Lebenselixier
herunter, öffnete die Tür einen
winzigen Spalt, und wurde sofort mit einer Spur des vertrauten, ersehnten
Geruchs belohnt -und zugleich von einer Welle weißglühender Wut überrollt.
Er hatte gehofft,
Tony riechen zu können. Auf diesem Wege würde er sie finden. Aber was ihm in
die Nase stieg, war nicht der Duft ihrer Haut. Er roch ihr Blut!
Lukas Puls raste. Sein Herz hämmerte. Die Feinde hatten das Blut seiner
Gefährtin vergossen!
Er spürte die Hände zweier Warlocks auf seinen Schultern.
„Ihr habt euch meinem Kommando unterstellt.“ Rhens entschlossene Stimme
veranlasste Lukas innezuhalten. Der Warlock würde nicht zulassen, dass er den
Einsatz gefährdete. „Wir gehen vor wie besprochen. Ist das klar?“
Lukas zwang sich zu einem steifen Nicken, kämpfte sichtlich darum, seinen Zorn
nicht auf Rhen oder seine Leute zu richten.
„Ihr beide sucht eure Gefährten. Wenn ihr sie gefunden habt, bringt ihr sie
raus. Auf dem schnellstmöglichen Weg.“
Rhen wandte sich zu seinen Männern um.
„Denkt daran: Das Blut der Sterblichen ist tabu. Wir haben keine Ahnung, wie sich
diese Droge auswirkt, wenn wir sie zusammen mit Blut aufnehmen. Hat das jeder
kapiert?“
Einhelliges Nicken antwortete ihm. Rhen grinste, wobei man seine Fänge sehen
konnte, und gab das Kommando zum Aufbruch.
43
Die stärkste
Witterung nach Blut schlug den Warlocks im breiten Mittelkorridor entgegen.
Alle Räume, die von diesem Flur abzweigten, lagen im Zentrum des Gebäudes,
umgeben von weiteren Gängen und Zimmern, hatten also keine Fenster. Der hintere
Raum auf der rechten Seite wurde von einer Stahltür verschlossen. Neu, matt
glänzend und massiv, erinnerte sie Rhen an den Tresorraum im Hause seines
Vaters. Eine Konstruktion, die durchaus geeignet war, Bluttrinker ein- oder
auszusperren.
Rhen blieb stehen
und seine Warlocks folgten dem Beispiel ihres Anführers. Sein Stellvertreter,
Elmer Parker, blickte ihn fragend an.
Sie hatten diesen Raum nicht gesucht. Ihr Weg zur Westseite des Gebäudes, wo
Walser hoffentlich von Arne und Jamal hinreichend beschäftigt wurde, führte hier
vorbei.
Rhen atmete langsam durch die Nase. So frisch, dass es grell in seine Sinne
stach, hing das Blut einer Frau in der Luft. Einer Gefährtin. Lukas Tony natürlich.
Darunter lag, dick wie Teer, der Geruch eines Menschen, den er kannte – Thomas!
Der Gefährte musste beinahe ausgeblutet sein.
Rhen sagte sich, es musste an seiner Einbildung liegen. Zu viel Zeit war
seither vergangen. Dennoch hätte er geschworen, dass noch immer ein Hauch von
Vampirblut in der Luft hing. Und doch - er war sich sicher - Finn Monahan war
hier gestorben!
„Herr?“
Elmers respektvolle Anrede ließ Rhen aufhorchen. Ihre Zeit war knapp bemessen,
aber Rhen konnte nicht einfach weitergehen. Es würde ihm keine Ruhe lassen. Er
musste mit eigenen Augen erfahren, was mit Finn geschehen war.
„Du hast das Kommando, Elmer. Finde Walser. Kein Angriff, bevor Lukas sich
gemeldet hat. Ich werde in ein paar Minuten zu euch stoßen.“
Rhen wusste, Elmer war alles andere als einverstanden. Dennoch neigte er den
Kopf und verkniff sich jeden Kommentar.
Rhen begutachtete
den massiven Stahl, der einem Banktresor Ehre gemacht hätte, und das
Eingabefeld im Rahmen der Tür, das einer kleinen Computertastatur glich. Seine
Finger glitten vorsichtig über die Tasten. Hier kam er nicht weiter, das wusste
er. Vielleicht hätte er Elmer hierbehalten sollen. Der Brite war wesentlich
älter als er, aber er interessierte sich für Elektronik. Was Rhen nicht von
sich behaupten konnte.
Er schüttelte den Kopf. Seine Warlocks waren mutig bis zur Unvernunft, ihm
ergeben und ausnahmslos geniale Telepathen. Aber sie waren auch durchweg jung
und impulsiv. Ohne Elmers Besonnenheit bestand die Gefahr, dass sie das Ziel
ihres Einsatzes aus den Augen verloren.
Sachte beklopfte
Rhen die Wand um die Tür herum, lauschte dem Geräusch hinterher. Schwer zu
sagen, woraus diese Wände bestanden. Durch gewöhnliche Gipsplatten könnte er
mit mäßigem Kraftaufwand hindurch brechen. Sollte er den Lärm riskieren?
Wie gut, dass es
ihm gelungen war, Lukas und Jan auf eine andere Spur zu setzen. Besonders
Lukas.
Jan wäre wahrscheinlich von sich aus schlau genug gewesen, sich sofort auf die
Suche nach Thomas zu machen. Hinter seiner harmlosen Fassade war der Kerl in einem
Ausmaß eigennützig und berechnend, dass es Rhen bereits bei verschiedenen
Gelegenheiten Respekt abverlangt hatte. Allein, dass er nicht
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