Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
führte Schiff die Geschichte zu Ende.
    Es ist ein hübscher Zug des Fortsetzers, daß er »Die Proletarier« mit einem Toast auf B. Heitmann schließen läßt. Man wünscht diesem, daß Not und Mißgeschick, welche manche edle Talente Deutschlands schon zugrunde gerichtet, ihm nichts anhaben mögen, damit er die reiche, ihm verliehene Gabe zu Ehren seiner Vaterstadt und seiner Mitbürger für alle Zukunft geltend mache. Sorgen und Gram mögen ihn nie mehr verbittern wider Welt und Leben, damit er, den Proletariern gleich, deren Interessen er vertrete, mit Ausdauer, Bescheidenheit und Lust seine Aufgabe vollende. –
    Die umfangreichste von allen in der »Reform« veröffentlichten Novellen heißt »Luftschlösser«. (Eine Erinnerung an 1848; »Reform« 1851, Nr. 88–103; als Buch bei Hoffmann und Campe 1854.) Unter diesem gemeinsamen Titel vereinigt Schiff drei Novellen »Luftschlösser«, »Noch ein Luftschloß« und »Helden des dreißigjährigen Friedens«, durchaus verworrene, wildphantastische, durch die Sucht des Autors, immer neue grobe Effekte anzubringen, nicht sehr erfreuliche Geschichten, die märchenhafte mit novellistischen Motiven recht äußerlich vereinigen. Jede Einheitlichkeit und Planmäßigkeit, aber auch jeder Darstellungsstil fehlt. Relativ am besten sind noch die »Luftschlösser«, in denen Schiff ein Kontrastbild zwischen üppigem Wohlleben und tiefster Armut entrollt, die endlich zur Selbsthilfe greift und die Sturmtage des Jahres 1848 entfacht. Als echter Demokrat ergreift Schiff für die Armen und Gedrückten Partei. Er billigt die wüsten Ausschreitungen, die sie sich zuschulden kommen lassen. Auffallend ist, wie stark er auch hier noch unter Balzacs Einfluß sieht, in dessen Manier die handelnden Frauen und die prunkvolle Ausstattung eines Bankierhauses geschildert werden. Manche Szene ist direkt aus den »Lebensbildern« übernommen, wie z.B. die, in der sich ein Vater (vgl. »Der Ball im Freien«) vor seiner verwöhnten Tochter fürchtet, und der, ehe er sie empfängt, in seinem Arbeitszimmer peinliche Ordnung macht. – »Die Helden des dreißigjährigen Friedens« behandeln ein durch die Zeitereignisse etwas überholtes Sujet: Die Nichtigkeiten, mit denen man sich von 1815–1848 in Deutschland abgeben mußte, als man sich an Virtuosen, Tierkomödien, Wunderkindern und ähnlichen Abgeschmacktheiten bis zur Siedehitze begeisterte. In seinem »Duett« hatte schon Mundt diese Auswüchse des geistigen Lebens Deutschlands verhöhnt, und Schiffs Satire kam wohl etwas post festum . Wenn er sich über den Enthusiasmus, den Paganinis Auftreten in ganz Europa erregt hatte, in der bittersten Weise lustig macht, so borgt er dabei aus Laubes Parodie »Zaganini«, und nur Vergeßlichkeit mag es verschuldet haben, wenn er es verspottet, daß sogar »Bratschen-Heilande« sich bewundern ließen. Denn er selbst hatte ja versucht, Erlöser der Bratsche auf den Konzertpodien zu werden.
    Schiffs novellistische Tätigkeit konnte ihm kaum den nötigsten Unterhalt erwerben. Im Hamburger Staatsarchive findet sich eine Abrechnung des Verlegers Richter über Honorare, die er seinem Mitarbeiter zahlte, aus der die wahrhaft kläglichen Summen bekannt werden, mit denen Schiff abgelohnt wurde. So erhielt er für den Schluß der »Proletarier« 12 Mark Banko, für »Luftschlösser« – 52 Mark. Dagegen mußte er für Kost und Logis monatlich 30 Mark an Richter bezahlen. Solche Honorare hätten einen festeren Charakter, als es Schiff war, moralisch verderben können; denn was er an Geld erhielt, damit würde sich heute kaum der letzte Reporter abfinden lassen. Natürlich mußte er trachten, sich andere Einkünfte zu verschaffen, und so begründete er unter Richters Beistand Mitte September 1851 in Altona ein politisches Volksblatt »Vetter Michel«, für dessen sechswöchige Redaktion er – 45 Mark erhielt. Von dieser Zeitschrift erschienen im ganzen elf Nummern, die zum größten Teil Schiff selbst schrieb. Wichtig sind darin jüdisch-politische Gespräche, wie solche in den Hamburger Zeitungen seit 1848 üblich waren. Die »Reform« brachte gelegentlich (1848 – 1851) Standreden und Briefe eines Isaak Moses Hersch aus Berlin über politische Angelegenheiten (mit stark antiösterreichischer Tendenz).
    Schiff hat unter dem Titel »Schabbesschmuh der Familie Absatz« im »Vetter Michel« ständige Unterhaltungen des Kolporteurs Absatz, seiner Tochter Vögelche und Motje Schreiers eingeführt. Anfangs erschienen

Weitere Kostenlose Bücher