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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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hören, während er sich auf einen Stuhl sinken ließ. »Sie verlässt kaum ihr Zimmer. Es ist, als wäre sie gar nicht da. Sie schläft die ganze Zeit.«
    »Nach all dem, was sie durchgemacht hat, sollte sie in Behandlung gehen. Es muss ja nicht unbedingt einer der Traumaspezialisten sein, die Diana empfohlen hat. Aber irgendjemand sollte sich um sie kümmern.«
    »Ich weiß, Nick. Vielleicht kannst du ihre Meinung ändern. Lexie scheint immer auf dich zu hören. Dir geht’s jetzt also besser?«
    »Absolut«, antwortete ich.
    »Gut, dass du eine Weste getragen hast, oder?«
    »Ja. Zur Abwechslung mal Glück gehabt. Du hast eine gute Entscheidung getroffen.«
    Er schaute mich fragend an.
    »Dass du dich mit dem FBI triffst.«
    »Oh. Na ja, nur weil Schecky meint, dass er für mich etwas aushandeln kann.«
    »Gib Gordon Snyder, was er haben will«, sagte ich, »dann hast du das FBI auf deiner Seite. Die haben viel Einfluss im Büro des Bundesanwalts.«
    »Aber was bedeutet das? Dass sie mich ins Gefängnis werfen? Mein kleines Mädchen – soll sie nach all dem, was sie durchmachen musste, jetzt auch noch ihren Vater verlieren?«
    »Von dem Grad deiner Zusammenarbeit wird es abhängen, ob sie dich ins Gefängnis werfen oder ob du vielleicht ganz davonkommst.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Du wirst ihnen alles über Mercury erzählen müssen. Sie wissen schon eine ganze Menge. Das solltest du wissen.«
    »Schecky meint, ich bräuchte mir um nichts Sorgen zu machen, wenn ich täte, was er sagt.«
    »Wie gut hat das denn in der Vergangenheit für dich funktioniert?«, fragte ich.
    Marcus setzte eine bekümmerte Miene auf und blieb für eine ganze Weile stumm.
    Schließlich war ich es, der das Schweigen brach. »Wo ist Belinda?«
    »Ihretwegen hatte ich dich gebeten herzukommen«, antwortete Marcus. »Sie ist verschwunden.«

109. KAPITEL
    Er reichte mir eine blassblaue Briefkarte, die oben in einem kleinen, marineblauen Copperplate-Schriftzug mit dem Namen BELINDA JACKSON MARCUS bedruckt war. Ihre Schrift war groß, verschlungen und feminin, aber einige Buchstaben – das H, das A und das W – sahen kyrillisch aus. So als hätte sie jemand geschrieben, der als Kind Russisch zu schreiben gelernt hatte. Auf der Notiz stand:
     
    Liebling –
    ich glaube, es ist besser so. Eines Tages werden wir darüber sprechen. Ich bin so glücklich, dass Alexa wieder zu Hause ist.
    Ich habe Dich wirklich geliebt.
    Belinda
     
    »Sie sagte, sie würde mit einer Freundin in die Stadt gehen, und heute Morgen, als ich aufstand, fand ich diese Notiz an der Kaffeemaschine. Was soll das bedeuten?«
    Es hieß, dass man sie gewarnt hatte, dass das FBI hinter ihr her war. Obgleich es in Wahrheit sehr schwer gewesen wäre, Anja Afanasjewa irgendeine größere Straftat nachzuweisen.
    »Manchmal muss erst eine Krise kommen, damit man feststellt, wer jemand wirklich ist«, sagte ich.
    Ich bezweifle, dass er wusste, wen ich wirklich meinte.
    Marcus schüttelte den Kopf, so als würde er versuchen, eine lästige Fliege zu verscheuchen oder einen Gedanken. »Nick, du musst mir helfen, sie zu finden.«
    »Ich glaube nicht, dass sie gefunden werden will.«
    »Was redest du denn da? Sie ist meine Frau. Sie liebt mich!«
    »Vielleicht hat sie dein Geld noch mehr geliebt.«
    »Sie wusste doch, dass ich schon seit Monaten pleite bin, und es hat sich zwischen uns nie etwas geändert.«
    »Nun, Marcus, es gibt pleite, und es gibt
pleite,
richtig?«
    »Ja, sicher. Ich habe ein bisschen auf die Seite geschafft«, sagte er. »Kaum der Rede wert.«
    »Fünfundvierzig Millionen sind nicht der Rede wert?«
    Er sah mich mit weit aufgerissenen, erschrockenen Augen an und drehte sich dann von mir weg.
    »Also ehrlich, Marshall. Hast du wirklich geglaubt, dass man fünfundvierzig Millionen Dollar einfach so ins Ausland schaffen kann, ohne dass es jemand merkt? Das ist heutzutage nicht mehr so einfach.«
    Marcus errötete. »Okay, dann gab es da eben ein kleines Finanzpolster«, sagte er. »Geld, das ich nicht anrühren wollte. Geld, das ich nun mal brauche, falls ich jemals wieder zurück ins Spiel kommen will.« Es klang abwehrend, beinahe empört. »Hör zu, ich werde mich nicht entschuldigen für das, was ich habe.«
    »Entschuldigen? Für was solltest du dich denn entschuldigen?«
    »Genau.«
    Mein sarkastischer Ton war ihm gar nicht aufgefallen. »Immerhin warst du von Anfang an immer konsequent … Du hast nie aufgehört, mich zu belügen. Selbst damals, als

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