst so, als wäre dir dieser Gedanke niemals in den Sinn gekommen.«
    »Niemals«, sagte ich.
    »Weißt du was, Nico? Für einen Kerl, der so gut darin ist,Lügner zu erkennen, bist du selbst wirklich ein extrem schlechter Lügner.«
    Ich zuckte nur mit den Schultern. Sie log auch nicht besser.

108. KAPITEL
    Eine Woche später
     
    Unten brachen die Wellen tosend an den Felsen, und der Wind heulte um die Aussichtsplattform. Der Himmel zeigte sich in einem düsterem Grau; es sah nach Regen aus.
    Wie ich sah, waren die bewaffneten Wachen abgezogen worden. Das Wachhäuschen war unbesetzt. Ich parkte in der runden Auffahrt und überquerte die Veranda, deren Bodenbretter unter meinen Schritten knarrten.
    Ich drückte auf die Klingel und wartete fast eine Minute. Dann drückte ich noch einmal. Nach einer weiteren Minute öffnete sich die Tür. Marshall Marcus stand da.
    Er trug einen grauen Pullover und ein zerknittertes weißes Anzugshemd, das aussah, als wäre es nicht gebügelt worden.
    »Nickeleh«, sagte er und lächelte. Aber es war kein glückliches Lächeln. Er wirkte geschwächt und völlig erledigt. Sein Gesicht war eingefallen, und seine Zähne schienen zu groß und zu weiß für seinen Mund zu sein. Sein rötliches Haar stand zerzaust in Strähnen ab. Er sah aus, als ob er gerade ein Nickerchen gemacht hätte.
    »Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe«, sagte ich. »Soll ich später wiederkommen?«
    »Nein, nein, mach keinen Quatsch und komm rein.« Er umarmte mich mit beiden Armen. »Danke, dass du gekommen bist.«
    Ich folgte ihm bis vorne ins Haus, von wo aus man dasMeer sehen konnte. Er ging mit hängenden Schultern. Das vordere Zimmer war finster. Das einzige Licht kam von draußen; es war das Dämmerlicht eines Nachmittags, der sich dem Ende zuneigte. Auf einem der Sofas lag zusammengeknüllt eine Kunstfaserdecke von den Red-Sox, dem Baseball-Verein. Sie war von der Sorte, wie sie bei Fenway verkauft werden.
    »Spricht Alexa immer noch nicht?«, fragte ich.
    Marcus ließ einen langen Seufzer

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