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Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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hinter dem anderen an Entsagungsfähigkeit nicht zurückstehe, so ist das wohl die anschaulichste, aber auch wirksamste Persiflage auf die übertriebene Tugendduselei Claurens. Als bedeutsames Vorspiel für die Balzacparodierung haben diese beiden Verhöhnungen des Berliner Dichters zu gelten. Nur ist die satirische Absicht hier weit stärker zum Durchbruch gelangt; Schiff schwächt die Mittel des Dichters, dessen Manier er verspotten will, nicht ab, sondern verstärkt sie wesentlich und macht dadurch seine eigenen Absichten weit offenkundiger.
    Diese beiden Parodien bekunden Schiffs Talent, sich in eine fremde dichterische Manier einzufühlen, weit besser als die ernstgemeinte Fortsetzung des »Kater Murr«. Seine Art war, wie dies auch sein ganzes Leben offenbart, weit eher destruktiv als konstruktiv. Das können die unter dem Titel »Höllenbreughel« vereinigten zwei Novellen sehr deutlich lehren. Der Titel weist bereits den Weg, den der Autor nehmen will. Der Fratzenmaler Callot soll durch den »Höllenbreughel« übertrumpft werden. Schiff begnügt sich also nicht mehr damit, Hoffmann nachzufolgen, sondern sucht, dessen wildphantastische Wirkungen zu übertreffen. In der ersten Novelle »Die Hexen« ist ihm das eher geglückt als in der zweiten. Zwar operiert Schiff zum Teile mit Hoffmanns Mitteln; Gespenster und Hexen beleben die Handlung, die sich in wilden Sprüngen gefällt. Sie soll Grauen hervorrufen, kann aber im besten Falle nur Mitleid mit einem irregeleiteten Dichter erregen, der um jeden Preis aus einem unglaubhaften Stoffe Wirkungen hervorholen will, die in diesem nicht gelegen sind [Fußnote: Heine soll sich nach Schiffs Mitteilung (»Heine und der Neuisraelitismus«, Seite 105) über das Werk geäußert haben: »Entweder du bist meschugge (verrückt) oder du gehst direkt darauf aus, es zu werden.« ] .
    »Der Leser weiß nicht, woran er ist; und wenn er meint, der Verfasser wolle sich über ihn lustig machen, mag er wohl auf richtiger Fährte sein«, meinte die »Jenaische Literaturzeitung« (Ergänzungsblätter 1829, Nr. 36, Seite 288) in arger Verkennung der Absichten Schiffs, der sich ernstlich bemühte, das Hineinspielen der Geisterwelt in menschliche Geschicke, wie es bei Hoffmann vor sich geht, bis auf den Gipfel emporzutreiben. Auf diesem Wege übertreibt aber Schiff maßlos; er wirkt unglaubwürdig und nicht erschütternd, sondern ernüchternd.
    In der ersten Novelle treiben die Hexen (ein abscheulicher Kater hilft ihnen dabei) ihre heillosen Künste mit dem Blute, das einem Jüngling abgezapft wurde, der in ein (man weiß nicht recht irdisches oder himmlisches) Mädchen verliebt ist. Ein Arzt und sein gespenstischer Famulus suchen, der Hexe ihr Opfer zu entreißen; sie soll verbrannt werden, entflieht aber, während des Jünglings Liebste wirklich auf dem Scheiterhaufen umkommt. In dieser Szene, die in keinerlei Geisterspuk hineinspielt, ist Schiff ein packendes, sehr realistisches Genrebildchen gelungen. Die Verbrennung des schuldlosen Mädchens, das seine letzten ergreifenden Klagen dem Geliebten, der der Hinrichtung beiwohnt, zuruft, ist von stärkster Wirkung. Dieser Schluß, der wieder Schiffs Vorliebe für tragische Ausgänge offenbart, kann mit der ganz auf äußerliche Effekte berechneten Mache der Novelle einigermaßen versöhnen. Das gelingt der zweiten »Die Genialen« nur in den parodistischen Szenen; ihr sonstiger Inhalt (insbesondere die Sticheleien auf Gelehrteneitelkeit und die schwächlich funktionierende Gespenstermaschinerie) läßt die Frage, was Pieter Breughel damit zu schaffen haben sollte, für immer offen. Denn der vorgeblich so schauerliche Gespensterspuk, der aber schließlich seine natürliche optische und mechanische Erklärung findet, wirkt kalt und leer.
    Dagegen zeigen ein paar Gedanken über den Unterschied zwischen der poetischen Schönheit und Wahrheit, die wohl Schiffs Dissertation entstammen mögen, daß er sich mit diesen Fragen eingehend beschäftigt habe. Er meint, das Schöne könne wahr sein, doch sei das kein unbedingtes Erfordernis. Die Schönheit der Homerischen Gedichte würde dadurch nicht beeinträchtigt, wenn Achill und Hektor niemals gelebt hätten. Selbst das Häßliche könne schön wirken, wenn es sich an dem richtigen Orte befinde. Das sind, ohne daß Schiff damals Balzac schon kannte, auch dessen ästhetische Ansichten, die leider von dem Deutschen später nicht mehr anerkannt wurden. –
    Den drei Erstlingsbüchern Schiffs war kein

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