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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Einige venöse Zugänge sind sogar beinahe wieder
verheilt. Die Venen kollabierten und der Zugang wurde unbrauchbar. Also wurde
die nächste Ader angezapft. Ich würde so weit gehen, zu behaupten, dass der
Täter erst gegen Ende begann, die Arterien zu benutzen. Dabei hat er zweifellos
festgestellt, dass diese Methode besser funktioniert. Paolos Blut wurde von
Anfang an durch arterielle Zugänge entnommen. Das wirft natürlich eine sehr
interessante Frage auf.“
Lukas konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche das sein sollte.
„Warum hat der Mörder bei Finn so viel Zeit verschwendet?“
Matthias lächelte, als er Lukas ratlosem Blick begegnete.
„Jeder Bluttrinker würde sofort die Arterien wählen, wenn er an das Blut eines
Artgenossen gelangen wollte. Und zwar genau die großen Gefäße, die wir auch bei
unseren Quellen bevorzugen. Das ist dir vielleicht nicht bewusst, Lukas, aber
ich bin sicher, solltest du vor dieser Aufgabe stehen, würdest du instinktiv
das Gleiche tun. Ich bin überzeugt, auch eine erfahrene Gefährtin würde sich so
verhalten.“
„Du meinst, wer auch immer das war, hatte keinerlei Bluttrinker-Instinkte?“
„Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass der Täter ein Mensch ist. Ein
Sterblicher mit einer rudimentären medizinischen Ausbildung.“
    Die Tür wurde
aufgerissen und Lukas erkannte einen der jüngeren Wächter.
„Jeremias ist in der Leitung! Er will dich dringend sprechen!“
Matthias ließ sich nicht beeindrucken. Für die meisten ihrer Art - selbst für
die, die das Privileg genossen hatten, seine Schule zu besuchen - blieb
Jeremias Hunter eine Legende. Und das lag nicht nur daran, dass er
wahrscheinlich der älteste lebende Bluttrinker war.
„Hat er gesagt, was er will?“, fragte Matthias, mit einem missmutigen Blick auf
seine Latexhandschuhe.
Der Wächter öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ihm wäre nie in den Sinn
gekommen, seinem obersten Vorgesetzten diese Frage zu stellen. Vermutlich hatte
er noch nicht oft mit dem Großen Alten zu tun gehabt. „Er sagte nur, es
sei dringend“, erklärte er kleinlaut.
Matthias nickte und streifte die Handschuhe ab. „Na schön. Ich komme.“
Lukas nutzte die Gelegenheit, das Labor ebenfalls hinter sich zu lassen.
     
    „Natürlich hast
du völlig recht, Matthias.“
Jeremias saß zurückgelehnt hinter seinem antiken Schreibtisch, die Füße auf der
Eichenholzplatte lässig übereinandergeschlagen. Er hatte die Hände im Nacken
verschränkt und grinste selbstgefällig in die Webcam. „Aber für diese Erkenntnis
hätte ich keine moderne Wissenschaft gebraucht. Warum sollten Bluttrinker einem
Frischling das Blut mit Schläuchen aus dem Leib pumpen? Das wäre doch eine
unglaubliche Verschwendung.“
Matthias verzog angewidert das Gesicht.
    Schon als er den
Mund aufmachte, wusste Lukas, dass er es bereuen würde. Dennoch konnte er sich
die Frage nicht verkneifen. „Verschwendung?“
Jeremias hob eine Augenbraue, als hätte er eine ernstliche Bildungslücke seines
ehemaligen Schülers aufgedeckt.
„In den alten Zeiten brachten die meisten von uns wenig Begeisterung für die
nachwachsenden Generationen auf. Am wenigsten für die Nachkommen anderer
Bluttrinker. Schließlich gab es vor Jahrtausenden keine Millionenstädte mit
ihrem unerschöpflichen Heer an Blutquellen. Unsere Nahrung war wesentlich
dünner gesät, zumal viele von uns ihre Wirte regelmäßig töteten. Deshalb waren
die Altvorderen bemüht, die Konkurrenz um die knappen Ressourcen so früh wie
möglich auszuschalten. Davon abgesehen galt das aufblühende Blut der sehr
jungen als köstlichste Delikatesse, dem Blut menschlicher Jungfrauen in jedem
Fall vorzuziehen.“
In Jeremias Augen blitzte Spott. Lukas schluckte den aufsteigenden Brechreiz
hinunter.
„Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich anrufe“, fuhr das Oberhaupt der
Jäger ungerührt fort. „Vielmehr wollte ich dich darauf vorbereiten, dass du
noch eine weitere Untersuchung durchführen musst.“
„Lass hören.“ Matthias griff geschäftsmäßig zu Block und Stift. „Mensch oder
Bluttrinker?“
„Bluttrinker“, antwortete Jeremias. Alle Heiterkeit verschwand aus seiner
Stimme. „Wir haben Morris Branden gefunden. Mach dich auf eine unappetitliche
Angelegenheit gefasst. Er wurde schon vor einer ganzen Weile ermordet. Wenn du dachtest,
Paolos und Finns Tod seien eine Folter gewesen, wirst du dich wundern. Die
Idee, den Opfern Schläuche in die Adern zu schieben, ist damit

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