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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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dem blauschwarzen Schopf verfinsterte sich. Es erinnerte
Charles vage an die Mitglieder der Geschäftsführung von Goldshield. Auch sie
hatten ausgesehen, als würden sie etwas Unangenehmes riechen, nachdem sie ihn
aufgefordert hatten, sich zu rechtfertigen.
„Eure Blutquellen“, plapperte Charles weiter. „Ich weiß, wo sie sind. Ich kann
dir den Weg zeigen.“
    „Hier habt ihr
sie gefangen gehalten?“ Die Hand des Vampirs drückte härter gegen seinen
Kehlkopf. „Habt sie gefoltert.“
„Das war Walsers Idee!“ Er wusste selbst nicht mehr, ob er log oder die
Wahrheit sagte. Welche Rolle spielte das auch? „Er wollte sie sicher fixieren,
für seine Experimente. Er wollte wissen, wie diese Regeneration funktioniert,
wie lange sie dauert.“
    Charles
beobachtete, wie die schlanken Finger des Vampirs beinahe zärtlich über die eng
gewebten Stahlstäbe, die Schlösser und das Gestell mit den UV-Lampen wanderten.
Ein geflüsterter Name.
„Finn?“
Todesangst schüttelte Charles Glieder, ließ seine Muskeln unkontrolliert
zittern.
„Finn, das ist für dich!“ Der Vampir sorgte dafür, dass Charles das Messer sah.
Die Klinge sanft gebogen, das Heft aus hellem Bambus. Er ließ die Klinge
langsam in Charles Kehle einsinken, erst auf der einen Seite, dann auf der
anderen.
Das tat weh! So scheißweh! Charles Schreie hallten von den Wänden wieder, bis
seine Ohren klingelten. Er wusste nur zu gut, dass die Schalldämmung
funktionierte. Weder die Vampire noch diese umgedrehten Menschen hatte man von
außen Schreien gehört.
    Es gab kein
Entrinnen. Statt der Schreie brachte er nur noch Gurgeln hervor. Etwas lief
seine Kehle hinab und er musste husten. Die ganze Zeit blickte der Vampir in
seine Augen. Der schwarze, mitleidlose Blick hielt ihn gefangen.
Charles hörte sein eigenes Wimmern, sein jämmerliches Keuchen. Und die Wärme,
die sich von seinem Kreuz bis zu seinen Oberschenken ausbreitete, als seine
Blase versagte. Auch sein Nacken fühlte sich warm an. Warm und klebrig. Sein
Herz flatterte in einem verzweifelten Rhythmus.
Am Rande registrierte er das Splittern von vielen kleinen Glasbehältern. Der
Vampir zerstörte die Ampullen mit dem Serum und spülte es im Waschbecken der
Laborbank hinunter.
Das Messer kam erneut auf ihn zu.
„Ich habe nicht viel Zeit. Leider.“
Das Blitzen der gebogenen Klinge war das Letzte, was Charles sah. Ihm wurde
schwindelig, seine Sicht verschwamm. Die Welt versank in grauen Schatten.

 
     
44
    „Sie war hier.“
Lukas zwang sich zur Ruhe und schloss die Augen. Tief sog er Tonys Duft in
seine Lungen, obwohl der Schmerz in seiner Brust ihn schier um den Verstand
bringen wollte. Tonys Blut hatte in dem muffigen Flur eine überdeutliche Fährte
hinterlassen. Mühsam hielt er seine Instinkte im Zaum, die ihn zwingen wollten,
der Spur blindwütig zu folgen. Ihnen durften jetzt keine Fehler unterlaufen.
Keine von der dummen Sorte jedenfalls.
Jan atmete ebenfalls prüfend ein. Die beherrschte Haltung seines Freundes
beeindruckte Lukas. Sie wirkte wie ein Anker, hielt ihn auf dem Teppich,
während sein eigenes Temperament mit ihm durchzugehen drohte.
„Thomas ist in den letzten Stunden ein paar Mal hier vorbei gekommen.“ Jan
sprach so leise, kein Sterblicher hätte einen Hauch seiner Stimme gehört. „Aber
diese Fährte ist die frischste.“
Er deutete in dieselbe Richtung, in die es auch Lukas zog. Das war gut. Mit
etwas Glück mussten sie ihre Kräfte nicht weiter aufteilen. Es galt, auf der
Hut zu bleiben. Was läge näher, als den Vampiren mithilfe ihrer Gefährten eine
Falle zu stellen?
     
    Lukas roch die
Sterblichen frühzeitig und gab Jan ein Zeichen zu warten.
Sie waren zu viert, einige Meter hinter der nächsten Biegung des Flures. Ihr
Schweißgeruch war beinahe ebenso vielsagend, wie es ihre Gedanken hätten sein
können. Jeder Einzelne von ihnen machte sich weit mehr Sorgen um den Ausgang
dieser Nacht, als er sich selbst oder seinen Kumpanen eingestehen wollte.
    Raues Gelächter
brandete durch die Gänge und Jans Miene verzog sich geringschätzig. Vier
Männer, die ihre Unsicherheit mit überheblichem Gehabe kaschierten und dabei
die Vorsicht vergaßen, die zu ihrer Aufgabe gehörte.
    „Ich gehe vor“,
flüsterte Lukas.
Jan setzte zu Protest an, doch sein Freund ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Ich kann sie ausblenden, zumindest eine Weile. So erfahren wir, was sie
vorzuweisen haben.“
Nach kurzem Zögern nickte Jan. Es wäre dumm, sich Lukas Jägertraining

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