Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
Vom Netzwerk:
widersprechen.
„Diese Abhängigkeit baut sich immer auf, wenn ein Bluttrinker sich
ausschließlich von ein und demselben Wirt nährt. Besonders wenn zum Sex Gefühle
dazukommen. So passiert es meistens, dass sie sich, wider besseres Wissen, doch
mit Nicht-Telepathen verbinden. Manchen ist es auch egal. Oder sie finden es
sogar reizvoll, jemanden vollständig zu beherrschen. Wie zum Beispiel Etiennes
Vater.“
Tony blickte verblüfft auf.
„Nicht, dass er mir gegenüber seine Eltern erwähnt hätte. Jan hat mir davon
erzählt, mich aber gebeten, es für mich zu behalten. Das hab ich bisher auch
getan. Ich weiß nicht, wie viel Lukas darüber weiß, oder wissen soll.“
„Ich werd nichts verraten“, versicherte Tony. Sie fühlte sich plötzlich
stocknüchtern.
„Etiennes Eltern leben seit ungefähr fünfzig Jahren zusammen, glaube ich. Wenn
man das so nennen kann. Man sagt Jacques Leblanc, so heißt sein Vater, nach, er
sei ein sehr starker Telepath. Wahrscheinlich stimmt das. Schließlich ist
Etienne auch ziemlich gut. Jedenfalls hat Jacques sich ganz bewusst eine
Nichttelepathin als Gefährtin ausgesucht. Zumindest ist es das, was er Etienne
erzählt hat, als der ihm Vorwürfe machte.
Wenn Bluttrinker Kinder sind, haben sie noch keine telepathische Wahrnehmung.
Damals konnte er also nicht wissen, was sich zwischen seinen Eltern abspielte.
Aber als er zum ersten Mal in den Ferien von der Burg nach Hause kam, muss es
ihm wie Schuppen von den Augen gefallen sein.
Seine Mutter steht völlig unter Jacques Kontrolle, schlimmer als eine
Marionette. Etienne sagte, es käme ihm vor, als sei sie eine Art Zombie. Als
wäre nach all den Jahren, die sein Vater sie beherrscht, kein eigener Gedanke
übrig geblieben. Etienne konnte das nicht ertragen. Er hat versucht, seinen
Vater dazu zu bringen, sie aus seiner Gewalt zu entlassen. Aber das wollte der
natürlich nicht. Irgendwie kam es dazu, dass Etienne seinen Vater angegriffen
hat. Es dauerte drei Tage, bis Etienne sich von seinen Verletzungen erholt
hatte. Verdammt lange, wenn es nur um eine Prügelei geht. Jacques hat sich
geweigert, ihn länger in seinem Haus zu dulden. Etienne ist bei einem Onkel
aufgewachsen.“
Tränen liefen über Tonys Wangen. Durch den Alkohol, den sie intus hatte,
steigerte sie sich noch tiefer in das grauenvolle Schicksal dieser armen Frau
hinein.
„Es gibt Bluttrinker, die sich mit nichttelepathischen Menschen zusammentun und
es funktioniert recht gut. Allerdings wird die Chance darauf geringer, je
stärker die Kräfte eines Bluttrinkers sind. Je leichter es fällt, dem Partner
den eigenen Willen aufzuzwingen, wenn der anderer Meinung ist, umso größer ist
eben auch die Versuchung, es zu tun.
Etienne legt großen Wert darauf, keine Abhängigkeit zu seinen Wirtinnen zu
entwickeln.“

 
     
19
    Lukas lehnte an
einem glänzenden Edelstahltisch und versuchte den Leichengeruch zu ignorieren.
Selbst die zahlreichen Chemikalien, mit denen Matthias arbeitete, übertünchten
den süßlichen Gestank nicht vollständig. Dem Anblick des geköpften
Bluttrinkers, der auf dem zweiten Stahltisch lag, konnte er ohnehin nicht
entkommen.
    „Aus dem Bericht,
den ich Arne direkt übermitteln werde, kann Jamal alle Einzelheiten entnehmen“,
erklärte Matthias und ließ den bläulich-weißen Arm von Paolos Leichnam zurück
auf die Liege sinken.
Lukas nickte zustimmend. Die spezielle Forensik der Bluttrinker und ihrer Opfer
war das Spezialgebiet des Jägers. Jamal besaß ebenfalls einige Kenntnisse in
diesem Bereich. Lukas sah seine Stärken auf einem gänzlich anderen Gebiet.
Allzu detaillierte Erklärungen wären an ihn völlig verschwendet.
    Matthias ging um
den Tisch herum und unterzog Paolos zweiten Arm einer genauen Inspektion.
„Wie Jamal schon ganz richtig festgestellt hat, wurden die Körper bei beiden
Opfern vollständig ausgeblutet, bevor man ihnen die Köpfe abtrennte. Ihr
Organismus befand sich bereits seit Stunden im Kreislaufstillstand, bevor diese
Gewebe durchtrennt wurden.“
Lukas schaffte es, Matthias Blick nicht zu folgen, als dieser sich über den
zusammengefallenen Stumpf beugte, auf dem noch vor wenigen Tagen der dunkle
Lockenkopf des jungen Italieners gesessen hatte.
„Hinzufügen möchte ich, dass in Paolos Fall wesentlich systematischer
vorgegangen wurde. Wer auch immer das getan hat, lernt offenbar dazu.“
„Er lernt?“
„Allerdings. Bei Finn wurden mindestens zwanzig Schläuche eingeführt. Sowohl in
Venen als auch in Arterien.

Weitere Kostenlose Bücher