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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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nicht
zunutze zu machen.
    Lukas
konzentrierte sich, wurde sich der minimalen Luftströmungen in dem engen Flur
bewusst, bis er das Gefühl hatte, die einzelnen Moleküle der Luft auf seiner
Haut wahrzunehmen. Ein Flimmern legte sich über seine Umgebung, ähnlich einer
Luftspiegelung über heißem Asphalt. Jan nickte ihm nochmals zu - und Lukas trat
um die Ecke.
    Die vier
Sterblichen lungerten am Ende des Ganges, durchtrainiert und aggressiv in ihren
Muskelshirts und Springerstiefeln. Einer ein wahrer Koloss mit einem Körperbau
wie ein Wrestling-Star. Auf seinen kahlen Schädel war ein Camouflagemuster
tätowiert. Während die anderen drei betont lässig an den Wänden lehnten,
behielt er eine schmale Tür im Auge und blickte sich hin und wieder um.
    Lukas genoss es
zu spüren, wie sein Körper sich auf die Auseinandersetzung vorbereitete. Er
ertappte sich bei der Hoffnung, diese Sterblichen würden ihnen einen
ordentlichen Kampf liefern. Seit Tonys Verschwinden rang er mit seinem erhöhten
Adrenalinspiegel. Jetzt strömten Testosteron und Adrenalin in rauen Mengen in
sein Blut. Unter dem Ansturm der Hormone verdichteten sich seine Muskeln. Ein
berauschendes Gefühl von Stärke und Macht. Es verlangte nach Betätigung.
Bedächtig rollte er seine Hemdsärmel hoch. Der Stoff spannte über dem Bizeps
und auf seinen Unterarmen zeichnete sich jede einzelne Muskelfaser deutlich ab.
Zugleich drängten seine Fangzähne aus dem Oberkiefer.
    Lukas geballte
Fäuste kribbelten erwartungsvoll. Es war, als sähe der Tätowierte ihm direkt in
die Augen - was nicht möglich war. Auf diese Entfernung funktionierte die
Luftspiegelung, die ihn umgab wie eine Tarnkappe, einwandfrei, das wusste er.
Doch mit jedem Schritt, den er tat, wurde eine Entdeckung wahrscheinlicher.
Unter ahnungslosen, unbedarften Menschen konnte Lukas sich auf diese Art in
nächster Nähe unbemerkt bewegen. Mister Tarnmuster war weder das Eine noch das
Andere.
Das „Ausblenden“ beruhte auf einer Illusion, und wie alle Illusionen löste sie
sich auf, wenn sie erst einmal durchschaut war. - Was in dem Moment geschah,
als die Augen des Tätowierten groß wie Wagenräder wurden.
Für den Sterblichen musste es aussehen, als tauche Lukas aus dem Nichts vor ihm
auf. Das leichte Flimmern um die Gestalt des Vampirs machte den Trick sogar
eindrucksvoller, als träte er gradewegs aus einer anderen Dimension hervor.
Lukas verzog das Gesicht zu einem Grinsen und bleckte die Fänge.
Das Blitzen der weißen Fangzähne war es wohl, was den Kerl aus seiner Starre
riss. Er fluchte laut und seine Kumpane schreckten auf. Zuerst wanderten ihre
Augen ziellos durch den Flur. Dann entdeckten auch sie ihn, einer nach dem
anderen.
    Allerdings ließen
sie sich nicht ins Bockshorn jagen. Lukas hatte, angesichts dieses Tricks,
schon starke Männer in Panik davonrennen sehen. Aber er war nicht ihr erster
Bluttrinker. Sie überwanden ihren Schrecken und stellten sich relativ gefasst
zum Kampf.
Lukas runzelte die Stirn, angesichts der großen, zweifellos
rasiermesserscharfen Messer. Mit jedem davon könnte man einen Elefanten
ausweiden, doch es kam keine einzige Schusswaffe zum Vorschein.
    „Nur Klingen“,
flüsterte er, beinahe ohne die Lippen zu bewegen und so leise, dass nur Jan ihn
hörte. „Bleib, wo du bist.“
Er drehte sich nicht um, aber er spürte, dass Jan ihn verstand und sich mühsam
entspannte. Solange Lukas nicht Gefahr lief, von Kugeln durchsiebt zu werden,
konnten sie das Spiel noch eine Weile weiter spielen.
    Mit leeren Händen
ging Lukas den Flur entlang, unmissverständlich auf die schmale Tür zu. Der
Kodex der Jäger verlangte, dass er, seiner persönlichen Rachegelüste zum Trotz,
zumindest versuchte, die Sterblichen lebendig gefangen zu nehmen.
    Dabei stieg ihm
Tonys Duft in die Nase. Sie war hier. Thomas auch, verletzt, verzweifelt.
Noch immer gelang es Lukas nicht, seine Gefährtin telepathisch wahrzunehmen. Es
gab keine hundertprozentige Sicherheit, dass die beiden hinter dieser Tür auf
ihre Rettung hofften. Unweigerlich flackerte die Furcht auf, sie könnten
bereits tot sein.
Tony lebt , redete er sich entschlossen zu. Noch betrachtete Walser sie
und Thomas als Lebensversicherung. Und hinter dieser Tür befand sich etwas, was
es wert war, bewacht zu werden.
    Lukas ging
weiter. Ungerührt ließ er zu, dass zwei Sterbliche sich an ihm vorbei drückten.
Der tätowierte Schädel war einer von ihnen. Der zweite Kerl grinste dämlich.
Zweifellos hielt er ihn für

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